Amilia|| Ich wische mir mit den Handrücken die Tränen aus dem Gesicht.
Na das ist heute doch mal echt super gelaufen. Erst lasse ich mich von meinen möchtegern Eltern überreden, dass sie mir die ganze Sache erklären, dann streite ich mich erst mit Harry und trenne mich sogar irgendwie von ihm, bevor ich mich auch noch mit meinen besten Freundinnen fetze.
Bei Juls und Jen war es eigentlich bloß eine lapalie die sich wieder regeln lässt, sobald ich wieder Zuhause auftauche. Die Sache mit Harry allerdings..... die habe ich sicherlich ganz schön verkackt. Das Verständnis was er allerdings meinen Eltern entgegen gebracht hat, sind bei mir einfach einige Sicherungen durch gebrannt. Er reist selber gerne und will die Welt sehen. Will die schönsten Plätze der Welt erkunden und mehr sehen als bloß Südamerika. Er hat all das aufgegeben, um bei mir zu sein. Um das mit uns zu versuchen. Ich bin, oder war es zumindest, mir ziemlich sicher, dass er es früher oder später bereuen wird und mich wie meine Eltern damals einfach stehen lässt.
Mittlerweile bin ich mir gar nicht mehr so sicher, ob Jen und Juls nicht vielleicht recht haben und ich einfach nur überreagiert habe, aber ich war einfach nur geladen. Enttäuscht und Verletzt. Und hab all das an dem falschen ausgelassen. Die Einsicht kommt spät, denn etwas dran ändern kann ich eh nicht mehr, denn ich bin mir ziemlich sicher, dass ich zum einen absolut nicht den Mut finden werde, von alleine einen Schritt auf Harry zu zugehen und umgekehrt wird sicherlich auch kein Schuh draus.
Nachdem ich mich auch mit meinen besten Freundinnen Gestritten hatte, habe ich mich auf den direkten Weg nach Cliff gemacht. An einen der Seen steht ein altes Hausboot von Ludger. Als Jugendliche habe ich hier mit Granny eine Menge Zeit verbracht. Ob ein verlängertes Wochenende oder in den Ferien - für sie und mich war es immer schon etwas ganz Besonderes.
Da Ludger den Schlüssel schon immer an einem Nagel über der Tür hängen hat, war es für mich kein Problem auch ins innere des Bootes zu gelangen. Nachdem ich mir etwas heißes Wasser mit Hilfe des Ölkochers erhitzt hatte um mir ein Tee zu kochen, schnappte ich mir noch eine dicke Decke, die Auflage der Hollywoodschaukel und machte es mit hier bequem.
Ich ziehe schniefend die Decke höher und wünsche mir, heute morgen mit Harry einfach nicht auf den Friedhof gegangen zu sein. Wir hätten diesen Ort meiden sollen und einfach zu seinem Freund fahren sollen.
Als eine neue Welle vieler Tränen meine Wange herunter kullern bekomme ich Schluckauf und im selben Moment knurrt mein Magen. Na super. Irgendwie war meine spontane Flucht hier raus ziemlich undurchdacht. Bis zum nächsten Supermarkt ist es ein gutes Stück, welches ich allerdings sicherlich nicht im Dunkeln gehen werde. Ich schlage die Decke um und begebe mich mit Hilfe der Taschenlampe ins innere. Irgendwo in einen der Schränke müssten noch ein paar Müsliriegel sein, die hoffentlich noch nicht abgelaufen sind - denn das letzte Mal das wir hier waren ist schon etwas her. Damals hatte ich mich Granny Gestritten und auch hier Zuflucht gesucht. Jedoch war ich zu diesem Zeitpunkt schlauer und war vor Sonnenuntergang bei Supermarkt gewesen. Als ich die Müsliriegel in einem der unteren Schränke finde, bin ich erleichtert festzustellen, dass sie nicht abgelaufen sind.
Die Einrichtung hier im Inneren ist ziemlich dunkel, altbacken und sporadisch. Es ist ein großer Raum, in dem nur das kleine Badezimmer mit Toilette und Waschbecken seperiert ist. Während die Küche noch ziemlich vollständig ist, fehlen bei Esstisch vier der sechs Stühle, die Schlafcouch hat auch schon bessere Tage gesehen und der Couch Tisch steht auch nicht mehr dort wo er anfänglich mal stand.
Greta und Ludger fahren so gut wie gar nicht mehr hier raus und um ehrlich zu sein, weiß ich absolut nicht wieso es eigentlich ich in ihrem Besitz ist.
Als ich von draußen ein knacken und Schritte höre zucke ich zusammen und schalte die Taschenlampe aus. Jen und Juls würden hier sicherlich nicht rum schleichen. Ich suche in meinen Hosentaschen nach meinem Handy und finde es nicht. „Amilia?“ Ich runzle die Stirn. Ist das Harry? Ich gehe zur Tür, die ich nur angelehnt habe, und öffne diese ein weiteres Stück. „Harry?“, frage ich in die Dunkelheit hinein und sehe ihn ebenfalls mit einer Tischlampe wieder zurück kommen. „Hey.“ Ich verschränke die Arme vor der Brust. „Hey.“ Einen Weile stehen wir uns schweigen gegenüber. „Was tust du hier?“, will ich leise von ihm wissen. Er zuckt mit den Schultern. „Ich war bei den Mädels und sie meinten, dass du vielleicht hier sein könntest. Ich wollte noch mal mit dir reden.“, antwortet er mir. Ich nicke, beiße mir auf die Lippen und merke wie sich meine Augen erneut mit Tränen füllen.
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Everything started with colorful Bubblegum
Fanfiction#36. Einhundert runde, bunte Kaugummis aus dem Automaten ziehen. «Wofür soll ich das denn machen?» - «Ich habe gedacht, wir sind uns einig, dass nicht alles was hier drauf steht einen Sinn hat.» «Und was soll ich mit den einhundert Kaugummis machen...