Der Wind pfeift um die Häuser und heult leise auf, beinahe so, als wäre er ebenso nervös wie ich. Wann immer meine schweren Schuhe den Boden berühren ergibt sich ein dumpfes Geräusch, ich gehe schleppend langsam. Meine Hand habe ich in meine Tasche gesteckt die weiße Papier-Tüte fest umklammert. Ich zittere.
Schon seit dem Streit mit Casper gestern Abend hat sich nichts an meiner Nervosität verbessert, ganz im Gegenteil- Sie ist gestiegen. Ich habe Angst, dass jemand meine Panik bemerkt und fragst wieso ich mich so auffällig verhalte, aber die Schüler stürmen an mir vorbei wie an jedem anderen Tag.
Immer noch durchlöchert mich die Frage, wie ich Sean das Gras unterjubeln soll, doch mir fällt nichts ein. Ich trete zu meinem Spind und gebe die Zahlenkombination ein. Durch meine stark zitternden Hände irre ich mich beim ersten Mal und muss den Code ein zweites Mal eingeben.
Dieses Mal klappt es. Während meine Hände nach meinen Mathematik-Büchern greifen, beobachte ich aus dem Augenwinkel Sean und Melanie die sich wie eigentlich jeden Tag quer von meinem Spind die Zungen in den Hals stecken. Ich versuche den Stich in meinem Herzen und das Drücken in meiner Brust zu ignorieren und starre stur gerade aus.
Als Seans Blick kurz auf mich fällt grinst er mir zu, bevor er und Melanie weiter mit ihren Zungen einen nicht sehr lecker aussehenden Kampf vollführen.
Wut macht sich in mir breit und bei dem Gedanken, dass er es heute heimgezahlt bekommt, muss ich grinsen.
Doch wie kann ich einer Person, der ich nicht einmal Hallo sage Drogen unterjubeln? Ich komme ihm nicht näher als zwei Meter, ohne dass es Auffällig wird.
Ich lehne mich leicht gegen meinen Spind, ziemlich planlos. Bis das Fest für die alte Direktorin Touth stattfindet habe ich noch sieben Stunden. Sieben Stunden um mir einen Plan auszudenken, wie ich dem Jungen den ich hasse, weil ich ihn liebe Drogen unterjubeln kann.
Ich stöhne verzweifelt auf und umschlinge meine Mathematik-Bücher fester.
»Ich wusste ja, dass ich geil bin, aber so geil, dass du bei meinem bloßen Anblick einen Orgasmus bekommst...«, Casper lehnt sich lässig gegen den Spind neben meinem, während ich die Tür des meinigen wütend zu schlage und ihn anfunkle.
»Du bringst mich hier in eine schwere Situation, okay? Wie soll ich dem Jungen«, ich werde leiser, rede kaum hörbar, »dem ich nicht einmal Hallo sage Drogen unterjubeln, wie?«
Casper hebt unschuldig abwehrend die Hände und funkelt mich eben so energisch an. »Hydra, vielleicht bringe ich dich in eine schwere Situation, aber die Situation ist da, damit es dir besser geht! Während alle anderen wie dein ach so lieber Bruder probieren sich einen Plan auszudenken, habe ich bereits einen! Das der kein Zuckerschlecken ist, ja, dafür kann ich nichts. Entweder du ziehst es durch oder du machst einen Rückzieher.«
Ich seufze und trommle nachdenklich mit den Fingern gegen die gerade eben von mir verschlossene Tür meines Spinds. Mein Blick streift durch den Schulgang. Unglaublich viele Schüler drängeln sich hindurch die Menge hin zu ihren Spinden oder von ihren Spinden zu ihren Klassenräumen. Manche haben auch verschlafen und kommen jetzt gerade mit einer dicken Jacke.
Wir sind Schüler wie sie. Doch niemand von den Schülern weiß, dass in meiner Tasche eine Tüte voll Marihuana ist.
Ich war doch sonst nie der illegale Typ, wieso habe ich Casper nicht gezwungen sich einen besseren legaleren Plan auszudenken?
»Und wie genau soll ich es anstellen?«
»Keine Ahnung. Renn ihn über den Haufen und schieb es ihm unauffällig in die Tasche seiner Weste. Warte bis die Party ist und schummle es dann, wenn er die Weste ausgezogen hat, in deren Tasche. Dir fällt schon was ein«, Casper grinst leicht und ich spüre seine Hand an meiner Taille. Sauer verdrehe ich die Augen und schlage sie weg.
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avenged
Teen Fiction»Ist es nicht seltsam, dass sich Tag für Tag nichts ändert, aber wenn man in die Vergangenheit schaut, alles anders ist?« _____ Copyright by @letzteEinhorn Cover by @letzteEinhorn