Chapter 16

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„Du hast es gewusst? Und mir nie etwas gesagt? Ich dachte wir drei wären Freunde, aber ihr beide schließt mich ja immer aus. Ich will doch auch für sie da sein.“
„Sam, so ist das nicht. Wir schließen dich nicht aus und sie hat mir ja auch nichts erzählt. Es sind nur die Sachen, die ich mitbekommen habe und Hope wollte es keinen wissen lassen. Ich sollte es doch auch nicht wissen. Sie schämt sich dafür, und doch holt es sie immer wieder ein. Sie möchte endlich alles vergessen, aber sie kann nicht. Glaubst du, da wäre es für sie besser, wenn alle es wüssten? Glaubst du, damit wäre ihr geholfen?“
„Aber ich bin nicht alle. Wir sind nicht alle. Wir sind ihre Freunde. Wir sind alles, was sie hat. Sie sollte es uns erzählen. Uns beiden, nicht nur dir.“
„Sam, sie hat Probleme. Sie besteht ja fast nur aus diesen Problemen. Das ist keine Kleinigkeit. Die erzählt man nicht mal eben. Ich weiß nicht, was in ihrer Vergangenheit geschehen ist, aber es beeinflusst ihr Leben noch immer. Wir sollten ihr helfen und uns nicht darüber Gedanken machen, wem sie es erzählt hat und wem nicht.“
„ Aber ich will doch auch einfach mal Bescheid wissen. Ich will auch mal ein Geheimnis nur mit ihr teilen, ohne dass du es weißt. Ich weiß nie, worüber ihr redet.“
„ Ach Samantha, nimm dir das doch nicht so zu Herzen. Hope meint es doch gar nicht so. Sie liebt dich doch auch, und glaub mir, es wird Geheimnisse geben, die nur ihr teilt. Mach es dir doch nicht noch schwerer. Wir sollten uns jetzt einfach darauf konzentrieren für sie da zu sein. Wir müssen ihr helfen.“

Ich wollte nicht mehr weiter lauschen. Langsam machte ich die Tür zur Küche ganz auf. Durch Zufall hatte ich das Gespräch der beiden mitbekommen, denn die Tür war nur angelehnt gewesen.
Ich hatte immer geahnt, wie Sam sich fühlen musste, doch jetzt tat sie mir leid. Sie fühlte sich offensichtlich ausgeschlossen und das wollte ich nicht. Ich wollte sie nicht ausschließen, nur weil ich mit ihr nicht so umging, wie mit Cole.
Sam stand an den kleinen Herd gelehnt und Cole saß auf einem Stuhl. Ich steuerte direkt auf Sam zu und ehe sie wusste, wie ihr geschah nahm ich sie in den Arm.
„ Kommst du nachher mit in mein Zimmer. Ich brauche deine Hilfe.“
Bevor ich wieder verschwand nahm ich nur noch Coles anerkennendes Grinsen war. Es sollte ausdrücken, dass ich es gut gemacht hatte und er stolz auf mich war. Ich hatte das Richtige getan.

Vorsichtig öffnete Sam die Tür und trat ein. Gleich darauf schloss sie die Tür auch wieder und setzte sich neben mich auf das Bett.
„ Was ist los?“, fragte sie mich.
„ Ich brauche deine Hilfe. Ich habe ein Date, und weiß nicht, was ich anziehen soll.“
Sofort war Sam Feuer und Flamme.
„Du hast ein Date? Wer? Der Junge aus dem Club? War das auch der, von dem der Brief war? Wir müssen dich sofort herrichten. Deine Haare machen und dein Make-Up. Wann kommt er?“
„Sam, beruhig dich.“, lachte ich und sie fiel ein.
„Ok, erst suchen wir ein Outfit heraus und dann machen wir deine Haare und dein Make-Up. Dabei kannst du mir alles erzählen.“
Ich nickte und Sam ging sofort zu meinem spärlichen Klamottenschrank.
„Irgendetwas werden wir hier schon finden, notfalls leihe ich dir etwas von meinen Klamotten, auch wenn die nicht viel besser oder teurer sind.“
Ich war froh darüber Sam um Hilfe gebeten zu haben.

„ Weißt du schon, was ihr macht oder irgendeine Andeutung?“
„Nein. Er wollte, dass ich es mir aussuche, doch ich will viel lieber überrascht werden.“
„Also sollte es etwas flexibles sein. Du darfst nicht frieren, wenn ihr draußen seit, oder nur ein wenig und nicht vor Hitze umkommen, wenn ihr drinnen seit.“
Zielsicher griff sie nach einem weinrotem Kleid.
„ Dieses Kleid ist perfekt. Mit einer Strumpfhose, ein paar High Heels und einer dünnen Jacke wird es perfekt sein. Und es sieht nicht im Ansatz billig aus.“
„ War es aber.“
„Sieht man aber nicht.“
 
Sam verließ kurz das Zimmer und kam dann mit einem paar schwarzer, schlichter High Heels wieder.
„Hier, die leih ich dir. Zum Glück haben wir die gleiche Größe. Hast du noch eine schwarze Strumpfhose?“
„Ja, schau im Schubfach nach.“
„Und als dann nimmst du noch deine Lederjacke. Los, geh duschen und zieh dich um. Dann folgen Make-Up, Frisur und Tratsch. Wann kommt er eigentlich dich abholen?“
„Um sechs.“
„Um sechs? Das ist ja in drei Stunden schon. Na dann mal hopp hopp.“, und mit einer hektischen Handbewegung scheuchte sie mich ins Bad.

Eine halbe Stunde später saß ich frisch geduscht und umgezogen in der Küche auf einem Stuhl. Der Tisch war mit jeglicher Schminke und jeglichen Haarutesilien übersät, die Sam so schnell hatte finden können.
Als sie den gefühlt zehnten Kamm angeschleppt hatte, der aussah, als gehörte er in den Müll verschwand Cole mit den Worten „ Ich bin zwar schwul, aber so schwul dann doch wieder nicht.“

„So und jetzt wirst du mir erzählen, wer der glückliche ist.“
„Sam, du musst mir versprechen, dass du keine Kreischanfälle bekommst und vor allem, dass du es nicht weiter erzählst. Niemandem.“
„Ich verspreche es. Indianerehrenwort.“
„Ok.“
Während Sam anfing an meinen Haaren herum zu werkeln fing ich an zu erzählen:

„ An dem Abend als ihr mich verkuppeln wollte habe ich mit einem Jungen getanzt. Er war nett und wir haben uns gut verstanden. Doch dann haben wir uns fast geküsst und ich bin weg gerannt. Raus aus der Disko, aber er kam hinter her. Draußen habe ich nicht darauf geachtet, wo ich hingerannt bin und bin volle Kanne in einen anderen Typen gerannt.“ Sam entfuhr ein kleiner Quieker, doch sie gab keinen weiteren Kommentar von sich. „ Wie sich herausstellte kannten die beiden sich. Und dann hab ich dem Jungen, den ich umgerannt habe, in die Augen geschaut und hatte das Gefühl, die Welt würde stehen bleiben.“ Der Quieker wurde lauter „ Trotzdem habe ich mich mit niemandem der beiden verabredet und bin einfach nach Hause gegangen. Am nächsten Tag war ich zum Singen im Hyde Park und der Junge, den ich am Tag zuvor umgerannt hatte war durch Zufall auch da. Er hat mir einen kleinen Zettel in die Gitarrentasche gelegt, auf dem er um eine Verabredung gebeten hat. Ich bin hingegangen und wir haben einen Kaffee getrunken. Es war ein schöner Abend.
Trotzdem gab es eine Sache, die mich beschäftigt hat. Der Junge aus der Disko und der, welchen ich umgerannt hatte waren überrascht gewesen, dass ich sie nicht kannte. Außerdem hatten beide versucht ihre Gesichter zu verstecken, sei es unter einer Kapuze oder einer Sonnenbrille. Also wollte ich wissen, woher ich ihn kenne müsste. Daraufhin haben wir einen Deal gemacht. Ich habe ihm meine Adresse gesagt, und er wollte mich dann bald wissen lassen, wer er war.“
„Der Brief.“, entfuhr es Sam.
„Genau, der Brief. Oder besser gesagt der Umschlag, denn es war kein Brief darin. Es waren Karten darin. Konzertkarten.“
Sam sah ratlos aus, zugleich aber auch gespannt. Ich sah ihr an, dass sie nicht den blassesten Schimmer hatte, mit wem ich mich getroffen hatte.
„ Ich bin auf das Konzert gegangen, doch nach der Hälfte bin ich wieder gegangen. Es klingt vielleicht albern, oder übertrieben, aber ich habe mich in den Jungen verliebt. Es war ein einziger Blick, der mir gereicht hat, um mich zu verlieben. Ich glaube, dass es Liebe auf den ersten Blick war, zumindest für mich. Aber er ist berühmt. Sam, er spielt in einer ganz anderen Liga als ich es tue, und deswegen wollte ich ihn vergessen. Ihn einfach aus meinem Herzen verbannen. Ich wollte es wirklich, weil ich Angst davor habe ernsthaft verletzt zu werden. Ich kann nicht noch einmal ernsthaft verletzt werden, weil ich nicht weiß, ob ich das überlebe.“ Sam schaute mich traurig an, und ich wusste, dass sie am liebsten gefragt hätte, was das noch einmal bedeutete, doch sie ließ es bleiben.

„Am nächsten morgen hatte ich noch einen Brief erhalten. Darin bat er mich um ein weiteres Treffen, doch ich bin nicht hingegangen. Ich wollte mich an mein Vorhaben halten. Wenige Stunden nachdem er mich hätte treffen wollen klingelte es an unserer Tür. Das war gestern Abend. Er stand vor der Tür und wollte einfach nur sehen, ob ich einfach nicht gekommen war, oder ob mir irgendetwas passiert war.  Dann wollte er wieder gehen. Als ich ihn die Treppen hinunter gehen sah wurde mir bewusst, dass ich ihn nicht gehen lassen konnte. Ich konnte es nicht ertragen zu wissen, dass ich ihn nie wieder sehen werde. Und das klingt verdammt kitschig für mich.“
Sam lächelte und antwortete: „Ja, das tut es, aber es klingt auch sehr romantisch.“

„ Ich habe ihn hereingebeten und wir haben uns unterhalten. Dann hat er mich um ein weiteres Date gebeten und ich habe ja gesagt. Und jetzt sitzen wir beide hier.“

Gespannt sah Sam mich an, bevor sie fragte: „ Und, wer ist er? Wie ist sein Name?“
„ Harry. Harry Styles.“
Sams Augen wurden immer größer. „ Harry. Harry fucking Styles? Du machst auch keine halben Sachen, oder? Und der Junge aus der Disko? Liam Payne oder was?“, scherzte sie.
„Ne, Niall Horan.“
Sam klappte der Mund auf.
„Niall Horan?“
Ich nickte nur.
„Ok Hope. Entweder hast du verdammtes Glück oder einfach nur einen Knall.“
„Beides.“, lachte ich.

Different (Harry Styles)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt