Am nächsten Tag stand ich pünktlich vor der Location und wartete auf meinen Boss und sein Gefolge, die sogar pünktlich erschienen. Zu meiner Verwunderung war Micheal auch dabei, obwohl er gar nicht im Video mitwirken sollte. Wir betraten das Gebäude und sprachen den Ablauf noch einmal mit der Crew ab, die für den Dreh verantwortlich war. "Zoe, hast du das Script dabei?", fragte Anis. "Ja klar", antwortete ich und begann in meiner Tasche zu wühlen, "Es muss hier irgendwo sein. Ich habs ganz bestimmt gestern eingepackt, ich hab...ich habs vergessen." Nervös kaute ich auf meiner Unterlippe und bereite mich mental auf eine ordentliche Standpauke vor. "Na super, das wirft unseren ganzen Zeitplan durcheinander", murrte Anis, weniger wütend als ich dachte. "Ich kann schnell zum Studio laufen und es holen. In der Zwischenzeit könnt ihr die Eingangsszene doch schon abdrehen, ich beeil mich", versuchte ich die Situation zu retten. "Du brauchst Ewigkeiten zu Fuß!" "Ich kann sie eben fahren, wenn du mir den Wagen leihst", mischte sich Michael ins Gespräch. Anis brauchte gar nicht zu überlegen, er warf ihm einfach den Schlüssel zu. Wieso lässt er mich nie mit seinem Wagen fahren? "Na dann los", grinste Michael frech von der Seite und setzte sich in Bewegung. Auf dem Weg zum Auto wiederholte ich mich gefühlt 100 mal: "Tausend Dank, du rettest mir gerade meinen Arsch!"
Vorm Studio sprang ich blitzschnell aus dem noch nicht ganz stehendem Wagen und ging schnellen Schrittes hinein. Anschließend durchsuchte ich vergeblich die Schubladen meines Schreibtisches. "Wo ist das blöde Teil verdammt!?" "Suchst du das hier?", fragte Michael, der mir offenbar gefolgt war, nachdem er geparkt hatte und hielt mir das Script vor die Nase. "Gott sei Dank, ich dachte schon, ich habs verloren!" Ich packte die Mappe in meine Tasche und deutete Michael an, dass wir wieder gehen können. Am Auto angekommen hielt er mir, ganz Gentleman, die Beifahrertür auf. Bevor ich Einstieg, musste ich aber noch was loswerden. "Vielen Dank! Du bist echt meine Rettung!", sagte ich, erleichtert über die Tatsache, dass ich meinen Job wohl behalten werde, stellte mich auf die Zehenspitzen und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.