Realisierung

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HOLLA DIE WALDFEE! Über 40K Reads? Das wird belohnt!

Ich sitze gelangweilt auf der Bühne neben dem Coach um meine gemeinnützige Arbeit abzusitzen. Es heißt, ich soll dem Trainer beim Stärken unserer geliebten Basketball helfen und ihn in jedem Fall unterstützen, doch was soll man schon tun, wenn Casper und Co. einem Ball hinterher jagen und ihn sich gegenseitig zupassen. Außer bei jedem einzelnen dumpfen Geräusch des Trippelns zusammen zu zucken und Muster auf die Decke der hohen Turnhalle zu malen, bleibt einem da kaum etwas übrig. Eigentlich ist diese Sache hier wie ewiges Nachsitzen, nur trägt es einen schöneren Namen.- Gemeinnützige Arbeit. Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen.

Lieber würde ich die Sitze der Tribüne mit einem Tuch abwischen und den dreckigen Boden kehren, aber nicht einmal das wird mir erlaubt. Als ich den Coach der Basketballmannschaft darauf anspreche meint er, dass ich die spielenden Jungs am Besten anfeuern soll. Meine Antwort ist daraufhin nur eine verzogene Miene und ein Kopfschütteln, das soviel wie »Niemals« bedeutet.

Allerhöchstens würde ich meinem lieben Zwillingsbruder einige aufmunternde Worte zurufen, aber sicher nicht Casper und einem Haufen anderer Jungs, die ich nicht kenne.

Mädchen spielen dieses Jahr nicht im Team. Basketball ist heiß umstritten und nur die Besten der Besten schaffen es ins Team, die Mädchen sind meistens einfach zu klein um mit den Jungs mitzuhalten- was nicht heißt, dass sie schlecht sind. Im Gegenteil, einige Mädchen spielen richtig gut, nur sind die Jungs in den meisten Fällen größer, ein wichtiger Punkt im Basketball.

Letztes Jahr hatten wir zwei Mädchen in unserem Schulteam, diese haben jedoch aufgehört, als es ihnen mit den vielen Turnieren zu stressig wurde.

Der Grund warum ich Basketball damals nicht als Freifach gewählt habe war klar: Ich wollte nicht noch mehr mit Casper zu tun haben. (Überhaupt wäre ich zu klein gewesen.)

Und damals kannte ich ihn kaum.

Nun wo ich ihn kenne, möchte ich noch weniger hier sein. Auch wenn er eine zweite Chance hat, das heißt nicht, dass alles wie früher ist.

Welches früher?

Habe ich mich mit Casper je mehr als "gezwungenermaßen" gut verstanden?

Ich zucke mit den Schultern und beobachte wie mein Bruder einen Ball geschickt in den Korb wirft.

»Coach?«, ich tippe dem großen kräftig gebauten Mann vor mir, der jubelnd die Hände gen Himmel streckt, vorsichtig auf die Schulter und als er sich umdreht, weiß er schon worauf ich aus will.

»Ich weiß Hydra, es ist langweilig, weil du eigentlich nur zwei Stunden lang rumsitzt, aber das war nicht geplant!«

Schlussendlich fährt er zögernd fort. »Du könntest eventuell mal kurz das Coaching übernehmen. Ich muss sowieso kurz zum Direktor, da kann ich Mr.McColden auch gleich fragen, was ich mit dir anfangen soll.«

Ohne auf mein entsetztes Kopfschütteln zu reagieren zieht sich der Coach zurück. Er drückt mir seine Trillerpfeife in die Hand und verlässt den Turnsaal, die Tür fällt scheppernd ins Schloss. Die Spieler, die immer noch auf das Feld verteilt stehen, sehen auf, brechen ihr Spiel ab und sehen mich abwartend an, beinahe spöttisch. Welche Ironie, das ich, ein Mädchen, das nicht nur jünger sondern auch um mindestens einen Kopf kleiner ist, ihnen nun Befehle und Tipps geben wird.

Ich atme kurz die Luft aus und rufe dann mit einer möglichst kräftigen Stimme: »Warum hört ihr auf, spielt weiter?«

Casper verzieht sein Gesicht leicht spöttisch und rümpft die Nase. »Das Match ist aus, du Genie.«

avenged Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt