- Noah -
Ich stieg um Punkt 7:15 Uhr vorm Haus der Bolans aus. Malia war, wer hätte das gedacht, nicht da. Genervt stieß ich mich von meinem Auto ab und stieg die Stufen zur Haustür nach oben. Meine Mutter und ihre Schnapsideen immer. Malia und ich waren schon länger nicht mehr zusammen und so sehr ich es genoss, ihr auf die Nerven zu gehen, ich wollte nicht noch extra Zeit mit dem Mädchen verbringen. Das erinnerte mich nämlich immer daran, wie große Scheisse ich bei ihr gebaut hatte. Ich wollte nicht so mit ihr umgehen, aber mein Körper reagierte einfach ohne mein Gehirn einzubeziehen und ich war generell der Meinung, dass ich lieber so in ihrem Leben war, als dass sie mich komplett vergaß. Das war nämlich das Szenario, das ich am wenigsten ertragen konnte.
"Hallo, Noah." Tessa öffnete schwungvoll die Haustür und lächelte mich an. Sie sah immer noch sehr jung aus, wie meine Mom auch. Wenn ich die Bilder im Regal stehen sah, hatte sich fast nichts verändert.
"Misses Bolan." Ich erwiderte ihr Lächeln und schielte an ihr vorbei in den Flur.
"Du solltest nach 18 Jahren wissen, dass du Tessa sagen kannst." Sie legte ihre Hand auf meine Schulter und wies mich an ins Haus zu kommen.
"Malia ist noch nicht fertig." Angestrengt versuchte ich ein genervtes Stöhnen zu unterdrücken. Im selben Moment wurde im oberen Stock eine Tür auf gemacht und Bird sprang die Treppenstufen runter. Sie hatte eine enge Jeans und Bikerboots an. Dazu einen dicken dunkelgrünen Pully mit der Aufschrift "I'd rather die" auf der Brust. Ihre kurzen Haare standen wild von ihrem Kopf ab und sie warf mir einen hasserfüllten Blick zu. Sie hatte schon immer eine Schwäche für den perfekten Auftritt gehabt.
"Und ich dachte schon du hättest es vergessen." Sie hatte den Fuß der Treppe erreicht und schulterte ihren Rucksack nochmal.
"Niemals, Bird." Ich grinste breit.
"Ich hatte mir doch so große Hoffnungen gemacht." Tessa räusperte sich und schüttelte den Kopf. Ihre Tochter presste die Lippen aufeinander und schluckte eine weitere abfällige Bemerkung runter.
"Ihr beiden solltet langsam los fahren." Malia warf mir einen angewiderten Blick zu, dann rollte sie mit den Augen und ging an mir und ihrer Mutter vorbei zur Haustür.
"Kommst du?" Sie schaute über ihre Schulter zurück zu mir, während sie die Haustür öffnete und ihren schwarzen Wintermantel von der Garderobe nahm. Widerwillig setzte ich mich in Bewegung. Tessa rief uns noch was hinterher und wir winkten bevor die Tür hinter uns ins Schloss fiel.
"Hättest du nicht einfach nicht kommen können?" Malia sah mich genervt an und ging dann die Stufen zu Einfahrt runter.
"Und den Zorn meiner Mom auf mich ziehen? Natürlich." Ich fuhr mir durch die kurzen Haare und lief ihr hinterher. Dabei starrte ich ihr auf den Arsch.
"Sie hätte dich schon nicht ermordet und hör auf mir auf den Arsch zu starren, sonst fängst du dir eine." Sie musste sich nicht mal zu mir umdrehen, um es zu merken. Vielleicht haben Frauen tatsächlich einen 6. Sinn für sowas. Statt mir Beachtung zu schenken, lies sie ihren Kopf in den Nacken zurück fallen und ging einmal um meinen silber-schwarzen BMW herum.
"Wenn du dich plötzlich aus dem Auto stürzen willst, musst du mir vorher Bescheid sagen." Sie legte den Kopf zu Seite und warf metaphorische Dolche nach mir.
"Sehr witzig. Wie immer ist dein Humor zum tot lachen." Ich zog meine Augenbrauen hoch und sie hob das Kinn an. Wir starrten einander ein bisschen unentschlossen an, bevor wir gleichzeitig den Blick abwandten und die Autotür öffneten. Malia setzte sich schwungvoll in den schwarzen Ledersitz und nahm ihre Tasche und die Winterjacke auf die Knie. Dann zog sie die Autotür zu, schnallte sie sich an und nahm ihre Kopfhörer aus der Manteltasche.
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MOVING ON
Jugendliteratur"Okay. Jetzt reichts! Hör auf mich mit Papier zu bewerfen! Was ist dein Problem?" "Du. Du bist mein Problem. Du hast mir am Sonntag die Tour versaut. Was sollte das bitte?" "Achso. Ich entschuldige mich. Tut mir leid, dass du jetzt eine Schlampe we...