Etwa eine Stunde später saßen wir gemeinsam mit Michaels Eltern am Tisch und aßen zusammen. Seine Mutter war wirklich eine begnadete Köchin.
Nachdem wir alle unsere Teller geleert und unsere Magen gefüllt hatten, half ich Maren, den Tisch abzuräumen, bevor wir uns noch einmal an den Tisch setzten und uns unterhielten.
"Du kommst also aus Berlin?", richtete Steffan das Wort an mich. "Naja, eigentlich aus der Nähe von Köln, aber seit 4 Jahren wohne ich in Berlin." "Und deine Eltern? Wohnen sie noch in deiner alten Heimat?", klingte sich Michaels Mutter ein. Augenblicklich merkte ich, wie mir die Tränen kamen, ich schluckte schwer. "Nein sie...meine Eltern sind tot", sagte ich schließlich leise und senkte meinen Blick. "Das tut uns schrecklich leid!", stieß Steffan, stellvertretend für sich und seine Frau, die offensichtlich zu geschockt war, um zu antworten, aus. Die Stimmung war im Keller, niemand traute sich, etwas zu sagen, bis ich mich schließlich zu Wort meldete: "Entschuldigt mich bitte kurz." Kaum hatten diese Worte meine Lippen verlassen, stand ich auf und flüchtete mich durch die Haustür nach draußen, wo ich krampfhaft versuchte, mich zu beruhigen und nicht in Tränen auszubrechen. Nur Sekunden später war Michael mir gefolgt: "Es tut mir leid, ich hätte vorher mit ihnen drüber reden sollen." "Schon okay", erwiderte ich und wischte mir vereinzelte Tränen weg, die doch ihren Weg gefunden hatten, meine Augen zu verlassen. Anschließend kramte ich in meiner Jackentasche nach meinen Kippen, zog mir eine aus der Schachtel und hielt sie dann Michael hin. "Danke", nuschelte er und griff ebenfalls in die Schachtel. "Wollen wir ein Stück gehen?", fragte er, nachdem wir beide unsere Zigaretten angezündet hatten. Ich nickte stumm und setzte mich in Bewegung. Nach wenigen Schritten griff Michael nach meiner Hand und verwebte sie mit seiner. Ich drehte kurz meinen Kopf zu ihm und lächelte ihn an. Das war das erste Mal, dass wir Händchen haltend durch die Gegend liefen.
Die Tage bei Michaels Eltern vergingen wie im Flug und schon war der Tag des Abschieds gekommen. "Es hat mich gefreut dich endlich kennenzulernen", sagte sein Vater und zog mich in eine kurze Umarmung. "Mich auch, es war super schön bei euch", lächelte ich. "Pass gut auf meinen Sohn auf", sagte nun Michaels Mutter und umarmte mich ebenfalls. "Ich geb mein bestes", erwiderte ich mit einem Schmunzeln in Richtung meines Freundes.
Nachdem sich auch Michael von seinen Eltern verabschiedet hatte stiegen wir ins Taxi, dass uns zum Flughafen bringen sollte.
"Meine Eltern lieben dich", stellte Michael nüchtern fest. "Nicht, dass du jetzt eifersüchtig wirst", grinste ich provozierend. "Träum weiter", entgegnete er unbeeindruckt, musste aber kurz darauf auch anfangen zu grinsen.
Zurückin Berlin kehrte der Alltag für meinen Geschmack zu schnell wieder ein und nun konnte man die Tage bis zum Release von NWA an einer Hand abzählen.