Heute war es soweit, wir schreiben den 12.07.2013, das Release von Michaels Album. Ich war unfassbar stolz auf ihn, dass er es geschafft hat. Michael war vor zwei Tagen wieder zu seinen Eltern geflogen, also gratulierte ich ihm per Telefon zum Release.
Die Freude hielt allerdings nicht allzu lange, eine Woche später wurde das Album indiziert, weshalb Michael früher als geplant zurück nach Berlin kam, um eine neue Version des Albums aufzunehmen, auf dem einige Songs ausgetauscht oder abgeändert wurden.
Die Monate zogen ins Land, Michael hatte zahlreiche Auftritte und wir pendelten zwischen seiner Heimat und Berlin. Mittlerweile war es Ende November und Michael war für ein paar Tage bei mir. "Meine Eltern haben gefragt, ob du Weihnachten bei uns verbringen willst", teilte er mir beim Essen mit. Ich hielt in meiner Bewegung inne, bevor ich die Gabel in Zeitlupe zum Teller senkte und weiterkaute. "Ähm...das ist lieb, ehrlich. Aber...naja ich bin Weihnachten bei meiner Tante." Verdammt was mach ich hier? Michael musterte mich skeptisch: "Bei deiner Tante? Ich dachte, ihr habt keinen Kontakt mehr, seit du nach Berlin bist." "Ja schon...sie hat sich neulich gemeldet und gefragt, ob wir nicht nochmal von vorne anfangen wollen." "Das hast du mir gar nicht erzählt." "Du warst in Bissingen, als du wieder da warst, hab ich vergessen es dir zu erzählen." Ich bin so eine unglaublich schlechte Lügnerin. "Okay...naja, dann drück ich dir die Daumen, dass es was wird." Ich sehe es in seinen Augen, dass er mir nicht glaubt. Und ich weiß, dass er mir gerade am liebsten eine Ansage machen würde, es aber nicht tut, weil er denkt, ich bin psychisch zu labil dafür. Womit er recht haben könnte, dennoch hasse ich es, wenn er diese Art von Rücksicht auf mich nimmt. Dadurch fühle ich mich schwach.
Weihnachten kam und saß allein in meiner Wohnung und plünderte meine Alkoholvorräte, bevor ich mich in einen unruhigen Schlaf heulte. Am nächsten Morgen, oder besser gesagt Tag, hielt ich es für das beste für meinen Kopf, frische Luft zu schnappen, also machte ich einen einstündigen Spaziergang, nachdem ich mich tatsächlich besser fühlte.<<Michaels POV>>
Nachdem ich gestern also Heiligabend ohne Zoe bei meinen Eltern verbracht hatte, rief mich Bushido am Nachmittag an.
"Hey man, was geht?" "Alles klar so und bei dir?" "Alles super, was gibts?" "Sag mal, wieso ist Zoe schon wieder in Berlin? Hast du nicht gesagt, sie kommt am gleichen Tag wie du wieder?" "Wie, sie ist in Berlin?", fragte ich verwirrt. "Naja, vorhin sind wir zu meinen Schwiegereltern, da fahr ich an ihr vorbei. Ich hab extra zweimal hingeschaut, sie wars definitiv." "Das ist komisch...danke, dass du mir Bescheid gesagt hast."
Wir unterhielten uns noch ein wenig, bevor wir das Gespräch beendeten. Zoe kann was erleben, wenn ich übermorgen wieder in Berlin bin. Wenn sie keinen Bock auf mich und meine Familie hat, dann hätte sie das auch einfach sagen können.< < Zoes POV > >
Zwei Tage später kam Michael wieder nach Berlin. Gespannt wartete ich auf seine Rückkehr, ich hatte ihn die letzten Tage wirklich vermisst. Als ich endlich den Ton meiner Klingel vernahm, sprang ich vom Sofa auf und öffnete meinem Freund die Tür. "Hey", lächelte ich ihn an, stellte mich vor ihm auf die Zehenspitzen, legte meine Hände in seinen Nacken und wollte ihn küssen, doch er legte bloß abweisend eine Hand an meinen Rücken und drehte seinen Kopf zur Seite, sodass ich bloß seine Wange traf. Zögerlich sank ich zurück auf meine Füße: "Was ist los?" Er drängte sich stumm an mir vorbei, ich folgte ihn ins Wohnzimmer. "Wie wars bei deiner Tante?", fragte er so kühl, dass es mir beinahe Angst machte. Er wusste, dass ich ihn belogen hatte und nicht bei meiner Tante war. "Wieso belügst du mich? Wenn du keinen Bock hast, Zeit mit mir und meinen Eltern zu verbringen, dann sags doch einfach. Oder wieso warst du sonst hier? Hast du nen anderen Typen?" Michaels Tonlage gab mir das Gefühl, wieder ein kleines Kind zu sein. "Michael ich...nein ich hab niemanden getroffen! Ich kann dir das alles erklären." "So? Da bin ich ja mal gespannt." "Ich wollte dir und deiner Familie Weihnachten nicht versauen." Er beäugte mich bloß ungläubig. "Naja...ich hätte es nicht ertragen, euch als glückliche Familie zu erleben. Ich hab Weihnachten immer mit meinen Eltern verbracht. Und das wollte ich dir nicht durch meine melancholische Art versauen", gestand ich leise.
