Kapitel No°1

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"Wer hat mich denn letzte Nacht allein gelassen, als es mir total schlecht ging?!"
"Ach, jetzt bin ich wieder Schuld oder was?"
"Du gingst als es am schlimmsten war. Es ändert sich gar nichts!"
"Man kann sich nicht innerhalb von einem scheiß Monat ändern"
"Man hätte aber schon mal anfangen können, anstatt es immer schlimmer zu machen! Deine Versprechen hältst du immer noch nicht ein"
"Ach dann such dir doch einen anderen, der deine scheiß Wünsche erfüllt"

Mit diesen Worten verließ Noah das Zimmer. Ich starrte zur Tür und fing kurz darauf an zu weinen. Nach 3 Jahren gibt es plötzlich so ein Streit und er wird immer abweisender. Ständig ist er irgendwo anders und hat plötzlich keine Zeit mehr, wenn wir etwas unternehmen wollen. Ich frage mich ständig, ob er vielleicht eine andere hat, aber habe ich wirklich nur noch so wenig Vertrauen? Wenn wir uns sehen, passiert nur noch sowas wie gerade eben. Es geht mir in letzter Zeit nicht gut, weil sich meine Eltern vor 1 Woche getrennt haben. Ich erwarte dann natürlich Unterstützung von meinem Freund, aber er verspricht ständig etwas und hält es dann nicht ein. Immer hat er Ausreden für irgendwas und macht plötzlich mehr mit seinen Freunden als mit mir.
Ich ging die Treppe runter und dort hörte ich auch schon meine Mutter schreien. Meine 9 jährige Schwester Viktoria und ich wohnten seit der Trennung bei meiner Mutter. Sie wirkt immer sehr überfordert und natürlich traurig.

"Madison! Anstatt immer oben in deinem Zimmer zu sitzen, konntest du mir auch mal im Haushalt helfen. Du bist 17 und keine 5 mehr. Du bist alt genug!"

Ich machte schon den ganzen Haushalt, aber gut. Ich schaute in den Kühlschrank, der leider leer war. Meine Mutter lässt sich total hängen und geht nicht mehr raus. Bei meinem Vater war es anders. Er versuchte sich abzulenken, indem er Sachen tut, die er vorher nicht tun konnte. Aber leider können wir nicht bei ihm wohnen, weil er lange arbeitet und wir dadurch oft alleine wären. Trotzdem bin ich oft bei ihm um Zeit mit ihm zu verbringen, wenn er mal nicht arbeiten muss.

"Guck nicht so. Es ist doch wahr. Alles muss man allein machen. Und mit dir Viktoria müssen wir gar nicht erst anfangen. Das Leben besteht nicht nur aus Spaß."

"Mom, Tori muss sich um die Schule kümmern. Du willst doch auch, dass sie gute Noten schreibt."

"Trotzdem gibt es auch andere Dinge, die man machen muss."

"Ja schon, aber.."

"Geht bitte in euer Zimmer. Ich möchte nicht diskutieren"

Mit Tränen ging ich nach oben. Am liebsten hätte ich mit ihr über Noah geredet. Ich schnappte mir meine Nachtwäsche und ging ins Bad um zu duschen. Ich zog mich erst nur bis zur Unterwäsche aus und stellte mich vor den Spiegel. Ich hatte wirklich abgenommen. Dadurch, dass ich unter der Trennung so gelitten habe und es immer noch tue, habe ich überhaupt keinen Appetit mehr. Ich schaute mich erneut an. Schön war das wirklich nicht mehr.  

Ich stellte das Wasser auf 40°C und ging rein. Eine Zeit lang stand ich einfach nur da und starrte vor mich hin. Ich hoffe, es ändert sich alles und alle sind wieder glücklich. Aber mir war klar, dass es ein langer Weg wird. Mir kamen Tränen. Was, wenn Noah Schluss macht oder ich es ohne nachzudenken tue? Dann habe ich gar keinen mehr. Mein Vater muss sich um sich selbst kümmern und Tori ist erst 9. Als ich dann völlig fertig aus der Dusche kam, tropfte ich alles voll, aber ich dachte mir nichts bei und ging sofort in mein Zimmer. Dass morgen Montag ist, entzieht mir noch mehr Kraft und ich wollte nur noch schlafen. Also ging ich zu meinem geliebten Bett und versuchte zu schlafen. Im Halbschlaf kam dann natürlich meine Mutter rein, die sich wegen des nassen Badezimmers aufregte.

"Wenn du schon etwas nass machst, kannst du es auch weg machen! Das ist selbstverständlich. Komm jetzt auch nicht mit irgendwelchen Ausreden"

"Wollte ich ja"

"Sieht man ja. Entweder machst du das jetzt oder du siehst dein Handy nie wieder!"

Mit genervtem Blick ging ich zurück ins Badezimmer um es wegzuwischen. Meine Mutter stellte sich in die Tür und hatte immer wieder was zu meckern. Als ich dann endlich fertig war, ging ich zurück in mein Zimmer und knallte die Tür. Ich dachte meine Mutter kommt wieder rein wegen des lauten Knalles, aber sie ging nur mit einem stöhnen an der Tür vorbei. Ich legte mich zur Wand, steckte mir die Kopfhörer in die Ohren und schlief kurz danach ein. 

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Als ich am nächsten Tag aufwachte, saß Tori schon weinend an meinem Bett. Sie konnte kaum reden, aber es scheint wohl wieder irgendwas mit meiner Mutter zu sein. Ich setzte mich neben sie und legte einen Arm um sie. Mit der anderen Strich ich ihre Haare hinters Ohr.

"Was ist los?"

"Glaubst du, dass Mom und Dad sich nochmal versöhnen können?"

"Ich weiß es nicht. Momentan ist alles etwas kompliziert. Aber vielleicht brauchen sie nur Zeit und Abstand voneinander." Darauf ging sie ging zur Tür.

"Ich hoffe, du hat recht.."

Mit den Wörtern verließ sie mein Zimmer. Ich starrte noch für ein paar Minuten zur Tür und raffte mich dann zusammen um mich fertig zu machen. Ich kramte einen dicken Pulli aus meinen Schrank und eine schwarze Hose mit Löchern. Nachdem ich mich angezogen habe, ging ich ins Badezimmer und schmiss mir etwas Wasser ins Gesicht. Ich schaute verschlafen in Spiegel und beschloss darauf mich heute nicht zu schminken. Na gut, ich nehme Mascara mit um mich vielleicht in der Schule zu schminken. Ich ging nach unten um meiner Mutter einen Guten Morgen zu wünschen. Doch bei ihrer Laune lasse ich das lieber. Also nahm ich meine Jacke und lief zur Bushaltestelle.

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