"Wann kommst du wieder?" Michael und ich befinden uns am Flughafen, er fliegt zurück nach Hause. "Ich komm bald wieder. Und dann bleib ich auch länger, wenn wir an meinem Album arbeiten." In den letzten Tagen hatte sich ein Vertrag zwischen Anis und Michael ergeben, er gehörte nun offiziell zu ersguterjunge.
Schweren Herzens ließ ich ihn also gehen, mit dem flauen Gefühl im Magen, dass ich ihn vielleicht doch nicht wiedersehe, dass das gleiche passiert, wie beim letzten Mal, als ich mich von ihm verabschiedet habe.
Zwei Wochen später konnte ich ihn allerdings erleichtert wieder in meine Arme schließen und einen Tag später begannen wir mit den Arbeiten für sein Album. Michael bestand darauf, dass ich mit im Aufnahmeraum sitze und mir seine Beatskizzen anhörte, seine bisherigen Texte durchlaß. Anis war damit einverstanden, solange ich mich trotzdem noch um meine sonstigen Aufgaben kümmerte.
Ich war von Michaels Art zu rappen beeindruckt. Seit ich für Anis arbeite habe ich schon viele Rapper erlebt, doch seine Art war etwas völlig neues. Dieses gelangweilt-arrogante imponierte mir aus unerklärlichen Gründen.
Einer der ersten Songs die er aufnahm, war 'Oma'. Schon allein, als er mir den Text gezeigt hatte, musste ich mich zusammenreißen, nicht loszuheulen. Als Michael jedoch in der Aufnahmekabine stand und begann, den Song einzurappen, merkte ich, dass mir der Text nahe ging. So nahe, dass ich es nicht mehr im Studio aushielt, weil seine Worte schmerzliche Erinnerungen weckten und ich nach draußen stürmte. Wenige Minuten später folgte war Michael mir gefolgt: "Fandest du den Song so schlecht?" "Nein, ganz im Gegenteil. Der Song ist wunderschön. Es ist nur...er erinnert mich an meine Eltern", sagte ich leise. Wortlos schloss Michael mich in seine Arme und drückte mir einen Kuss auf den Haaransatz. Genau das war es, was ich brauchte. Keine großen Worten, sondern diese kleinen, liebevollen Gesten.