Kapitel No°6

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Ich wollte aufstehen, doch dann kamen auch schon die Ärzte rein.

"Sie können nicht aufstehen, sie haben schwere Verletzungen. Sie können froh sein, dass sie nicht gestorben sind!"

"Aber ich.. Und N.. Noah! Was ist mit ihm?"

Ich versuchte trotz schmerzen aufzustehen, doch ich wurde festgehalten und bekam nicht einmal eine Antwort. Ich gab aber nicht auf. Ich muss doch wissen, was mit Noah ist!

"Lebt er? Ich muss zu ihm, bitte."

Die Krankenschwestern redeten irgendwas untereinander. Ich wollte gerade wieder Luft holen, doch dann antworteten sie mir endlich.

"Also, legen sie sich erstmal hin.
So also, der Körper ihres Freundes war schon ziemlich beschädigt und wir als Ärzte konnten da leider nicht mehr viel tun. Wir haben alles versucht was wir könnten. Es tut uns leid, aber leider hat ihr Freund dies nicht überstanden"

In meinem Kopf herrschte totales Chaos... Zugleich war ich am überlegen ob die das gerade wirklich gesagt haben oder nicht. Das kann nicht wahr sein, er versprach mir immer für mich da zu sein.

"Das kann nicht sein. Da muss man irgendwas machen können"

"Es tut uns leid, aber da konnte man nichts mehr machen"

"Dann müssen Sie es weiter versuchen. Kann ich zu ihm? Bitte", sagte ich schnell und stotternd.

"Wir haben schon gesehen, dass man nichts mehr machen kann. Jetzt beruhigen Sie sich bitte"

Ich legte mich wieder zurück aufs Kissen und sah meine Arme an. Sie waren voll mit Schläuchen und als ich an meinen Kopf fasste, spürte ich einen Verband.

"Wenn sie wollen, holen wir Ihnen gerne einen Tee zur Beruhigung!"

Ich antwortete nicht, denn ich war einfach noch nicht so ganz gedanklich da. Etwas später kam der Arzt zu mir rein.

"Guten Tag Frau Owens. Wenn sie wollen und können, können sie kurz zu ihrem Freund um sich zu verabschieden. Sie achten aber bitte auf die Schläuche. Und den Infusionsständer nehmen sie bitte mit."

"Ja, danke.."

Ich stand langsam auf und spürte meine schmerzen. Meine Rippen taten mir weh und um mein bein war auch ein Verband, aber zum Glück kein Gips. Ich sollte mich von ihm verabschieden. Aber verabschieden..? Konnte ich das? Ich wollte ihn auf jeden Fall sehen. Ich stürzte in den Raum wo er lag. Total reglos und ruhig.. Das war ich nicht gewöhnt von ihm. Ich setzte mich hin und nahm seine Hand. Ich küsste sie und legte sie an mein Herz.

"Guck, meins schlägt für dich mit. Ich kämpfe für uns beide weiter"

Ich fing an zu weinen und küsste seine Hand wieder. Am liebsten hätte ich mich neben ihn gelegt und ihn gestreichelt. Doch ein Arzt war noch mit im Raum. Noahs Familie war inzwischen auch da und schauten ihn an. Sie ließen mich kurz allein mit ihm und der Arzt ging auch.

"Ich werde dich immer lieben. Der Abend, den du mir geschenkt hast, war wunderschön. Ich werde diesen Abend auch niemals vergessen. Du warst das wichtigste in meinem Leben.."

Nun setzte ich mich neben ihm. Mit meiner Hand strich ich ihm über die Wange, lehnte mich etwas nach vorne und küsste ihn vorsichtig. Dann legte ich mich tatsächlich neben ihn und stellte meinen Infusionsständer daneben. Kurze Zeit später kamen seine Familie und der Arzt wieder rein. Er meinte wir sollen uns jetzt endgültig von ihm verabschieden. Seine Familie tat es, doch ich löste mich nicht von ihm.

"Ich gehe nur mit ihm"

"Es tut uns leid, doch sie müssen gehen!"

Sie mussten mich rausziehen, weil ich immer wieder zu ihm hinging. Ich wollte ihn einfach nicht gehen lassen.

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Die Tage verstrichen und ich hatte täglich Besuch von Freunden, meiner Schwester und meiner Mutter. Ich konnte auch an nichts anderes mehr denken, als das ich ihn nie wieder sehen werde. Dass er nie wieder bei mir ist.. Jeden Morgen wache ich mit dem Gewissen auf, nie wieder in seinen Armen liegen zu können. Ich dachte noch eine Zeit lang drüber nach und rief dann meine Mutter an.

"Was ist?"

"Ehm.. Ja also ich bin noch im Krankenhaus wie du weißt und ich wollte fragen, ob du mir vielleicht neue Klamotten bringen könntest?"

"Du weißt doch, dass ich bis Freitag keine Zeit habe. Ich bin nicht zuhause"

"Kannst du nicht eben kurz kommen?"

"Nein, erst in 3 Tagen, wie gesagt."

Enttäuscht wollte ich auflegen, doch dann fiel mir ein, dass ich sie noch was fragen wollte.

"Wie lief es mit dem Vorstellungsgespräch"

"Ich denke es ist gut gelaufen, aber ich muss jetzt auch wieder auflegen."

Mit diesen Worten legte sie auf. Ich rief noch meinen Vater an und noch ein paar Freunde, aber die waren alle nicht zu erreichen. Kurz darauf kam ein Arzt rein. Er setzte sich wortlos hin und schrieb irgendetwas auf. Ich wollte gerade fragen, wann denn meine Entlassung ist, doch er unterbrach mich.

"Frau Owens, können sie sich noch an das Geschehniss erinnern?"

"Also nur, dass plötzlich ein Auto kam, dann wachte ich auf und hielt Noahs Hand... Der Rest ist weg. Viel mehr habe ich auch nicht mitbekommen."

"Okay, wir haben eine Vermutung was passiert sein könnte. Allerdings ist dies nur eine Überlegung, wir haben keine Feststellung. Wollen Sie das hören?"

"Ja bitte"

"Also, es kam ein Auto von vorne. Ihr Freund, Herr Carter, hat versucht auszuweichen. Doch das gelang ihm nicht. Das Auto, das von vorne kam, fuhr mit hoher Geschwindigkeit in die Seite ihres Freundes und es traf ihn am meisten. Sie wurden durch ihren Freund etwas geschützt und leiden deswegen 'nur' an einer Gehirnerschütterung, Prellungen und ihr Bein hat viele Wunden"

"Sind sie sich da sicher...? Und, dass er dann noch am Unfallort starb?"

"Ja das kann durchaus sein."

"Und.. Wie lange muss ich noch hier bleiben?"

Ich denke, dass sie übermorgen raus können. Sie sind da schon seit 4 Wochen hier und es gibt keine Gefahr mehr zu sterben oder dergleichen"

"Okay.. Und..", er unterbrach mich.

"Ich muss dann auch weiter zum nächsten Patient. Bis zum nachsten Mal"

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