Teil 14

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"Ich komme eigentlich nicht aus Berlin. Ich bin in einer kleinen Stadt in NRW aufgewachsen. Ich hab mit meinen Eltern in einem Haus gelebt. Aber als ich 14 war da...meine Eltern waren auf dem Weg von einer Theateraufführung nach Hause als...ein LKW hat ihnen die Vorfahrt genommen. Sie waren sofort tot. Neulich im Park...da war ihr Jahrestag. Ich war noch nie der Typ, der besonders viele Freunde hatte, aber nach dem Tod meiner Eltern haben sich alle von mir abgewandt. Ich hab dicht gemacht. Niemanden mehr an mich ran gelassen. Angefangen zu trinken und zu rauchen. Ich bin bei meiner Tante untergekommen, aber wir sind überhaupt nicht miteinander ausgekommen. Fast täglich haben wir uns gezofft. Irgendwie habe ich meinen Schulabschluss geschafft. Danach hab ich mich dazu entschieden, in eine Klinik zu gehen. Ich war psychisch komplett am Ende. Ich war drei Monate dort und danach ging es mir auch wirklich besser. Ich hab eine Ausbildung angefangen, bei einer Eventingargentur. Ich hab mich da wirklich wohl gefühlt, die Leute haben mich nicht für irgendwas verurteilt, mich einfach so akzeptiert wie ich bin. Etwa ein Jahr später habe ich dann meinen Ex-Freund kennengelernt. Er hat mich wieder total runtergezogen, aber das hab ich zu dem Zeitpunkt einfach nicht erkannt. Ich hab meinen Ausbildungsplatz verloren, weil ich andauernd zu spät oder gar nicht kam und total unkonzentriert war. Er hat gesagt ich kann zu ihm ziehen, also bin ich bei meiner Tante ausgezogen. Sie hat mich vor ihm gewarnt. Gesagt, wenn ich jetzt gehe, brauch ich gar nicht wiederzukommen. Ich war so dumm. Wenige Monate, nachdem ich bei ihm eingezogen bin und fast pleite war, hab ich ihn mit einer anderen im Bett erwischt. Es war ihm egal. Er hat mir gesagt, ich war sowieso nur eine Wette mit seinem besten Freund. Wie lange er wohl braucht, mich komplett von ihm abhängig zu machen. Ich hab alles verloren wegen ihm. Ich dachte wirklich er liebt mich. Danach bin ich durchgedreht. Ich hab mich betrunken und dann Tabletten geschluckt. Ich bin im Krankenhaus aufgewacht. Sie haben mir gesagt, ich hätte es fast nicht überlebt. Das war mir egal. Ich bin wieder für ein paar Monate in die Klinik, bis sie sich sicher waren, dass ich nicht mehr suizidgefährtet bin. Danach hab ich den Entschluss gefasst, mich hält da nichts mehr. Ich hatte nichts mehr. Ich hab alles, was ich noch hatte, zusammengepackt und bin nach Berlin. Das hätte so verdammt schiefgehen können. Ich hab Flyer in der Stadt verteilt, dass ich auf der Suche nach einem Arbeitsplatz im Eventingbereich bin. Naja und Anis hat mich angesprochen, als ich einen Flyer vorm Studio aufgehangen hab. Dann hat er mir den Job hier angeboten. Ohne ihn weiß ich nicht, was ich gemacht hätte. Ich bin ihm immernoch unendlich dankbar für diese Chance. Und jetzt bin ich hier", beendete ich meine Geschichte. Während ich erzählte, hatte ich angefangen zu weinen. Ich blickte von den Händen in meinem Schoß in Michaels Gesicht. Er sah geschockt aus. Statt etwas zu sagen, rutschte er zu mir heran und nahm mich in den Arm, mein Gesicht auf seine Brust gelehnt.

Mr. Nice GuyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt