Zurück in Berlin

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Es verging eine Woche. All die zeit habe ich nicht an Lukas liebes Geständnis gedacht und hatte es um ehrlich zu sein total vergessen; oder verdrängt. Lukas hatte sich auch nur sehr selten bis gar nicht gemeldet. Ich wusste es. Es hatte sich anscheinend doch etwas zwischen uns verändert. Ich wollte es nicht wahr haben und redetet mir deshalb immer wieder ein, dass alles so sein wird wie früher. In der Woche hatte sich hingegen Sudden öfters bei mir gemeldet und mich bei jedem kleinsten scheiß auf dem laufenden gehalten. Von "ich hab meine letzten 5 Mahlzeiten ausgekozt " über " boa die olle hab ich voll weggefickt " bis " komm mal vorbei Timi, mir ist langweilig. Machen dann richtig Party auf E's ", manchmal konnte dieser Typ echt anstrengend sein. Steven nervte so sehr, dass ich schon kurz davor war ihm von meinem Heroin Geld ein paar neue Games zu kaufen. Nur damit er mich dann endlich in ruhe lies. Jedoch habe ich mich schlussendlich dagegen entschieden, da er auch über normale Themen geschrieben hatte und wir uns viel über Private Sache wie zum Beispiel Liebe und Beziehung unterhalten hatten. Doch das mit Lukas habe ich ihm nicht erzählt.

Ich saß also wieder im Zug nach Berlin nur um Gemeinsam an den neuen Tracks zu arbeiten. Mir gingen diese ganzen Hin und her Fahrten gewaltig gegen den Strich. Normalerweise arbeiteten wir sehr viel über das Internet und schrieben unsere Parts getrennt voneinander. Doch auf einmal legte Lukas viel mehr wert auf das Zusammenarbeiten; viel mehr als sonst. Ja wir produzierten unser fünftes Band Album ohne Basti. Igor hatte es trotz vieler Komplikationen doch geschafft mit ihm über die bevorstehenden Ereignisse zu reden. Das bereits angefangene Album sollten wir zu Ende bringen und auch die bereits geplanten Konzerte sollten durchgezogen werde. Von mir aus hätten wir das solange auch Pausieren können. Es währe wahrscheinlich auch gut für mich gewesen, denn in der Zeit hätte ich sicherlich neue Motivation für Musik schöpfen könnte. Doch die anderen wollten es unbedingt durchziehen. Mittlerweile hatten wir den tragischen Fall mit Basti auch unsere Fans mitgeteilt und nicht unbedingt nur gutes Feedback für unser neues Album geerntet. Doch das war uns total egal und es motivierte die anderen ungemein.

Wie bereits gesagt habe ich nur selten an das was zwischen mir und Lukas vorgefallen war gedacht. Erst als ich im Zug saß und die letzte Stunde anlief, fiel es mir regelrecht wieder ein. Ich hatte die ganze Situation unterbewusst unterdrückt und verlor deshalb nur selten einen Gedanken daran. Lukas meinte zwar auch, dass sich nichts verändern würde, aber trotzdem machte ich mir viele Gedanken darüber wie es nun zwischen uns werden würde. Ich machte mich einfach viel zu verrückt mit dem ganzen, aber leider konnte ich es nicht abstellen. Eine Sprachnachricht von Sudden unterbrach meine Gedanken. " TIMMÄÄÄ ich bin jetzt in Berlin bei Vortex. Bis gleich du süßer Kiffer.", ertönte Sudden's Stimme und im Hintergrund hörte ich Lukas wundervolle lache. Ich starrte einfach nur total verwirrt auf das Display meines Handys und war unglaublich froh, dass ich Kopfhörer getragen hatte. Mit einem Schwerfälligem Seufzer strich ich mir meine haare aus dem Gesicht und schaltete mein Handy aus ohne ihm geantwortet zu haben.

Endlich kam ich dann nach einer Gefühlten Ewigkeit in Berlin an und machte mich direkt auf dem Weg zu Vortex.

Es war so wie immer, auch Lukas verhielt sich mir gegenüber normal. Nachdem Sudden dann auch mal seinen Nintendo weg gelegt hatte, konnten wir mit der Arbeit beginnen. Während alle ihre Notizen raus holten, baute ich mir Igor zusammen einen Joint. Ich fand es schon immer ziemlich praktisch alle meine Lines und Parts im Kopf zuhaben, anstatt diese aufzuschreiben, wie alle anderen es machten. So konnte es mir nie passieren, dass ich meine Notizzettel vergessen würde und außerdem war ich einfach viel zu faul dafür das extra nochmal aufzuschreiben. Dies übernahm Lukas immer für mich. Doch wenn ich mit einem Part fertig war, dann war ich damit auch fertig und es wird nichts daran verändert. Deshalb reagierte ich äußerst abweisend, als Lukas versuchte mir irgendetwas von Verbesserungsvorschlägen zu erzählen. Ich unterbrach ihn mitten im Satz mit einem 'Nö'. Lukas sah mich einfach nur genervt an und versuchte immer wieder mit seinen ach so tollen Verbesserungsvorschlägen auf mich einzureden. " Guck dir doch lieber Sudden's Part an da ist viel mehr scheiße drin als bei mir.", antwortete ich kalt und nahm einen großen Zug von meinem Joint. Bevor er mir aber antworten konnte, mischte sich der vorher so stille Sudden ein. " Ehy, Du Hurensohn! Du reibst dir doch bei deinem Part wieder Scheiße in die Fresse also sei mal ruhig." Mit einem verachteten Blick, einem äußerst genervten 'jaja' wendete ich meinen Blick von meinen Band Kollegen ab und sah aus dem Fenster. Trailerpark war für uns alle wie eine Familie und Familien Streit konnten wir zu dem Zeitpunkt gar nicht gebrauchen.

Doch es ging so weiter. Immer wieder hatten wir uns in Haaren und immer wieder endete eine Song Besprechung in einem Konflikt. Teilweise stritten wir uns ziemliche übel und da es ein Trailerpark Ritual war, bei sowas immer zu Trinken, verstärkte sich das ganze ungemein. Ein andere Streitpunkt war zum Beispiel auch, in welche Reinfolge die Parts aufgeteilt werden. Jeder hatte eine andere Meinung und wir haben es auch nicht geschafft auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. " Das Lied ist doch eh kompletter Dreck. Ich hab kein bock mehr auf die scheiße.", schwerfällig erhob ich mich und ging in einen benachbarten Raum um mir in ruhe Heroin zu mir zu nehmen. Von den anderen erntete ich deshalb nur verachtende Blicke, doch das war mir total egal.

Wir waren uns am Anfang nie ganz einig was die Songs anging, doch so krass wie es da war hatten wir das nie. Sonst betranken wir uns einfach und arbeiteten am nächsten Tag weiter. Deshalb ist es nie zu einem wirklichen streit zwischen uns gekommen.Auch als ich wieder kam, gab es keine ruhe. Anscheinend hatte Lukas versucht durch seine Bereits vorbereiteten Beats, den Streitpunkt zu umgehen. Aber ohne Erfolg. " Ne, also ich habe mir was komplett anderes vorgestellt.", hörte ich Sudden sagen als ich mich aufs Sofa fallen ließ. " Na toll. Und es geht weiter.", dachte ich mir und genoss die Wirkung vom Heroin. So ging es die nächsten Stunden weiter, bis die andere irgendwann so dicht waren und wir das ganze auf den nächsten Tag verschoben. Sudden blieb bei Vortex und ich ging mit Lukas zu ihm in die Wohnung. Zum Glück führte der Streit nicht auch noch privat zwischen uns beiden weiter.

Wir lagen zusammen auf seinem Sofa. Lukas sah sich irgendeinen Film an, den er schon zum tausendsten mal gesehen hatte. Mich hingegen sprach der Film überhaupt nicht an, weshalb ich wie immer in meinen Gedanken versunken war. Ich dachte an unser Album. Wir würden nie fertig werden und ohne Basti könnten wir doch kein Trailerpark Album aufnehmen. Zwar wusste ich, dass Basti es so wollte, aber ich war von der ganzen Sache nicht überzeugt. Allgemein war ich wegen der ganzen 'Basti Sache' noch am zweifeln.

Ich hatte mich zwar tierisch darauf gefreut wieder mit Lukas zusammen zu arbeiten, aber so? -Nein. Die Wirkung vom Heroin hatte schon nach gelassen, weshalb ich die vorherigen unangenehmen Außenreize wieder war nahm und als solche empfand. Mein Blick war überall nur nicht auf den Fernseher gerichtet. Dies hatte dann auch wahrscheinlich Lukas bemerkt uns sah mich an. Ich war echt froh, dass wir uns normal gegenüber verhielten. Denn noch eine Stressige Situation hätte ich nicht ausgehalten. Am liebsten hätte ich mich gegen ihn gelehnt und einfach für eine weile die Augen geschlossen. Doch ich wollte meinen Freund nicht mit irgendwelchen falschen Hoffnungen verletzten. Genauso wie ich zu dem Zeitpunkt ein richtiges Bett bevorzugt hätte und kein Sofa. Auch wenn es dann bedeutet hätte, dass ich mir mit Lukas ein Bett teilte. Doch ich wollte nicht, dass er das ganze falsch aufnahm und unterdrückte deshalb meine Bedürfnisse. Während ich meine Gedanken an Lukas verlor, sah ich ihn die ganze zeit an. Natürlich bemerkte er dies und flüsterte mir etwas zu, womit er mich wieder zurück in die Realität holte. Direkt waren all meine bedenken verfolgen und dass Lukas eigentlich für mich Gefühle hegte, wurde nebensächlich. Wir unterhielten uns noch lange und ausgelassen bevor wir uns getrennt schlafen legten. Wie schaffte er das nur immer wieder?


Das Ende von TrailerparkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt