Was auch immer das zwischen Michael und mir war, es tat mir unheimlich gut. Er tat mir unheimlich gut.
Zwei Tage später fieberte ich meinem Feierabend entgegen. Michael hatte das Studio heute früher als sonst verlassen, mit der Begründung, er will eine Überraschung vorbeireiten. Zwar hatte ich ihm klargemacht, dass ich Überraschungen nicht ausstehen kann, aber er war überzeugt, diese würde mir gefallen. Ich hatte das Gebäude schon halb verlassen, als Kenneth mich aufhielt: "Zoe, warte mal!" "Was denn? Ist dir noch ein guter Spruch eingfallen?", fragte ich genervt und rollte mit den Augen. "Nein, ich muss dir was sagen." Sein Tonfall war auf einmal total ernst, so hatte ich ihn noch nie erlebt. "Okay, ähm...was ist los?" "Ich weiß, du denkst ich hab ein Problem damit, dass zwischen euch was läuft. Und vielleicht glaubst mir auch nicht, aber...naja, ich hab mit Shindy gewettet. Dass er bei dir landen kann, wenn er seine nette Nummer abzieht. Ich erhoffe mir nicht, dass du jetzt zu mir kommst, aber ich dachte du solltest das wissen, bevor du irgendwie ernsthaft Gefühle oder so entwickelst." Seit wann konnte Kenneth in vernünftigen, ganzen Sätzen reden? Und ernst bleiben? Verdammt was erzählt er da? Ich wollte ihm nicht glauben. Ich wollte nicht, aber für mich machte alles Sinn. Sein plötzlich einfühlsames Verhalten. Die Tatsache, dass er Interesse an mir zeigte, obwohl ich ganz offensichtlich nicht sein Typ war. Ich hab seine Songtexte gelesen. Blond, üppige Oberweite, Modelmaße. Definitiv nicht ich.
"Ich...ich muss gehen", stammelte ich und stürmte aus dem Gebäude. Ich wollte weinen, doch ich konnte nicht, die Wut überwog.