Wahrheit

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Das Leben ist wie eine Turm aus diesen grellbunten Bauklötzchen in alle möglichen Formen, mit denen man als Kind immer gespielt hat. Du musst dich entscheiden welchen Steinen du es zutraut, dass sie weit unten den Turm aufrecht erhalten und welche du gar nicht verwendet. Du musst bedenken, was oben auf die Spitze kommt und wie der fertige Turm aussehen soll.

Wenn mein Leben tatsächlich einer dieser Türme ist, so habe ich auf einen falschen Baustein gesetzt. Casper ist hinterlistig. Casper ist wie Sean.

Es war kein Zufall, dass mir diese Erinnerung mit meinem Exfreund wie ein Trommelfeuer in den Kopf gehämmert wurde, gewiss ist, dass es ein kleines Zeichen meiner inneren Selbstachtung war. Es geht mir nicht gut, seit dem mit Sean. Aber durch Caspers Versprechen mir zu helfen habe ich Hoffnung geschöpft und mittlerweile komme ich langsam über ihn hinweg. Ich hatte Hoffnung, dass alles klappen könnte. Hoffnung um diese Rache abzuschließen.

Und dann habe ich es realisiert. Es war absolut logisch. »Vertragen basiert auf Gegenseitigkeit«, »Ich weiß nicht ob ich dir vertrauen kann, wenn du mir nicht vertraust.. Casper ist wie Sean.

Sean meinte er sagt die Wahrheit und er würde nicht lügen, hat er aber. Was wenn Casper dasselbe vor hat? Aber was will er bezwecken? Es ist ja nicht so, dass er sich von mir losreißen müsste: Ich hänge nicht an ihm, er ist derjenige der mir andauernd hinterher läuft.

»Hydra ist alles okay?«, Casper sieht verzweifelt auf das Scherbenmeer, dass sich in der Küche ausgebreitet hat und ich nickte benommen, immer noch hart getroffen von dem, was ich denke. Ist Casper wie Sean? Stecken beide unter einer Decke?

Was wenn die Rachepläne nicht gegen ihn, sondern gegen mich gehen sollen. Ich hebe meine rechte Hand und deute leicht auf einen Besen, der im Eck steht und Casper joggt die wenigen Meter hin um ihn zu holen und anschließend das kaputte Glas mit deren Inhalt zusammen zu kehren.

Als er mir mit dem Besen ein wenig zu nahe kommt, zucke ich zusammen und er sieht mich verwirrt an. »Hydra, was ist los?«

»Du lügst«, murmle ich beinahe synchron und steige mit einem einzigen großen Schritt auf die Fläche, von der er die Scherben bereits hinfort gekehrt hat.

Casper sieht mich verwirrt an. »Wie bitte?«

»Du willst mir nicht helfen, Casper. Du bist auf Seans Seite«, erst lächelt Casper auf mein Kommentar hin spöttisch und lacht leise auf, als er jedoch meinen ernsten Blick bemerkt hält er inne und lehnt den Besen gegen die Küchentheke. Die Scherben sind immer noch nicht ganz aufgesammelt, aber das ist mir egal. Es ist so, als wäre mit dem Glas meine kunterbunte alles ist gut- Welt zerbrochen.

Was wenn Casper es die ganze Zeit auf mich abgesehen hat? Was wenn er mir nie helfen wollte?

Aber wieso sollte Casper auf Seans Seite sein? Die beiden konnten sich nie leiden, haben sogar schon das eine oder andere Mal geschlägert und halten es nicht einmal in einer Nähe von zwei Metern miteinander aus. Vielleicht wäre das einer der Gründe, warum mir Casper helfen will: Aber wieso wirkt es dann so, als würde er extra Pläne nehmen die gegen mich schlagen?

Ich muss zugeben, dass wir erst eine Stufe des Plans geschafft haben und nicht einmal diese erfolgreich. Casper hat mich absichtlich verpetzt. Nun soll es erneut um etwas Illegales gehen. Was wenn ich die Schuld an dem Graffiti bekomme? Die von von dem Tafellöschen ganz kreidigen Finger würde ich schon gerne früher oder später wieder ablegen.

»Hydra, du weißt, dass das Schwachsinn ist. Komm schon, Hyd. Du hast versprochen, dass du mir eine zweite Chance gibst. Ich will dir wirklich raushelfen. Sean ist eine Mango ich wäre nie auf seiner Seite«, als Casper mir näher kommt trete ich noch einige Schritte zurück. »Hydra, was muss ich tun, damit du mir glaubst?«

avenged Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt