Vorbereitung

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Als ich am nächsten Tag komplett verschlafen in die Küche tapse wartet meine ganze Familie am Frühstückstisch auf mich und sieht mich vorwurfsvoll an. Gracen nippt desinteressiert an seinem Kaffee, scheinbar ist er immer noch sauer auf mich, weil Mom wegen mir geweint hat und ich ihm nicht zurückgeschrieben habe.

Oder er hat bemerkt, dass ich seinen Hoodie verbrannt habe. Bei dem Gedanken daran durchströmt mich kurz das Gefühl der Freiheit. Mit Casper bei dem Fluss zu sitzen und in den aufsteigenden Rauch zu starren war einzigartig. Schräg, aber wunderschön.

Das war einer dieser Momente in denen alles bedeutungslos ist, in denen es nur das Jetzt zählt.

Dads Räuspern reißt mich aus meinen Gedanken und ich sehe auf.

»Setz dich doch zu uns«, wirft Lydia schnell ein, bevor er sich aufregen kann und ich nehme vorsichtig Platz, anstatt mir ein Brötchen zu nehmen sehe ich jedoch einfach nur in die Runde.

»Gestern haben wir die Zeit gegeben, dass alles zu überdenken, aber das heißt nicht ohne Schwierigkeiten aus all dem rauskommst«, beginnt Mom vorsichtig. »Hydra, du entwickelst dich ins Negative. Wir müssen darüber reden.«

Nun mischt auch Dad sich ein, ich beobachte ihn nur und nehme einen großen Schluck Orangensaft. »Gracen meinte es liegt an deiner Trennung mit Sean. Du bist in die falschen Kreise geraten und wir haben uns dazu entschieden, dass wir dir den Kontakt zu Casper verbieten.«

Prustend und hustend versuche ich Luft zu schnappen, ich habe mich an meinem Getränk verschluckt. Lydia klopft mir hilfsbereit auf die Schulter und ich werfe ihr einen dankenden Blick zu.

»Das könnte ihr nicht machen! Ich bin gerade dabei mich in Casper zu verlieben«, ich sehe sie verzweifelt an, aber meine Eltern starren nur stur gerade aus.

»Gestern hast du den Bogen überspannt, Hydra. Keine Widerrede, du wirst nichts mehr mit diesem Jungen zu tun haben und wenn doch, dann schicken wir dich auf ein Internat nach L.A.«

Fassungslos sehe ich sie an. »Ist das euer Ernst? Ihr wisst doch nicht mal was passiert ist?«

Mom schiebt sauer ihre Unterlippe vor, Dad wirft mir einen vernichtenden Blick zu.

»Also meinst du, dass wir nichts von den Drogen und dem Alkohol in viel zu hoher Dosis wissen? Glaubst du ich habe gestern nicht bemerkt, dass du immer noch Alkohol im Blut hattest und dein Hirn noch dezent von Ecstasy benebelt war? Du warst die ganze Nacht weg.«

»Ich habe kein Ecstasy genommen!«, empört sehe ich meine Eltern an. Innerlich bin ich verwirrt. Ich dachte, ich habe Gras geraucht? Lydia legt mir beruhigend eine Hand auf die Schulter, aber ich schüttle sie ab.

»Du hast Gedächtnislücken. Du kannst dich nicht erinnern. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du dich für diese eine Nacht in einen Komasäufer verwandelt hast, ich schätze du hast einfach ein wenig Alkohol getrunken und Ecstasy genommen. Die Droge ruft Gedächtnislücke und die Schwierigkeit sich an Dinge zu erinnern hervor.«

Sofort verfällt mein Dad in seinen Beruf und beginnt mir all die medizinischen Details aufzuzählen.

»Woher wisst ihr das überhaupt alles?«

»Gracen hat mit uns geredet«, antwortet Mom neutral und beißt in ihr Brot. Ich schüttle nur fassungslos den Kopf, eine verdammte Wut baut sich in mir auf. Mein Zwillingsbruder hat mich verraten, dabei war er immer eine der wenigen Personen, denen ich mein Leben anvertraue.

»Er weiß doch gar nichts davon!«

Mom verdreht sauer die Augen, langsam wird sie lauter. »Nicht nur du hast Freunde, Hydra. Gracens Freunde haben ihn gefragt warum du so sturzbesoffen über die Tanzfläche getorkelt bist. Das Ganze wäre noch halbwegs okay, wenn du einundzwanzig wärst, Hydra, aber du bist sechzehn.«

avenged Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt