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" Für dieses Lied möchte ich gerne meinen Freund und Label-Boss dazu holen: Timi Hendrix!". Max schrie meinen Namen in das Mikrofon und das Publikum rastete aus. Für einen kurzen Moment schloss ich meine Augen und atmete noch einmal tief durch. Als ich dann meine Augen wieder öffnete, setzte ich meine Maske auf. 'Hoch motiviert' sprang ich die paar Treppenstufen hoch zur Bühne und genoss den Applaus der Menge. Mädchen fingen an zu kreischen, als sie mich sahen und streckten ihre arme nach mir aus. Die Jungs hingegen grölten besoffen irgendetwas und viele riefen immer wieder 'Timääh'. Ich hörte sie zwar, aber sehen konnte ich keinen von ihnen. Dafür waren die Scheinwerfer viel zu Hell, jeder der einmal auf einer Bühne stand wird mich verstehen.  Es war eine unglaubliche Stimmung die im Club herrschte. Auf einmal überkam mich eine Welle voller Gefühle. Dieses Gefühl seit Monaten wieder auf der Bühne gestanden zu haben war unglaublich und kaum in Worte zu fassen. Mein Kopf stellte sich von ganz alleine ab und ich befand wie mich wie in einem Rausch. Alles lief wie Automatisch ab und zusammen mit Max performte ich einen unglaublich geilen Song, den wir damals noch vor gut einem Jahr zusammen geschrieben hatten. Ich ließ mich von den Gefühlen des Publikums mitreißen und ich befand mich nur noch in diesem einem Moment. Ein Moment wo es nur das jetzt gab, kein damals und kein morgen. Einfach nur das jetzt; und das war unglaublich. Für die paar Minuten in denen ich auf der Bühne stand, vergaß ich all mein Kummer und all meine Sorgen. Die Bühne ist einfach wie mein zweites zuhause.

Doch so schnell dieses euphorische Gefühl gekommen war, so schnell verließ es mich auch wieder. 

Nach dem Song moderierte ich gemeinsam mit seinem damaligen Back up Rapper den nächsten Song an und verschwand dann wieder hinter der Bühne. Als erstes sah ich Luke mit ein Paar anderen Freunden auf dem Sofa sitzen, die sich einen Rauchten. " War Mega geil deine Show dikka!", rief mir irgendjemand zu, während ich weiter in den Raum herein trat. Von Sekunde zu Sekunde sank meine Stimmung wieder und ich ließ mich auf einen der freien Stühle nieder; abseits von den anderen.

Max spielte sein Konzert zu Ende und gab anschließend noch eine ausgiebige Zugabe. Deswegen kam er nach dem endgültigen Schluss des Konzertes total erschöpft zu uns und exte erstmal die erste Bierflasche die er in die Hände bekam. Direkt danach stießen wir alle nochmal mit Bier auf ein Gelungenes Tourende an. Ich hatte mir mittlerweile ein Platz auf dem Sofa neben Chris gesichert und baute mir gerade einen Blunt, als Max sich mit seinem dritten Bier neben mich auf die Lehne des Sofas setze. " Danke, dass du echt gekommen bist.", flüsterte er etwas und lehnte sich in meine Richtung. "Für dich doch immer süßer", scherzte ich etwas rum und zündete mir dabei meinen frisch gedrehten Blunt an. " Übrigens, deine Show war übertrieben krass. Dein Label Boss ist stolz auf dich." Max und ich mussten auflachen und unterhielten uns noch eine ganze Weile. Ich hatte ihn schon seit Ewigkeiten nicht mehr wirklich gesehen, genauso wie alle anderen die damals dabei waren. Man fühlte sich schon ein wenig unwohl wenn man auf einmal wieder unter so vielen Leuten ist, wenn man sich davor Monate lang nur zuhause verkrochen hat. Doch davon ließ ich mir nichts anmerken.

Nach einer Viertelstunde war Fehring der erste, der zu den Fans raus ging und nachdem Max sich von seinem 'Konzertrausch ' beruhigt hatte, folgte auch er ihm nach draußen. Während die Beiden sich in das Getümmel von den ganzen Fans Stürzten, blieb ich schön im ruhigen Backstage Bereich mit Lukas sitzen. Erst zwei Stunden nach Beendung des Konzertes, überlegte auch ich mir mal einen Blick nach draußen zu werfe. Da die meisten Fans bestimmt schon längst weg waren, machte ich mich also auf den Weg. " Ich gucke dann mal was der Max mit seinen Fans so anstellt.", ließ ich Lukas wissen und schlug sanft auf seinen Oberschenkel ehe ich aufstand. Er nickte mir zu, doch blieb weiter sitzen und beschäftigte sich mit seinem Handy.

Zum Glück waren echt nur noch eine Handvoll Fans da und da sich die sich die Meisten mit Max oder Fehring Unterhielten, wurde ich erst gar nicht wirklich Wahrgenommen. Mit den Händen in meinen Jackentaschen versunken ging ich langsam umher. Dann erkannten mich auch schon die ersten Fans und ich wurde für die nächsten mehreren Minuten komplett umringt. Obwohl viele Fans ein Gespräch mit mir aufbauten, war ich nicht wirklich Anwesend. In Gedanken war ich immer woanders und ließ mein Blick durch den raum umher schweifen. Dabei entdecke ich am ende des Raumes ein Mädchen, welches alleine auf dem Boden saß und vertieft in ihr Handy war. Das Leuchten vom Display erhellte ihr Gesicht in dem dunkeln Raum. Irgendwo her kam sie mir bekannt vor. Wegen der Dunkelheit und da ihr ein Paar Haarsträhnen ins Gesicht fielen, konnte ich sie aber leider nicht wirklich gut erkennen. Also musste ich weiter Rätzeln. 

Anscheinend bemerkte sie, dass ich die ganze Zeit zu ihr herüber sah und erhob ihren Blick vom Handy. Dann erkannte ich sie auch. Sie war die Krankenschwester, die sich noch vor mehreren Tagen , wegen der Heroin Überdosis, um mich gekümmert hatte. Unsere Blicke trafen uns und sie schenkte mir ein zaghaften lächeln. Ich hätte mit jedem gerechnet, nur nicht mit ihr.

Mittlerweile hatten sich auch der letzte Hardcore Fan von mir verabschiedet und ich hatte endlich meine Ruhe. Ich wollte mich gerade zu Fehring rüber begeben, da tippte mir jemand zaghaft auf die Schulter. Genervt darüber drehte ich mich um, ließ mir aber nichts anmerken. Kaum hatte ich mich umgedreht, da erkannte ich sie schon, auf einmal stand die kleine Krankenschwester mir direkt gegenüber. Sie hatte anscheinend die ganze Zeit gewartet, bis ich alleine war. " Hast dich ja wieder gut erholt", lächelte sie mich an und sah mir direkt in die Augen. Wir unterhielten uns noch eine Weile darüber und kamen vom einem Thema auf das andere. Es war echt interessant mit ihr mal Privat zu reden und nicht nur auf Beruflicher Basis. 

Während ich so mit ihr Sprach, musste ich an das Denken was Max mir an dem Morgen noch gesagt hatte. " Du musst dich am Besten einfach mal Ablenken." Vielleicht sprach auch nur der Alkohol und das Gras aus mir, aber mitten in ihrem Satz bückte ich mich zu ihr herunter, sie war mindestens ein Kopf kleiner als ich, um ihr etwas ins Ohr zu Flüstern. Daraufhin wurde sie etwas rot und nickte zögerlich. Schnell drehte ich mich zu ein Paar Kollegen, die sich aus Max, Fehring, John und Alek zusammensetzten, um. " Man sieht sich!", rief ich ihnen zu und hob kurz meine Hand zur Verabschiedung. Dann legte ich meinen Arm sanft um ihre Hüfte und ging gemeinsam mit ihr nach Draußen. Sie wirkte etwas nervös als wir auf ein Taxi warteten, aber trotzdem versuchte sie sich zusammen zu reißen und sich weiterhin normal mit mir zu Unterhalten. Wir standen dicht zusammen, da es, um so später es wurde, immer kälter wurde. 

Sie hatte ihren Kopf auf meine Schulter gelegt als wir endlich im warmen Taxi saßen. Über einen Zettel hatte ich dem Fahrer meine Adresse gegeben und die elf Minuten die wir fuhren, hatte sie ihre Augen die ganze Zeit geschlossen. Bevor wir bei mir ankamen schrieb ich Lukas noch schnell eine Nachricht. " Sorry bin schon Heim gefahren, Max hat es dir bestimmt schon gesagt, Ersatzschlüssel liegt im Schuppen."

Kaum hatte ich den Taxifahrer bezahlt und hab ihr beim Aussteigen geholfen, da sie selber nicht mehr ganz nüchtern war, fingen wir an uns zu küssen. Nur um die Haustür zu öffnen unterbrachen wir es kurz. Mit der Schulter stoß ich die Tür auf und zog sie direkt in mein Haus hinein. Indem ich sie mit einem Ruck gegen die Tür drückte, fiel diese ins Schloss und die Küsserei ging weiter. Am Arsch zog ich sie hoch zu meinen Hüften und trug sie in mein Schlafzimmer. Was dann passiert ist muss ich wohl nicht erläutern.

Unsere Klamotten lagen verstreut in meinem Zimmer umher und ihr Stöhnen füllte die Leere des Hauses. 

Das Ende von TrailerparkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt