1. Türchen: Teenagers

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"Malia! Kommst du mal runter?"

"Mhm..."

"Malia!" Ruckartig schreckte ich hoch. Noch halb in meiner Traumwelt versunken, hob ich den Kopf, der sich mit meiner Müdigkeit zusammen, so anfühlte, als würde er Tonnen wiegen. Nicht aufstehen, bitte. Ich öffnete erst vorsichtig ein Auge, dann das andere. War heut nicht Sonntag? Wenn es vor halb 10 war, würde ich meine Mom wohl oder übel töten müssen. Während ich mich an das sanfte Sonnenlicht, das durch das Fenster rechts neben mir kam, gewöhnte, suchte ich mit meiner rechten Hand nach meinem Handy, das irgendwo unter der Bettdecke versteckt lag. Als ich es gefunden hatte, machte ich sofort das Display an. 7:24 Uhr. Laut stöhnend rollte mich aus dem Bett. Dann stand ich auf und streckte mich. Mit der dicken Decke um mich gewickelt, tapste ich die Holztreppe nach unten.

"Mutter!" Am Fuß der Treppe angekommen, schaute ich mich verwirrt um. Momentan stand ich in unserem großen Wohnzimmer, von meiner Mom keine Spur. Mein Körper war immer noch taub von der Müdigkeit und meine Füße kribbelten. Genervt murmelte ich vor mich hin und zog die Bettdecke fester um mich.

"Nenn mich nicht so, Tochter!" Ich folgte ihrer Stimme in die Küche. Sie rollte gerade Teig mit einem Nudelholz aus. Eine dampfende Tasse Tee wartete schon auf der Kücheninsel auf mich. Mom wollte irgendwas von mir. Misstrauisch verengte ich die Augen und sah ihr zu.

"Was tust du da?" Sie hob den Kopf und zog eine Augenbraue hoch. Okay, rhetorische Frage. Ich gähnte laut, während ich mich unsanft auf einen der Barhocker gegenüber von ihr fallen ließ und stütze dann meinen Kopf auf meiner Hand ab.

"Wieso weckst du mich so früh." Meine schweren Augenlider drohten schon wieder zu zu fallen. Vorsichtig nahm ich die heiße Tasse in meine, wie gewöhnlich, eisigen Finger und trank einen kleinen Schluck.

"Es ist gar nicht so früh. Wenn du früher ins Bett gehen würdest-"

"Wärst du jetzt nicht so müde. Wow, danke Mom. Wie immer sehr hilfreich." Ich lächelte ironisch und sie erwiderte es sofort. Es war immer das Selbe. Ein bisschen Instagram-Stalken hier, eine Prise Tumblr dort, dann noch durch Twitter scrollen und schwups du schaust irgendwann mal aus dem Fenster und denkst dir "ist das da die Sonne?", obwohl du eigentlich um 12 ins Bett gehen wolltest...

"Ich will, dass du mir beim Backen hilfst." Genervt verdrehte ich die Augen. Wieso hatte sie mich dafür ausgesucht? Ganz bestimmt nicht, weil ich so tolle Gesellschaft war und erst recht nicht wegen meiner herausragenden Backkünste. Die waren nämlich nicht vorhanden. Ich würde mich nicht wirklich als Morgenmensch bezeichnen. Wenn ich länger darüber nach dachte, war ich auch kein Mittagsmensch. Ab 14 Uhr war ich erst brauchbar für zwischenmenschliche Aktivitäten. Meine Mom wusste das, aber sie wollte immer, dass ich mich mehr im Familienleben einbrachte. Nein, danke. Dafür hatte sie ja meine kleine Schwester, Laila.

"Kann dir Lala nicht dabei helfen?" Meine Mom schaute mich enttäuscht an. Verwirrt zog ich meine Augenbrauen zusammen. Was hatte ich jetzt wieder falsch gemacht?

"Die hat heut bei Becka übernachtet. Hast du das wieder vergessen?" Unsicher wich ich ihrem Blick aus. Sie wertete das als Antwort und atmete frustriert aus, was so viel sagte wie "was soll ich nur mit dir machen, Kind". Langsam stellte ich die Tasse wieder auf die Tischplatte, weil sie doch ein bisschen zu heiß in meinen Händen war.

"Wieso bäckst du überhaupt?" Ich angelte mir eine Mandarine aus der Obstschale neben den mit Backpapier bedeckten Blechen, die auf der Insel links von mir standen. Dann wandte ich meine Aufmerksamkeit wieder Mom zu, während ich die Schale von der Mandarine zupfte.

"Die Masters kommen heute vorbei." Das Obststück blieb mir im Hals stecken und ich fing an sehr gewaltsam zu husten. Die Masters. Sehr enge Freunde meiner Eltern. Das war nicht das Problem. Das Problem war ihr Sohn. Noah. Noah Shaw Masters. Ugh.

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