Eine ganze Weile saßen wir so auf der Couch. Sein gleichmäßiger Herzschlag beruhigte mich. Dennoch war ich mir nicht sicher, ob es richtig war, ihm das alles zu erzählen. Ich hatte mich verletzlich ihm gegenüber gemacht. "Das tut mir leid", nuschelte Michael schließlich leise.
Ich löste mich von ihm und warf einen Blick auf die Uhr, während in meine Tränen wegwischte. "Es ist schon spät, vielleicht solltest du jetzt gehen." "Ähm...bist du sicher, dass du jetzt allein sein willst?" "Ja", sagte ich nur knapp. "Okay...falls was ist, du kannst mich jederzeit anrufen", erwiderte er einfühlsam. Statt zu antworten nickte ich bloß abwesend.
"Also dann...danke für die Einladung und das Essen", verbaschiedete Michael sich, als wir an der Eingangstür standen. "Keine Ursache", sagte ich und bemühte mich um ein Lächeln. "Bis Montag dann." Er umarmte mich noch, bevor er ging. Ich war mir sicher, nach der Nummer sehe ich ihn übers Wochenende kein einziges Mal. Ich wollte nicht so unhöflich sein, aber ich bin es nicht gewohnt, jemanden so nah an mich ran zu lassen.
Wie vermutet hatten Michael und ich das ganze Wochenende über keinen Kontakt und auch am Montag war die Stimmung zwischen uns irgendwie angespannt.
Als er gemeinsam mit Kenneth nach draußen ging, um zu rauchen, folgte ich den beiden. "Michael kann ich bitte kurz mit dir reden?", fragte ich unsicher. "Sicher", sagte er kühl und zog an seiner Kippe. "Ich meinte eigentlich...unter vier Augen", stotterte ich nervös und kaute auf meiner Unterlippe. "Süße, er ist mein bester Kumpel. Also wenn du reden willst, dann rede", mischte sich Kenneth in einem Ton ein, den ich von Tag eins an widerlich fand. Ich öffnete meinen Mund um etwas zu sagen, doch Michael kam mir zuvor: "Lass uns mal kurz allein." "Dicka, ist das dein Ernst?", lachte Kenneth. Statt einer Antwort erhielt er einen vielsagenden Blick und er verschwand.
"Es tut mir leid, dass ich dich rausgeworfen hab. Ich war überfordert. Es ist ungewohnt für mich, mit jemandem über meine persönlichsten Sachen zu reden und jemanden so nah an mich ran zu lassen. Und ehrlich gesagt...ich hab Angst, mich dir gegenüber dadurch verletzlich gemacht zu haben", erklärte ich mich schüchtern. "Zoe...ich würde das, was du mir erzählt hast doch nicht gegen dich verwenden", lächelte er verständnisvoll. "Und außerdem...wir haben doch Freitag erneut festgestellt, dass du das Arschloch von uns beiden bist", fügte er lachend hinzu. Damit hatte er Recht. Wenn ich ganz ehrlich zu mir selbst war, dann war Micheal niemals unfair mir gegenüber, eher im Gegenteil.
"Danke", nuschelte ich und schlang meine Arme um ihn. Er erwiderte die Umarmung und ich genoss den Moment. Seine Nähe, seine Wärme, seinen Geruch. Als wir uns voneinander lösten, blieb der Abstand zwischen uns weiterhin gering. Langsam näherte sein Gesicht sich dem meinen. Ich konnte schon seinen Atem auf meiner Haut spüren. "Yo Shindy, wir wollen", Kenneth unterbrach sich selbst und Michael und ich fuhren erschrocken auseinander. "Alter, Zoe, wenn du das reden nennst...Ich hab immer ein offenes Ohr für dich", zwinkerte er mir zu. "Was wolltest du?", fragte Michael ihn unbeeindruckt. "Wir wollen weiter machen." "Alles klar, ich komme."