In seinen Armen

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Lukas und ich hatten es endlich nach vielen Anstrengenden Stunden geschafft den Song aufzunehmen und wir waren gerade dabei diesen zu Bearbeiten. Mir wurde schon oft gesagt, dass es ziemlich Nervenaufreibend ist mit mir einen Song zu Produzieren, doch im Endeffekt kam immer ein Song dabei herum mit dem alle beteiligten zufrieden waren. Deshalb sollen die alle sich nicht so anstellen, dafür nahm man doch gerne ein paar Stressige Stunden auf sich. Aber zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass es mit den anderen auch nicht unbedingt leicht war. Erst recht nicht mit Lukas; er ist ein Perfektionist durch und durch.

Wir hatten den größten Teil geschafft, der das Bearbeiten vom Song anging und ich fühlte mich seit langem wieder richtig gut. Um es mit den Worten von Lukas zu sagen: "Ich blühte in meiner Arbeit voll und ganz auf." So kam es öfters dazu, dass wir beide beim Bearbeiten des Songs rumblödelten. Wie zum Beispiel da, als Lukas dabei war den Rap mit der Musik von der Lautstärke und Intensivität her anzupassen und zu regulieren. Er schien mit dem Ergebnis zufrieden und hörte es sich erneut an, doch ich Pausierte den Song mit der Anmerkung, dass ich noch eine Kleinigkeit ändern würde. Ich lehnte mich vor und verschob den Regler am Mischpult, der für Lukas Gesangs-Lautstärke zuständig war, nach ganz unten. Als ich mich dann wieder zurück in mein Stuhl fallen ließ und das Lied komplett ohne Lukas Parts abspielte , sah ich zu ihm herüber und lachte böse. Lukas hingegen sah mich einfach nur mit einem Blick an, der mir sowas wie " Ist das dein Fucking ernst?" sagen sollte. " Jetzt ist das Lied perfekt! ", fügte ich noch mit einem grinsen hinzu.Das böse Lachen hatte ich schon längst abgelegt.Während er mich weiter so ansah, bekam ich mich vor lachen gar nicht mehr ein." Die Drogen tun dir nicht gut Timi." sagte Lukas dann irgendwann und langsam beruhigte ich mich auch wieder. Ich sah ihm genau an, dass er versuchte nicht auch zu lachen aber er konnte es sich noch gut verkneifen.

Wie gesagt, wir hatten echt viel Spaß dabei und so zögerte sich das Ganze ein wenig hinaus. Vielleicht war es doch nicht so schlimm den Song zu Produzieren, wie ich vorerst angenommen hatte. Als wir dann endlich ,nach geraumer Zeit, fertig wurden und die ganzen Höhen und Tiefen hinter uns gelassen hatten, fielen wir uns in die Arme.

Neben den ganzen Spaß den wir hatte, war ich manchmal echt kurz davor zu Verzweifeln. Zum Glück war es Lukas mit dem ich zusammen gearbeitet hatte, weshalb ich wahrscheinlich nicht komplett die Fassung verloren hatte. Bei ihm konnte ich mich schon darauf verlassen, dass es wirklich gut ist wenn er das sagte. Im Gegensatz dazu, wenn ich mit anderen zusammen Arbeitete und des Öfteren mal in Verzweiflung geriet, weil manches nicht so lief wie ich es mir vorstellte oder ich mit meinem Mitwirkenden in Konflikt geriet, weil wir andere Ansichten hatten.

Allmählich lösten wir uns aus der Umarmung und standen uns gegenüber. Lukas Gesicht zierte ein liebevolles lächeln, während er zu mir herunter sah. " Und genau deshalb solltest du niemals mit der Musik aufhören.", flüsterte er schon fast. Dennoch hatte ich meine Zweifel. Es war nicht auszuschließen, dass er recht hatte aber an den restlichen Songs würde ich alleine Arbeiten und bei dem Gedanken verflog meine Motivation direkt. Ich war so in meinen Gedanken versunken und starrte einfach nur gerade aus. "Timi? Bekomm ich auch eine Antwort ?", räusperte sich Lukas und tippte mir dabei gegen die Stirn. Er riss mich so aus meinen Gedanken und blinzelnd sah ich zu ihm hoch. "Hast wohl recht", antwortete ich ihm mit einem sanften lächeln und griff nach meinen Zigaretten. Gekonnt zog ich mir schnell eine heraus und auf dem weg zum Sofa zündete ich mir diese an. Lukas folgte mir und ließ sich neben mich auf dem Sofa nieder. Nachdem ich paar mal an meiner Zigarette zog, legte ich meinen Kopf auf seiner Schulter ab. Für einen Kurzen Moment lehnte er seinen Kopf gegen meinen und rutschte danach etwas nach vorne, so dass ich meinen Kopf perfekt ablegen konnte. Ich hatte mir vorgenommen endlich wieder mit Lukas über so ein Paar 'Probleme' zu reden. So oft wie ich ihn in den Monaten abgewiesen hatte, hatte er es verdient zu erfahren was los war. Zwar mochte ich es nie wirklich über meine 'Probleme' zu reden und wollte mich nie irgendjemanden damit aufzwängen aber bei Lukas musste ich mir darum nie Gedanken machen. Wenn was war konnte ich ihn immer volllabern, egal wie spät es war oder in welcher Situation er sich befand. Dies hatte er mir oft genug versichert und auch oft genug bewiesen. Vorsichtig, ohne überhaupt zu wissen wie ich das Thema ansprechen sollte, stieß ich einen leicht verzweifelnden Seufzer aus. Bevor ich dann anfangen konnte zu sprechen, legte Lukas einen arm um mich und gab mir so das Gefühl von Sicherheit. Er machte es jedes mal und ich war nicht unbedingt der größte Fan davon aber ich ließ ihn immer einfach machen. Nach einer weiteren Minute voller schweigen, wusste ich zwar immer nicht wie ich anfangen sollte aber ich fing einfach an. " Ich weiß auch nicht warum oder weshalb. Aber nun ja. Du weißt schon. Irgendwie, verklier ich mich  wieder. ", bekam ich dann stotternd heraus. Ohne, dass er groß nachdachte, antwortete er mir kurzerhand. "Deine Depressionen kommen wieder, nicht wahr?". Ich nickte nur und versteifte meinen Blick auf den Boden. Wieder herrschte einfach nur schweigen zwischen uns. Meine Zigarette kostete ich bis zum wirklich aller letzten zug aus und am liebsten wollte ich mir noch eine Anstecken aber Lukas Schulter war viel zu bequem. " Ich weiß selbst nicht warum. Ich dachte ich hätte-...", fing ich gerade an zu Sprechen, doch Lukas unterbrach mich. "Von dem was du mir alles bisher erzählt hast. Und ich kenne dich auch schon sau lange. Da ist das kein Wunder." Im ersten Moment verstand ich nicht was er genau meinte und hakte nach. "Du hattest eine "scheiß" Kindheit und immer nur Probleme. Anstatt, dass du versucht hast damit umzugehen und das alles auf die Reihe bekommst hast du dich in deine Eigene Welt geflüchtet mit Drogen. Du denkst vielleicht das lässt dich alles kalt, aber das tut es nicht. Man muss kein Psychologe sein um zu wissen, dass sich das Unterbewusst ansammelt. Irgendwann passiert genau das was schon früher und jetzt passiert. Du verfällst wieder in deinen Depressionen und das macht dich Fertig." Ich wusste er hatte Recht, aber wer wollte sowas schon wahrhaben? Als Mann ist es erbärmlich unter Depressionen zu leiden und wie Lukas es gesagt hatte, man flüchtet davor. Jeder auf seine eigene Weise und ich eben in der Musik und in den Drogen. Schon seit meiner Jugend litt ihr an immer wieder Kehrenden Depressionen, die ich aber immer wieder versuchte zu unterdrücken.

...Und bis heute kämpfe ich mit den Folgen...

" Auch diese Panik Attacke, vor zwei Monaten im Hotel, ist eine Folge dessen. Stimmt's?", man konnte hören wie Vorsichtig und Einfühlsam Lukas mit dem Thema umging. Wiedermal nickte ich einfach nur. Glücklicherweise waren die Panik Attacken nur Einzelfälle und kamen deshalb nicht sehr oft vor. Sie waren wie Horror-Drogen-Trips, nur ohne Drogen. Obwohl ich bemerkte, dass die Drogen nur noch negative Auswirkungen auf mich hatten, nahm ich sie weiter. In der Hoffnung sie würden mir trotzdem Helfen. Immer wieder ging ich das Risiko eines Horror Trips von LSD oder verstärkten Depressionen durch Gras oder Kokain ein. Lukas und ich redeten noch lange darüber. Doch als er mir riet mal einen Psychologen aufzusuchen um das alles aufzuarbeiten, wollte ich nicht mehr mit ihm reden. Ich weigerte mich dagegen. " God. Du hörst dich an wie meine Mutter. Ich habe früher keinen Psychologen gebraucht und brauche ihn jetzt auch nicht.", ich hielt kurz inne und stand auf. " Dafür habe ich doch dich." Ohne Lukas noch einmal anzusehen schnappte ich mir Heisenberg und verschwand mit ihm nach draußen.

Es war schon dunkel geworden, als ich mit Heisenberg wieder kam. Größtenteils war es auch bei mir zuhause dunkel und ich wusste nicht wo Lukas war. 'Bestimmt hat er sich schon Schlafen gelegt', dachte ich und schlich vorsichtig am Wohnzimmer vorbei. Jedoch sah ich, dass die kleine Wohnzimmerlampe noch brannte und ich entschied mich einen kurzen Blick hinein zu werfen. Umhüllt von dem kleinen Licht, sah ich wie Lukas verzweifelnd auf dem Sofa saß. Seine Hände umhüllten sein Gesicht und um ihn herum nur Dunkelheit. So hatte ich ihn noch nie Gesehen und zum ersten mal bereute ich es ihm alles erzählt zu haben. Ich war nicht der einzige der unter der derzeitigen Situation litt. Das mit Basti musste auch bestimmt  für ihn schwer gewesen sein und dann redete ich ihn noch mit meinen Problemen voll. Mit gesenkten Blick ging ich in mein Zimmer. Für das alles gab ich mir die Schuld und umso länger ich darüber nachdachte umso stärker wurden meine Kopfschmerzen, die mich förmlich zerdrückten. Ich wusste nicht mehr weiter und fiel auf mein Bett.

Mein Atem Stockte für ein Moment, als ich im Flur schritte hörte. Anscheinend war Lukas aufgestanden, doch ich fragte mich warum er deshalb vor meinem Zimmer Herum schlich. Kaum hatte ich den Gedanken zu ende Gedacht, da hörte ich wie sich langsam meine Zimmertür öffnete. Vor schreck stellten ich mich schlafend und wartete einfach ab. Das sanfte Licht vom Flur durchbrach an einige Stellen die Dunkelheit in meinem Zimmer. Es fiel mir schwer die Augen geschlossen zu halten, da ich unbedingt wissen wollte was Lukas hier wollte. Doch ich glaube ich hätte es nie erfahren, wenn ich in dem Moment "aufgewacht" wäre. Fast ohne Geräusche ging er langsam auf mein Bett zu und was dann passierte raubte mir für einen Moment den Atem. Lukas legte sich zu mir ins Bett und legte Vorsichtig einen Arm um mich. Nun war ich noch viel verwirrter als zuvor. Warum tat er das? Zu diesem Zeitpunkt verstand ich es noch nicht. Wie gelähmt von der Situation lag ich einfach nur da und tat so als würde ich schlafen. 'Morgen wird er es dir sicherlich erklären', dachte ich und versuchte so ruhe in meine Gedanken zu bekommen. Ich nahm mir also vor einfach wirklich einzuschlafen. Doch Lukas lag so nah an mir, dass ich seinen Atem und sein Herz hören konnte und dies erschwerte das ganze. Nach einer weile, hatte sich meine Atmung  der von Lukas angepasst und auch mein Herz schlug im selben Rhythmus wie seins.

Das Ende von TrailerparkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt