Überwindung

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Müde lasse ich meinen Schulranzen neben meinem Schreibtisch niederfallen. Ich habe keine Lust Hausübung zu machen, vielleicht schreibe ich sie nachher einfach von Gracen ab, da kann ich auch nebenbei seine Rechen- und Schreibfehler ausbessern.

In meiner Hosentasche krame ich nach zwei Dollar und werfe sie anschließend in das leere Nutellaglas auf meinem Schreibtisch, heute habe ich zwei Mal an Sean gedacht. Ich hasse Dienstage einfach, der schlimmste Tag der Woche.

An diesem Tag dauert die Schule bis fünf Uhr abends, bis ich daheim bin ist es meistens halb sechs und dann muss ich noch Hausübung machen. So viele Stunden, in denen ich Melanie vor mir rumgerannt ist und ich dem Verlangen ihr ein Messer in den Rücken zu rammen, widerstehen musste. So viele kurze Pausen in denen ich Sean dabei zusehen musste wie er seiner geliebten "Melly" irgendetwas Schmutziges ins Ohr flüstert.

Ich lasse mich in meinen Schreibtischstuhl fallen und starre aus dem Fenster, das sich über meinem Schreibtisch befindet.

Es ist immer noch hell.

Ich seufzte und beginne mit meinem spitzen dunkelblau lackierten Zeigefinger kleine Kreise auf der Holzplatte meines Arbeitsplatzes zu malen. Gibt es keine Möglichkeit von heute auf morgen über ihn hinweg zu kommen?

Die Gefühle ab zu schalten und endlich wieder ich selbst zu werden?

»Hydra, hast du die englisch Hausübung schon...«, meine Zimmertür wird aufgeschwungen und ohne mich um zu drehen, weiß ich, dass es Gracen ist der hier so rein platzt- er ist der einzige aus meiner Familie der nicht klopfen kann. Leicht sauer drehte ich mich um, ich brauche einige Minuten Zeit für mich, was ist so schwer daran zu verstehen?

»Liebster Bruder«, ich sehe ihn sarkastisch an. »Ich habe mein Zimmer vor nicht einmal drei Minuten betreten, wie soll ich in der Zeit die Englischhausübungen machen?«

Gracen zuckt mit den Schultern, schließt die Tür hinter sich und lässt sich auf meinem Bett nieder. Ich warte darauf, dass er etwas sagt, aber alles was er tut ist schweigen und meine weiße Wand anstarren, auf die ich mehrere Bilderrahmen gehängt habe.

Darin bewahre ich meine Erinnerungen auf. Fotos von mir und meinen Geschwistern, meinen Eltern oder mir und meinen Freundin und...

»Hydra! Das ist jetzt nicht dein Ernst! Du hast ein Bild von dir und Sean hängen? Wirklich? Nachdem er dich so runter gezogen hat? Du hast gesagt, dass du über ihn hinweg bist! Wieso zerbrichst du den verdammten Scheiß nicht?«

Ich drehe mich mit meinem Stuhl so, dass ich Gracen ansehen kann und starre auf meinen Zimmerboden, dieser schüttelt nur fassungslos den Kopf und fährt sich durch seine braunen Haare.

»Ich wusste es.«

»Was?«, ich sehe ihn verwirrt an.

»Du bist nicht über ihn hinweg, du tust nur so. Ich merke es daran, dass du still oder sauer wirst, wenn man ihn erwähnt und daran, dass du Melanie verabscheust. Das vor ein paar Tagen im Unterricht, war ja kar. Hör zu du kannst nicht eine brökelige Maske haben, so funktioniert das nicht. Entweder du lässt deinen Gefühlen freien Lauf oder du kommst über ihn hinweg und perfektionierst deine Masek um einiges.«

Mein Bruder verschrenkt die Arme ineinander und ich verdrehe die Augen.

»Das ist nicht wahr! Natürlich verabscheue ich Melanie, sie hat mir ja auch meinen Freund ausgespannt!«, ich sehe Gracen wütend an. Ich bin sauer, dass er hinter meine Maske gekommen ist, er soll einfach gehen. »Und meine Maske ist perfekt«, füge ich leise murmelnd hinzu, ich bin mir sicher, dass er es nicht hört, auch wenn mir selbst klar ist das meine Maske ein Ktastrophe ist. Das kann man nicht einmal Maske nennen.

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