4▪️Sinn und Unsinn

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Ich wünsche euch einen guten Rutsch ins Neue Jahr
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"Du? Also ehrlich irgenwie wirkst du nun noch verrückter als heute Mittag!"

"Das sagt der, der keine Augen in Kopf hat und mich einfach so umrennt.", erwidere ich etwas bissig und reibe mir an meinen schmerzenden Steißbein. "Oh genau, du konntest doch nicht richtig über den Kartonrand schauen und hast mich nicht gesehen.", erwidert er etwas belustigt. "Ja genau.", ist das einzige was ich dazu sage und sammel die Milchkartons ein, die aus der Kiste geflogen sind. Der Lockenkopf kniet sich zu mir runter und stellt ebenfalls zwei Liter Milch zurück. "Hast du dir sehr weh getan?", will er von mir wissen, als er sich wieder aufrichtet. Ich schüttel den Kopf. "Nein passt schon.", gebe ich von mir und überlege nicht lange als er mir seine Hand hinhält und mir dann hoch hilft.

"Danke.", gebe ich von mir und klopfe mir den Dreck von den Beinen. "Ich habe ja nicht gedacht, dich so schnell wieder zu sehen.", bemerkt er und hebt die Kiste Milch auf. "Ich auch nicht.", gebe ich zu. Eigentlich glaube ich ja nicht daran, aber irgendwie habe ich das Gefühl das Granny dort oben auf ihrer Wolke grade ein paar Strippen gezogen hat, dass ausgerechnet er mich hier umrennt und das nach so kurzer Zeit - denn an Zufall glaube ich schon lange nicht mehr.

"Ist die ganze Milch für dich? Also wohnst du ebenfalls hier im Hotel?", will er von mir wissen und schaut mich Fragend an.
"Jap.", gebe ich von mir und will ihm grade die Kiste abnehmen. "Lass mal, ich trag sie für dich. Ich kann ja nicht verantworten, dass du hier weitere Leute umrennst. Wohlmöglich verletzt sich dann noch jemand.", wirft er ein. Na wenn er meint. Schweigend laufe ich vor um die Türe mit meiner Schlüsselkarte auf zu schließen. "Was willst du eigentlich mit soviel Milch?", will er von mir wissen. "Ehrlich gesagt wüsste ich nicht was dich das angeht.", erwidere ich etwas barsch. "Es war ja nur eine Frage, denn du musst doch echt zu geben, dass es schon ein wenig komisch ist, oder? Ich mein ich habe keinen Kühlschrank in meinem Zimmer, wo ich zehn Liter Milch drin verstauen könnte.", entgenet er. Ich schaue ihn an. "Nicht alles was man tut hat irgendeinen Sinn.", kommentiere ich schaue ihn an, nachdem ich die Tür aufgeschlossen habe und drehe mich zu ihm um, um ihm die Kiste abzunehmen. "Ja, dass habe ich heute mittag auch schon gemerkt.", wirft er ein. "Jetzt tu nicht so als hättest du noch nie Dinge gemacht, die auf dem ersten Blick kein Sinn machen.", kommenriere ich. "Du willst mir als ehrlich sagen, dass deine zehn Liter Milch, einen Sinn haben?", will er von mir wissen.

Ich runzel kurz die Stirn. Naja so wirklich Sinn hat in Milch baden ja nicht.... "Mehr oder weniger.", antworte ich. "Und das heute Mittag an dem Kaugummi Automaten?", hakt er nach. Ich nicke. "Auf jeden Fall.", gebe ich wenig überzeugend von mir. "Das du sie mir geschenkt hast?" "Natürlich auch.", lasse ich ihn wissen und hoffe das er nun einfach verschwindet und nicht weiter Fragt. Ich habe keine Lust auf Grannys Freundschaft fürs Leben und seinen komischen Fragen, die ich eh kaum beantworten kann. "Na dann bin mal wirklich auf deine Erklärung gespannt, ich fande es nämlich ziemlich merkwürdig.", erwidert er. "Ich weiß nicht, was daran so merkwürdig ist, wenn man Kaugummis verschenkt. Hast du noch nie etwas verschenkt?", will ich von ihm wissen um der wahren Antwort aus dem Weg zu gehen. Er zieht die Augenbrauen hoch. "Du willst mir also sagen, dass du ständig einundvierzig Kaugummis verschenkst?", stellt er die Gegenfrage. Überrascht schaue ich ihn an. "Du hast nicht ernsthaft die bunten Kugeln gezählt.", werfe ich ein. Grinsend sieht er mich an. "Natürlich."

"Okay, dann sag du noch mal ich sei komisch.", kommentiere ich und gehe in mein Zimmer. "Das ist überhaupt nicht komisch, sondern ganz einfach zu erklären.", informiert er mich. Ich stelle die Kiste auf ein Stuhl ab und schaue ihn an. "Ach ja?" "Auf jeden Fall.", bestätigt er und macht mich nun echt neugierig. "Na auf die Erklärung bin ich gespannt.", lasse ich ihn grinsend wissen.
"Na ich habe nach etwas gesucht.", lässt er mich wissen. Ich ziehe eine Augenbraue hoch. "Nach was?", will ich wissen und habe echt keine Ahnung worauf er hinaus will. Er fängt an zu lachen. "Ist das dein Ernst? Ich habe eigentlich gedacht, du hättes mir irgendeine Nachricht mit reingesteckt. Deine Nummer, oder was auch immer.", erklärt er mir woraufhin ich bloß ein Oh von mir gebe.

"Sorry, aber so einen Eindruck wollte ich nicht rüber bringen.", gebe ich ehrlich von mir. "Also lohnt es sich jetzt auch nicht, dich zu Fragen ob du einen Kaffee mit mir trinken gehst?", hakt er nach und bekommt ein Kopfschütteln zur Antwort. "Sorry, aber wie ich dir heute mittag schon gesagt habe, trinke ich bei so einem Wetter kein Kaffee.", erinnere ich ihn. "Du siehst allerdings aus, als hättest du den Regen abbekommen, könntest du da nicht gut einen Kaffee oder Tee gebrauchen?", hakt er nach. Ich schüttel den Kopf. "Nein nicht wirklich." "Weil es wirklich nicht so ist oder weil ich dich gefragt habe?", fragt er mich grinsend. Da sein grinsen ansteckend ist, fange ich ebenfalls an. "Weil es wirklich nicht so ist.", gebe ich ehrlich von mir.

"Okay, vielleicht fange ich die ganze Sache jetzt etwas anders an.", höre ich ihn sagen und will grade Fragen wovon er spricht, als er mir die Hand hin hält. "Ich bin Harry.", stellt er sich vor. Ich zögere ein wenig ehe ich ihm die Hand reiche. "Amilia.", gebe ich von mir. "Schön dich kennen zu lernen. Wie lange bist du schon in Panama, Amilia?", will er von mir wissen. "Noch nicht alt so lange.", gebe ich zu. Er muss ja nicht wissen, dass ich die ersten Tage damit verbracht habe, mich in meinem Bett zu verkümmeln und mich im selbstmitleid zu suhlen. "Also noch nicht alt so lange. Dann hast du sicherlich auch noch nichts vom Nachtleben mitbekommen oder?", hakt er etwas neugierig nach. "Nein. Nicht wirklich. Warum?" "Naja ich habe mir gedacht, wenn ich dich nicht auf einen Kaffee einladen kann, dann vielleicht später auf ein Cocktail, oder wonach auch immer dir ist, drüben in der kleinen Bar.", erklärt er mir. Ich runzel etwas die Stirn. Der Typ ist ja echt hartnäckig. "Ich weiß nicht so recht.", gebe ich von mir. "Warum nicht? Ich könnte dir erzählen, was du dir hier unbedingt anschauen musst.", versucht er mich weiter zu überreden. "Ich habe eine Menge Reiseführer.", kommentiere ich.

Lachend schüttelt er den Kopf. "Ach komm schon, was ist den so schlimm daran, wenn du mit mir etwas trinken gehst?" "Ich kenn dich nicht und meine Granny hat mir echt eingebläut nicht mit fremden etwas trinken zu gehen.", rede ich mich raus. Ich bin mir nämlich echt nicht sicher, was ich von den ganzen halten soll. "Wie hast du denn bisher Leute kennengelernt?" "Okay, der Punkt geht definitiv an dich, aber ehrlich ich bin echt kaputt und froh, wenn ich gleich in eine warme Wanne sitze und überhaupt nichts mehr mache. Der Regen heute mittag hat mich echt geschlaucht.", gebe ich entschuldigend von mir und versuche ihn freundlichen an zu lächeln. "Okay kein Problem. Ich mach dir ein Vorschlag: Wenn du nachher doch noch Lust hast, treffen wir uns gegen Acht, plus minus zwanzig Minuten, unten in der Lobby und gehen dann eventuell gemeinsam rüber. Wenn nicht ist es auch okay, dann gehe ich eben alleine und denke daran wie schön es gewesen wäre, den abend mit jemanden zu verbringen dessen Sprache ich ausgezeichnet verstehe.", schläft er vor. "Du bist in Panama und sprichst, kein Spanisch?", will ich etwas überrascht wissen. "Doch schon, ich mein hier wird großenteils eh Englisch gesprochen, solange man nichts ins Landes innere reist, aber manchmal muss man sich echt konzentrieren um wirklich alles mitzubekommen.", erklärt er mir. "Versteh ich, allerdings glaube ich kaum, dass ich heute Abend Lust habe. Ehrlich.", versuche ich ihm bei zu bringen. "Kein Problem, wir gesagt es war nur ein Vorschlag.", entgegnet er. "Aber glaub mir, ich kann dir echt ein paar Geheimtipps verraten.", versucht er es weiter, auch wenn es sich nicht anhört als würde er mich arg überreden wollen. "Ich überlege es mir.", gebe ich von mir, auch wenn ich nicht weiß, ob ich es auch wirklich mache oder es grade einfach nur so gesagt habe um ihn endlich los zu werden. Vielleicht ist es ja ganz nett, mal mit jemanden zu quatschen der hier schon einiges gesehen hat - wenn es wirklich auch stimmt, dass es so ist. "Gut, ich würde mich wirklich freuen Amilia.", lässt er mich wissen und macht sich auf um zu verschwinden.

Einen Augenblick schaue ich ihm hinterher. Ob es einfach nur Zufall ist, dass wir beide im selben Hotel sind? Grannys blöde Aussage über die Freundschaft fürs Leben. Ich habe Jen und Juls, da brauche ich niemanden anderem, oder? Aber nur weil ich mir ein paar Geheimtipps verraten lasse, von einem Typen, den ich kaum kenne, der allerdings irgendwas sympathisches an sich hat, heißt es ja noch lange nicht, dass sich gleich eine Freundschaft fürs Leben entwickelt.

Kopfschüttelnd schließe ich die Tür. Nun muss ich erst einmal schauen, dass ich einen weiteren Punkt von der Liste abhaken kann.

Everything started with colorful BubblegumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt