Erste Anzeichen

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Am nächsten Morgen wachte ich zusammengekauert in der Ecke des Sofas auf. Meine Augenlider waren noch schwer und nur mühselig konnte ich diese öffnen. Die Sonne brannte wie Feuer in meinen Augen, weshalb ich diese am liebsten wieder sofort geschlossen hätte. Doch im ersten Moment verstand ich nicht wo ich war und sah mich , ohne großartig meinen Kopf zu bewegen, um. Ich entdeckte Lukas in der anderen Ecke des Sofas mit einem Kaffee in der Hand sitzen. Er wollte mir anscheinend genug Platz zum schlafen lassen, weshalb er sich so in die ecke quetscht hatte. Da er nicht bemerkt hatte, dass ich wach war, löste ich meinen Blick von meinem Band Kollegen und stellte mich vorerst weiter schlafend. Wie jeden Morgen fühlte ich mich einfach nur scheiße; nichts neues. Am liebsten hätte ich das Sofa für den Rest des Tages nicht verlassen. Ich hatte keine Lust auf den Streit zwischen unserer Band. " Wir werden uns doch eh wieder gegenseitig anpissen.", dachte ich und stieß unüberlegt einen Seufzer aus. Im nächsten Moment hörte ich auch schon Lukas: " Guten Morgen Timi." Das lächeln, welches seine Lippen zierte, konnte man förmlich hören. Schwerfällig setzte ich mich auf und nuschelte ein 'Morgen' vor mich hin, in der Hoffnung, Lukas hätte es trotz der undeutlichen Aussprache verstanden. Lukas hielt mir seine Tasse mit Kaffee hin und ohne großartig zu zögern nahm ich einen Schluck davon. " Du hast sehr unruhig geschlafen", merkte er in einem ruhigen ton an. Ich hingegen nickte einfach nur. Direkt nach dem aufwachen, war ich eben nicht der Typ der großartig redete und im Schlaf kauerte ich mich oft hin und fange an zu zittern; nichts Neues. Doch davon bekam ich nie etwas mit. Ich bekam es nur immer wieder von vielen Leuten zu hören. "Du hast total gezittert. Hab mir echt Sorgen gemacht und gedacht, dass es eventuell eine Nachwirkung vom Heroin war." Ich ließ ihn einfach weiter erzählen und nippte dabei weiter an seinem Kaffee. " Doch als ich dich vorsichtig am Arm berührt hatte,  hast du zum Glück damit aufgehört." Anfangs hatte ich Lukas sozusagen nur mit einem Ohr zugehört, doch durch seinen letzter Satz hatte er meine volle Aufmerksamkeit. Wie gesagt, ich wusste, dass ich oft im Schlaf unkontrolliert zitterte, aber dass es jemand geschafft hatte mich sozusagen zu beruhigen, war mir neu. So überrascht wie ich über diese Information war, so ließ ich mir auch nichts Anmerken. Ich reichte Ihm lediglich seine Tasse zurück und nickte ihm wieder einmal nur zu.

Es ging mir nun durch Lukas nicht unbedingt besser, aber ein wenig konnte er mir schon helfen. In seiner Gegenwart fühlte ich mich einfach Geborgen. Damals hätte ich nie im Leben solche Wörter zum Umschreiben dieser Situation benutzt. Eher mehr, dass er der totale Ruhepunkt war und man sich in seiner Gegenwart super entspannen konnte. Umso länger ich darüber nachdachte, umso mehr beschlich mich ein Gefühl voller Freude, dass er sich wieder um mich kümmern würde. Und das, obwohl Lukas Fürsorge für mich beim letzten mal einen kleinen Konflikt zwischen uns ausgelöst hatte und es mich immer wieder aufgeregt hatte. Wahrscheinlich waren solche Gefühle die ersten Anzeichen, aber ich wollte es anfangs einfach nicht wahrhaben. 

Nachdem ich endlich richtig wach war, machten wir uns gemeinsam auf den Weg zu Vortex und Sudden. Meine Laune wurde zwar durch Lukas teilweise wieder angehoben, aber umso näher wir Vortex Wohnung kamen, umso mehr verschwand diese auch wieder. Jeder von uns hatte eine andere Meinung und jeder versuchte diesen durchzusetzen, ohne auf die anderen einzugehen. " Früher hatte es doch auch Funktioniert. Nur weil Basti nicht mehr da ist?". Ich fand in meinen Gedanken keine Antwort darauf. Es konnte doch nicht sein, dass Basti einzig und allein das Ganze Konzept von Trailerpark und uns zusammengehalten hatte. Nein ich schätze eher mehr, dass er der Auslöser für das war, was ich schon die ganze zeit Befürchtet hatte. Wir hatten uns zwar nicht auseinander gelebt, aber wir alle hatten uns verändert. Unsere kleine Familie, die ich über alles liebte, fing an auseinander zu brechen. Das machte mir Angst. Würde das hier alles nun enden? Würde Trailerpark bald Geschichte sein? Viele Fragen schwirrten in meinem Kopf herum. Ich war zwar der Meinung, dass wir eine Pause gebraucht hätten, aber an eine komplette Auflösung der Band wollte ich nun wirklich nicht denken.

Für einen Moment löste ich meinen Blick vom Boden und konnte schon in der Ferne Igors Wohnung erkennen. Es hätte sich nur noch um wenige Minuten gehandelt, bis wir diese dann auch erreicht hätten. Auch Lukas schien die ganze Zeit über in seinen Gedanken vertieft gewesen zu sein. Den ganzen Weg über, sprachen wir kein Wort miteinander. Wieder schwenkte mein Blick von Lukas in Richtung der Wohnung und ein seltsames Gefühl machte sich in mir breit.

Ein weiterer Schicksalsschlag sollte unsere Band treffen und dieser hatte fatale Folgen.


Das Ende von TrailerparkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt