Als ich aufhörte zu reden, konnte Harry mich nur stumm anstarren. Ich sah ihm an, dass er nicht wusste, was er sagen sollte. Er fand die Worte nicht, um auf meine Geschichte etwas zu sagen. Und ich verstand ihn. Erst nachdem ich meine ganze Geschichte erzählt hatte, fiel mir auf, wie schrecklich sie doch war. Ich wollte keinesfalls in Selbstmitleid versinken, doch ich fragte mich, wie ich das Alles überleben konnte. Wie ich es geschafft hatte, Tag für Tag weiter zu machen. Die Hoffnung nicht zu verlieren. Aus diesem Grund hatte ich mir auch meinen Namen gegeben. Hope. Hoffnung. Weil Hoffnung oftmals das Einzige gewesen war, was mich noch am Leben gehalten hatte. Hoffnung war mir geblieben, wenn mich ansonsten alles verlassen hatte. Und damit ich das niemals vergaß, hatte ich mir selber den Namen Hope gegeben, denn mit dem Namen Elizabeth hatte ich nicht mehr länger leben können, es ging einfach nicht.
Heute frage ich mich oft, ob ich meinen Namen nach der ganzen Geschichte mit Harry nicht auch hätte ändern sollen. Ich weiß es nicht. Vielleicht hätte ich es tun sollen, aber es war beinah meine einzige, meine letzte Verbindung zu Harry gewesen, und ich hatte sie nicht auch noch kappen können. Dazu war ich weder damals noch heute bereit gewesen. Ich bin dafür immer noch nicht bereit. Werde ich wohl auch niemals sein, und aus diesem Grund werde ich wohl als Hope Summers sterben. Als Elizabeth Amber geboren, und als Hope Summers gestorben.
„Hope, ich weiß nicht, wie ich dir helfen kann. Ich weiß es einfach nicht. Ich weiß ja noch nicht einmal, welche Worte ich auf das eben erzählte finden soll. Ich bin sprachlos. Ich glaube in meinem ganzen Leben habe ich noch nie etwas so schreckliches gehört. Es tut mir so leid, Hope. So unendlich leid."
„Nicht."
„Was nicht?"
„Entschuldige dich nicht für etwas, was du gar nicht getan hast."
„Aber..."
„Kein aber. Tu es nicht. Bitte. Ich weiß, dass man das so macht. Wenn jemand gestorben ist, sagt man, dass es einem leid tut. Wenn einem einer etwas Schreckliches aus seinem Leben erzählt, sagt man, dass es einem leid tut. Aber warum? Warum entschuldigt man sich für etwas, das man gar nicht getan hat. Warum sagt man das so? Ich kann das nicht ertragen. Es ist falsch, und ich kann es nicht ertragen, wenn mir jemand sagt, dass es ihm leid tut, wenn es doch gar nicht seine Schuld war, gar nicht sein Fehler war. Harry, du kannst nicht das Geringste dafür. All die Sachen, die damals passiert sind, sind nicht deine Schuld. Im Gegenteil, du hilfst mir dabei all die Sachen langsam zu vergessen."
„Aber wie, wie kann ich dir helfen?"
„Liebe mich."
„Das tue ich. Verdammt Hope, das tue ich."
„Dann tust du schon alles, was du kannst. Wenn du mich liebst, tust du alles, wirklich alles."
„Aber was ist, wenn alles nicht genug ist."
„Aber alles ist genug. Mehr als genug. Harry, ich werde die Sachen nicht von heute auf morgen vergessen können, dafür haben sie mich zu sehr belastet. Aber ich werde sie vergessen können, nach und nach. Es wird lange dauern, aber wenn du mich liebst, dann kann ich es schaffen. Ich weiß, dass ich es mit deiner Hilfe schaffen kann."
Harry schaute mich an, und in seinen Augen konnte ich sehen, wie sehr er litt. Meine Geschichte hatte etwas in ihm berührt. Sie hatte ihn getroffen, wie ihn vielleicht noch nie etwas in seinem Leben getroffen hatte. Sie half ihm dabei mich zu verstehen und ich konnte sehen, wie sehr es ihm weh tat mich zu verstehen. Ich tat ihm weh.
„Harry, ich möchte dir nicht weh tun. Wenn es zu schmerzhaft für dich ist, wenn du damit nicht leben kannst, dann sag es. Dann werde ich gehen. Ich will dich nicht auch noch damit kaputt machen. Es reicht schon, wenn das Alles mich kaputt gemacht hat."
„Nein Hope. Tu das nicht. Ja, es tut weh. Sehr sogar, aber ich möchte nicht, dass du mich verlässt. Ich werde damit schon klar kommen, irgendwie. Ich muss es schaffen.", sagte er und versuchte sich an einem Lächeln.
„ Danke.", leicht strich ich ihm über den Mund und er zog meinen Kopf an seine Brust. Seine Hand umfasste dabei meinen Hinterkopf und ich konnte sein Herz schlagen hören. Er wollte mich beschützen. Es verletzte ihn, dass er es damals nicht gekonnt hatte. Ich merkte, wie sehr er es wollte. Mich beschützen. Mein Beschützer, dachte ich und genoss seine Wärme, seine Nähe. Er war hier. Er war da. Und er liebte mich. Er liebte mich und ich liebte ihn.
„Harry, ich liebe dich.", flüsterte ich an seine Brust.
„Ich liebe dich auch.", antwortete er mir und ich merkte, wie eine Träne auf meine Haare tropfte.Irgendwann mussten wir wohl wieder eingeschlafen sein. Meine Kopf auf seiner Brust, unsere Beine ineinander verschlungen. Noch nie zuvor hatte ich mich jemandem näher gefühlt, als Harry in der vergangenen Nacht. Nein, vielleicht nicht unbedingt körperlich, aber psychisch. Er war für mich da gewesen, als ich ihn gebraucht hatte. Mit einem Lächeln auf den Lippen betrachtete ich ihn, wie er schlief. Wenn man genau hinhörte, konnte man hören, dass er leise schnarchte und es war das schönste Geräusch, welches ich in meinem ganzen Leben vernommen hatte. Ich hätte ihm stundenlang dabei zuschauen können. Er sah so friedlich aus. So verletzlich. Plötzlich hatte ich das Bedürfnis ihn zu beschützen. Ihm durfte nichts Schlimmes passieren. Ich durfte ihn nicht zerstören, davor musste ich ihn bewahren. Eine Locke fiel ihm ins Gesicht und ich hatte das Verlangen sie ihm aus dem Gesicht zu streichen. Dabei seine seichte Haut zu berühren, nur zu streichen. Aber wenn ich das tat, würde er vielleicht aufwachen, und ich wollte ihn einfach eine Zeit lang noch beobachten. Die Ruhe genießen und mich für den Tag wappnen.
Minuten später konnte ich nicht anders, und musste ihm die Strähne einfach aus dem Gesicht streichen. Wie schon vermutet wachte er dabei auf. Erst versuchte er meine Hand mit seiner fortzuwischen, dann machte er die Augen auf. Er brauchte wenige Sekunden um sich zu orientieren, doch als er mich erblickte fing er an zu lächeln.
„Morgen.", nuschelte er. Lächelnd drückte ich ihm einen Kuss auf die Lippen. Er nutzt die Chance um mich wieder in seine Arme zu ziehen und mich an sich zu drücken.
„Bleib doch noch ein wenig bei mir.", sprach er undeutlich an meinen Rücken, und ich tat ihm den Gefallen.

DU LIEST GERADE
Different (Harry Styles)
FanfictionHope und Harry. Der gleiche Anfangsbuchstabe und ihre Liebe zur Musik ist wohl das Einzige, was sie verbindet. Ansonsten könnten sie unterschiedlicher nicht sein. Sie, die arme Straßenmusiker, die das Wort glücklich nur aus Geschichten kennt. Er, d...