Verrat

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Agnes Obel- Riverside (Das Lied ist von Revenge (<3) , ich hoffe es gefällt euch, höhö, so schaurig und düster. So ein echtes cry-Lied...)

Waffen verletzen, doch Worte sowie Taten noch mehr.

Der bittere Beigeschmack von Verrat liegt mir immer noch auf der Zunge, als ich, während mich Mr. Anderson wütend aus dem Raum zerrt, einen kurzen Blick auf mein Handy werfe und sehe, dass Casper meine Nachricht, in der ich ihm bescheid sage, dass ich die Drogen noch nicht losgeworden bin, gesehen hat. Zuletzt online war er in dem Moment, in dem ich sie abgeschickt habe, und die beiden Häkchen sind blau.

Er hat sie gelesen, noch rechtzeitig, aber ignoriert.

Verrat ist es, was meine Situation beschreibt und es fühlt sich scheußlich an. Als hätte man noch flüssigen Zement in mich gekippt, der meine Lunge füllt und mein Herz umschlingt, bis er schlussendlich trocknet und mir den Atem so wie die Leichtigkeit, die Chance zu leben nimmt.

Als würde ich daran ersticken und doch leben.

Die großen Türen des Turnsaals fallen hinter dem Turnsaal ins Schloss und ich überlege mir panisch, welche Ausrede ich Mr. Anderson auftischen soll. Die Wahrheit kommt sicher nicht so gut an.

Ich könnte es Casper heimzahlen und sagen, dass er mich gezwungen hat es zu tun, doch erst möchte ich mit ihm über alles sprechen, vielleicht war es auch ei Missverständnis und ich möchte niemanden Unrecht tun, außer er hat es verdient. So wie Sean.

Meine Gedanken kreisen um ihn und Melanie. Eigentlich kann sie nichts dafür. Eigentlich ist sie nur ein ganz normales Mädchen, nur perfekter. Aber es gehören immer zwei dazu und in meinen Augen ist sie kaum besser als Sean. Mit jemanden, der in einer Beziehung ist, zu schlafen, ist meiner Meinung nach gleich schlimm wie Seans Entscheidung zu ihrem »Affären-Angebot« Ja zu sagen.

Mr. Anderson sieht mich wütend an, doch sein Gesichtsausdruck wirkt ebenso enttäuscht. Als er die Papiertüte öffnet und mir deren Inhalt hin hält merke ich, wie er sich noch mehr anspannt.

»Hydra, möchtest du mir das erklären?«

Ich reise die Augen auf und öffne leicht den Mund, doch was soll man antworten, wenn einem etwas Fälschliches unterstellt wird.

»Es ist nicht wie es aussieht.«

Mr. Anderson schüttelt enttäuscht den Kopf. »Denkst du wirklich, dass es gut kommt, wenn du gleich mal beim neuen Direktor landest? Hydra, ich bin enttäuscht von dir und sehr sehr wütend. Ich dachte immer, dass du eine ordentliche und vor allem brave Schülerin bist. Mir ist nicht entgangen, dass man dich in den letzten zwei, drei Wochen sehr oft mit Casper am Schulflur gesehen hat und ich rate dir, dich von ihm fern zu halten. Dass jemand wie du mit Marihuana dealst, ist eine wahre Enttäuschung. Bis du dich dazu bereit erklärst den Vorfall zu erklären, ebenso wie warum du es Melanie in die Jackentasche schieben wolltest, wirst du an unserer Schule gemeinnützige Arbeit verrichten«, Mr. Anderson sieht mich durchdringlich an, doch auf seinem Hals sind immer noch die roten Wut-Flecken erkennbar, die aussehen wie lauter Sterne am Nachthimmel, die nach und nach in einander verrinnen.

»Aber Mr. Anderson, muss so etwas nicht der Direktor entscheiden?«, meine Stimme ist kaum hörbar, eher eine Frage und ich sehe gedeckt zu Boden. Eigentlich finde ich gemeinnützige Arbeit nicht so schlimm, solange er damit Nachhilfeunterricht geben meint, wie es damals Casper jeden Sonntag machen musste. Wenn er darunter Kaugummis von Tischen kratzen und Trennwände putzen meint, dann würde ich mich gerne davor drücken.

Innerlich bin ich enttäuscht von so vielem. Erst einmal davor, dass der Plan nicht geklappt hat und dann darüber, dass ich gestern nachgegeben habe, als Casper mit dem Geschütz »Sean« ausgefahren ist. Als er begonnen hat all die Wege auf die Sean mich verletzt hat aufzuzählen, war ich verletzt und emotional angreifbar. Vielleicht hat er es nur gut gemeint, doch vielleicht hat er das auch alles geplant.

avenged Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt