Chapter 07

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Als Sam und Cole nach Hause kamen lag ich schon längst im Bett. Die Decke hatte ich mir über den Kopf gezogen, denn sie sollte die dunklen Schatten vertreiben, die mich schon wieder überfielen. Die Stimmen von mir fernhalten und die Schreie verstummen lassen.

Vorsichtig wurde die Tür geöffnet und leise schlichen beide herein. Hören tat ich sie trotzdem.
„ War ein toller Abend.“, lallte Sam leicht und sofort vernahm ich Cole, wie er sie anwies leise zu sein.
Ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Gesichtszüge, als ich daran dachte, dass die beiden jetzt meine Familie waren. 
Sie waren all das, was mir so viele Jahre verwehrt geblieben war.
Cole dachte an mich, wenn er nach Hause kam und nahm Rücksicht auf mich. Er passte darauf auf, dass auch Sam dies tat und Sam sorgte dafür, dass ich vor die Tür kam und nicht vergaß zu leben.
Ich liebte sie beide, jeden auf seine Weise und ich konnte mir eine Welt ohne sie gar nicht mehr vorstellen.

Diesen Gedanken fasste ich zum ersten Mal in meinem Leben und ich ließ es zu. Es stimmte, und es tat gut zu wissen, dass es jemanden gab, dem man nicht egal war.
Die Welt ist so groß und es leben so viele Menschen auf ihr, da kann man sich schon mal allein vorkommen. Doch wenn man dann an die Menschen denkt, denen man etwas bedeutet wird das Gefühl des Alleinseins vertrieben.
Es ist schon merkwürdig, dass  man sich unter Milliarden Menschen einsam fühlte und nur eine Person einem das Gefühl von Geborgenheit vermitteln konnte.
Die Tür von Sams Zimmer wurde geöffnet und wieder geschlossen. Kurz darauf die von Coles Raum. Dann vernahm ich nur noch das quietschen des Bettes von Cole, als er sich hinlegte.

Stille nahm wieder mein Zimmer ein und meine Gedanken wanderten ruhelos umher. Ich wollte gerne schlafen, doch ich war nicht im Ansatz müde und ich konnte meine Gedanken nicht dazu bringen zu stoppen. Mein Kopf war zu voll, von den unterschiedlichsten Dingen. Es herrschte nicht einmal eine Ordnung. Einfach nur tausende Gedankenfetzen, die sich immer wieder zu neuen Bilder bildeten.
Stimmen erfüllten meine Ohren und Lichter blendeten meine Augen. Zwischendurch immer wieder ein paar grüner Augen, die mir direkt in die Seele blickten. Die meine innersten Geheimnisse zu kennen schienen und meine Träume. Die Hoffnungen, die nicht einmal ich selber kannte.
Sie machten mir Angst und zugleich fühlte ich mich zu ihnen hingezogen. Eine andere Welt, die meine so bedeutungslos erschienen ließ. Noch bedeutungsloser als sie sowieso schon war und obwohl diese andere Welt vor Farben nur so schimmerte wurde sie von einem Schatten überlagert. Einem Schatten, der wuchs und meine Welt wieder farbenfroher erschienen ließ.
Probleme, die so viel größer als die meine schienen und Freude, wie ich sie noch nie verspürt hatte.
Gegensätze, die bestanden und so extrem waren, dass sie verschiedenen Welten angehören müssten, doch das taten sie nicht. Sie waren da, zusam…

Ich schlief ein, bevor ich den Gedanken zu enden fassen konnte. Der Tag hatte mich mehr ermüdet, als ich es mir selber eingestehen wollte.

Ich wurde wach, weil mir ein Sonnenstrahl direkt in das Gesicht schien.  Langsam schlug ich meine Augen auf und sofort fiel mein Blick zu meinem Fenster. Das einzige was ich im liegen sehen konnte war ein wunderschöner, blauer Himmel.
Der Sommer war im kommen und das merkte man selbst hier in London. Immer öfter wich der Regen gutem Wetter und mit dem guten Wetter wurde auch meine Laune besser.
Ich liebte es die wärmenden Strahlen der Sonne auf meiner Haut zu spüren, während ich spielte und sang.
Das Gefühl der Wärme, die langsam in einem aufsteigt und der Geruch, den die Wärme auslöste.
Wenn es nach Sommer roch, nach Urlaub, nach Eis und Freude.
Es erweckte Sehnsüchte in mir, die niemals gestillt wurden und wohl auch niemals gestillt werden mochten.
Während ich noch immer in meinen Gedanken versunken war stand ich auf, machte mein Bett und suchte mir schnell etwas zum Anziehen raus. Die Auswahl fiel mir nie schwer, denn ich besaß nicht viele Klamotten. Die Sachen, die ich in meinem Schrank hatte waren größtenteils alt und abgetragen. Man sah es ihnen an und meistens versuchte ich sie so gut es eben ging aufzupimpen. Mit preiswerten Hütten, oder irgendwelchen Sachen, die mir gerade in den Sinn kam. Ich musste kreativ sein, viel anderes blieb mir nicht übrig.
Unser ganzer Haushalt war kreativ, wenn man es so nennen konnte. Wir mussten improvisieren und selber zusammen basteln.

Als ich in die kleine Küche kam stand dort schon eine Schale Cornflakes für mich bereit und daneben eine Milch. An der Milch lehnte ein kleiner Zettel.

Na du Männeraufreißer
Wir sind schon unterwegs. Haben dich nicht wecken wollen, weil du so tief geschlafen hast.
Deine Aufgabe gestern hast du gut erfüllt. Wo warst du nur plötzlich hin?
Nimm dir doch heute den Tag frei, es ist in Ordnung.

Cole
P.S. Ich weiß von deinen Alpträumen, aber es bleibt unser Geheimnis. Ich erzähle Sam nichts davon. Wenn du jemanden zum Reden brauchst, ich bin für dich da

Unten auf das Blatt war ein kleines, krakeliges  Herz gemalt.
Tränen standen mir in den Augen, als ich den kleinen Zettel zuende gelesen hatte.
Cole war einfach der allerbeste. Mir war es klar gewesen, dass er mich schon oft nachts gehört hatte.
Nicht selten wachte ich schreiend aus den Alpträumen auf, oder schlug um mich. Cole hatte einen leichten Schlaf und war davon sicher das eine oder andere Mal wach geworden. Sam hingegen schlief wie ein Murmeltier und würde es vielleicht nicht einmal bemerken, wenn jemand neben ihr das Haus abbauen würde.

Ich war Cole dankbar dafür, dass er Sam nichts von diesen Träumen erzählt hatte, denn sie würde mich dann solange löchern, bis ich ihr alles davon erzählen würde. Dafür aber war ich noch nicht bereit. Ich konnte es nicht erzählen, trotzdem wusste ich Coles Angebot zu schätzen.

Mein Blick glitt zu der kleinen Küchenuhr.
12 Uhr zeigte sie an.
Schon so spät? Überrascht sprang ich auf und warf dabei beinahe meine Schale mit den Cornflakes um.
Ich musste los.  Geld verdienen. Es war schon viel zu spät. Ich hatte verschlafen.
Erst da fiel mir wieder ein, was Cole geschrieben hatte. Ich sollte mir heute frei nehmen.
Doch konnten wir uns das überhaupt leisten?
Eigentlich nicht, und trotzdem boten die beiden mir das an. Ich war gerührt von dieser Geste, doch trotzdem wollte ich es nicht annehmen. Ich gehörte genauso zu diesem Haushalt und musste genauso dazu beitragen.
Ich wollte gar nicht erst damit anfangen einfach freizunehmen, weil ich den Tag davor feiern war.

Mein Entschluss stand fest, ich würde arbeiten gehen und so packte ich meine Sachen zusammen und machte mich auf den Weg . Noch immer schien die Sonne und ich wusste, dass es ein guter Tag zum arbeiten war.
Wie gut, dass war mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar
. Wäre ich an diesem Tag zuhause geblieben, so wie Cole es mir angeboten hatte wäre alles wohl ganz anders gelaufen.
Wer weiß, wo ich dann heute stehen würde, wer ich dann heute wäre. So oft denke ich darüber nach und doch komme ich nie zu einer Lösung. Ich hatte meine Entscheidung gefällt und somit auch einen Stück weit den Weg meines Lebens bestimmt.
Es brachte nichts sich zu fragen, was gewesen wäre, wenn, doch trotzdem tat ich es. Ich glaube, dass das ganz normal ist.  Irgendwann aber müssen wir alle damit aufgeben, denn wir werden es nie wissen, was gewesen wäre wenn.
Und aus diesem Grund ist meine Geschichte so, wie sie ist und nicht anders. Weil ich meine Entscheidungen gefällt habe.

Ob ich heute immer noch so entscheiden würde weiß ich nicht. Vielleicht würde ich heute sogar einfach zuhause bleiben, doch ich habe es nicht getan. Vielleicht war es Schicksal, vielleicht Glück, oder auch Pech. 

Es ist so wie es ist, und egal ob wir es Zufall oder Schicksal nennen, es bleibt das,  was es ist.

Ich habe es zwar schon bei dem Infokapitel getan, aber nochmal ein dickes Sry, für die lange Zeit ohne Update. Ich hoffe, dass es nicht nochmal vorkommt, doch versprechen kann ich es nicht.
Jetzt aber bin ich erst einmal richtig motiviert weiter zu schreiben, und ich hoffe auch, dass euch das Kapitel gefällt.

Ich suche noch nach einem Namen, wie ich euch nennen kann. Finde es nämlich ziemlich cool, wenn die Leser einer Geschichte einen Namen haben, aber mir fällt leider nichts ein :(
Wenn ihr einen Vorschlag habt schreibt ihn doch in die Kommentare und ich zerbreche mir einfach nochmal den Kopf darüber :)

Xx
Sophie

Different (Harry Styles)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt