Als ich meinen Kopf aus meinen Händen nach einer gefühlten Ewigkeit wieder erhob, war es schon dunkel. Es war eine klare Nacht und über Bielefeld standen die Sterne. Für einen kurzem Moment ließ ich meine Augen über den Sternenhimmel umher schweifen. Die zeit hatte ich total aus den Augen verloren. Es war schon seltsam, dass Lukas mich all die Zeit draußen hat sitzen lassen, aber er wollte mir sicherlich erstmal meinen Freiraum lassen um das alles zu verarbeiten.
Über meine Schulter warf ich einen kurzen Blick hoch zum Wohnzimmer. Alles dunkel. Ich wusste zwar nicht wie spät es war aber ich ging davon aus, dass Lukas sich schon längst schlafen gelegt hatte. So versuchte ich mich langsam wieder aufzurichten und strich dabei gleichzeitig mit dem Daumen über meine Wangen. Die Tränen waren schon lange getrocknet und klebten in meinem Gesicht fest. Auch meine Wimpern klebten aneinander und erschwerten mir immer wieder aufs Neue meine Augen zu öffnen. Mit wackligen Beinen ging ich die knatschende Treppe hinauf und Blickte durch die verschmierte Fensterfront. Ja, Lukas war schon am schlafen. In den Fenstern konnte ich mich ein wenig spiegeln und das was ich da sah war schrecklich. Ich sah einfach nur mehr als fertig aus. Also hatte es doch etwas gutes, dass Lukas schon am schlafen war. So konnte er nicht sehen, wie verheult ich aussah.
So leise wie möglich drückte ich die Türklinke herunter und schlich mich auf Zehenspitzen ins Wohnzimmer. Ich wollte ihn unter keinen Umständen Wecken. Leisen Schrittes stieg ich über meine schlafende Katze, Pizza Kartons, Klamotten und anderen Kram der auf meinem Boden herum lag. Also musste ich dauernd ausweichen und lief kreuz und quer umher, weshalb ich beinahe gegen meinen Wohnzimmertisch gelaufen wäre. Aber glücklicherweise konnte ich dies noch verhindern.
Nach einer kurzen Pause in der ich Lukas beobachtete um sicher zu stellen, dass er noch am schlafen war, ging ich weiter. Mein Blick schweifte dabei über den äußerst unordentlichen Glastisch.
Der weg kam mir unendlich lang vor und ich wollte nur noch raus aus der 'Gefahrenzone'. Doch als ich endlich den Türrahmen, somit das Ende vom Wohnzimmer, erreicht hatte blieb ich stehen und dachte darüber nach wieder umzukehren. Unter einem großen Stapel Zettel lag noch eine Spritze. Das wusste ich genau. Ich atmete also noch einmal tief durch und ging wie automatisch zurück zum Tisch. "Was tue ich nur da?", dachte ich immer wieder auf dem Weg zurück. Doch um besten Willen, ich konnte mich nicht abhalten oder es mir gar erklären.
So leise wie möglich kniete ich mich ihn und fing an vorsichtig den kleinen Glastisch zu durchwühlen. Ich war wie in einem Rausch. Eine Art Tunnel hatte sich um meine Augen herum gebildet und ich konnte mich nur auf das Finden der Spritze konzentrieren. Meine Hände waren schon vor Aufregung am zittern, was die Suche natürlich um einiges erschwerte.
Endlich entdeckte ich einen Teil der Spritze der wie gedacht unter einem großen Satz wichtiger und unwichtiger Zettel lag. Mit einer Hand griff ich nach ihr und mit der anderen versuchte ich den Stapel wegzuschieben. Doch das wäre fast schief gelaufen. Ich wurde viel zu hektisch, der Stapel kippte um und verteilte sich viel zu Laut über den ganzen Tisch. Alles war ruhig und dann auf einmal dieses Geräusch. Meiner Meinung nach war es viel zu Laut. "Fuck!", schrie ich innerlich auf und zog die Luft scharf ein. Mein Blick fiel sofort zu Lukas herüber. Er gab ein schlafendes grummeln von sich und zog sich die Decke weiter über seinen Kopf. Mein Herzschlag setzte einen Moment aus und ich hörte für kurze Zeit auf zu Atmen. Doch er schlief weiter. Beim ausatmen, schloss ich meine Augen und zog endlich diese scheiß Spritze hervor. Schnell verstaute ich sie in meiner Hosentasche und rannte auf Zehenspitzen hinaus. Ein kurzer Blick über die Schulter verriet mir, dass Lukas immer noch am Schlafen war. Ich kam mir wie ein scheiß Junkie vor.
Bevor ich in die Küche ging, steckte ich mir auf dem Weg noch schnell ein neues Tütchen Heroin ein. Mein Dealer hatte vor einer Woche neue Stoff bekommen und mir ein paar Gramm zu einem äußerst guten Preis verkauft. Bis dahin hatte ich es aber noch nicht ausprobiert, da ich natürlich immer einen guten Vorrat hatte.

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Das Ende von Trailerpark
FanfictionTimi denkt über seine zeit im Trailerpark nach. Es hatte sich einiges in seinem Leben verändert. Beruflich aber auch in seinem Privatleben. Alles brach Stück für Stück zusammen. Lukas war für seinen Besten Freund da und obwohl Tim es ihm nicht imme...