Schamgefühl

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Diese Erkenntnis raubt mir für einen kurzen Moment den Atem. Ein Teil von mir will sich setzen und das ganze erst Mal verarbeiten, ein anderer Teil will am liebsten aufspringen und panisch aus dem Haus rennen. Ich sehe mich im Raum um, suche nach meinen Klamotten von gestern Abend und bin ziemlich erleichtert, als ich sie am Boden finde.

Was zur Hölle ist passiert?

Mein Blick gleitet auf das Bett. Da habe ich diese Nacht geschlafen. Hoffentlich alleine. Bei dem Gedanken, dass das das Bett war, auf dem Sean mich mit Melanie betrogen hat, dreht sich mir der Magen um. Schnell versuche ich an etwas anderes zu denken, doch das Bild, wie sich Melanie ihr Shirt auszieht, erscheint bereits in meinem Kopf.

Ich muss hier raus, aber gleichzeitig muss ich Sean fragen was letzte Nacht passiert ist. Doch wird er mir die Wahrheit sagen? Ich traue ihm nicht.

Kurz rattert mein Kopf alle möglichen Namen durch, bis ich einen Anhaltspunkt finde. Casper. 

Er muss einfach wissen was passiert ist.

Mein Blick gleitet zur Tür, ich werde einfach gehen. Wenn Sean unten ist, dann kann ich ihn fragen was passiert ist, das ganze könnte aber zu einer peinlichen Situation führen. Wenn er in der Schule ist, dann kann ich so tun als wäre nie etwas passiert. 

Jedenfalls muss ich endlich diesen Raum verlassen- Hier taucht immer wieder ein Bild von Melanie im BH von mir im Kopf auf, das bereitet mir Aggressionen.

Die Tür knarrt leise, als ich sie öffne. Ansonsten ist es still.

Immer wieder tauchen Bilder in meinem Kopf auf- Bilder, die eigentlich nicht da sein sollten. Bilder von gestern Nacht. Ich erinnere mich an eine dunkle Ecke, in der es nach Zigarettenrauch roch.

Und an einen schwarz gekleideten Typen, der mir etwas entgegen hält. Dann erinnere ich mich daran, dass ich geweint habe. Und ehe ich es vergesse- Ich erinnere mich daran, wie Casper mit mir getanzt hat. All die Momente kommen mir durcheinander gerüttelt und verschwommen vor, so als wären es nur Bruchstücke der wahren Geschichte. 

»Sean?«, meine Stimme klingt leise durch das Haus, während ich die Stiegen hinunter tapse. Mein Kopf schmerzt höllisch, mein ganzer Rücken ist verkrampft, mir ist total schlecht.

Trotzdem habe ich mich für die peinliche Variante entschieden. Ich werde ihn fragen und mir danach auch noch Caspers Meinung anhören. unten angekommen sehe ich mich überall nach meiner Tasche um, ich möchte Gracen anrufen, er macht sich sicher Sorgen. 

Seufzend stelle ich fest, dass diese schwerer aufzufinden ist als gedacht und betrete mit einem unguten Gefühl die Küche. Dort sehe ich wiederum niemanden. 

Was ist passiert? Und wieso ist hier niemand, der mir meine Fragen beantworten kann?

Auch wenn ich Sean nicht vorfinde, meine Tasche liegt auf der Küchentheke und ich greife sofort nach meinem Handy, um es nach Spuren der letzten Nacht abzusuchen.

Als erstes drücke ich auf den Chat mit meinem Bruder.

Gracen, huuulfe, doe Straßenlaterne redoet mit mirr- xx dein schwezterschats

Ich unterdrücke es, meine Hand gegen meine Stirn klatschen zu lassen, als ich die erste Nachricht lese. Dann werde ich merkwürdig bedrückt. Entweder ich bin einfach nur betrunken oder da steckt mehr dahinter. Ich hoffe, ich bin nicht zu weit gegangen. Ich hoffe, ich habe keine Drogen ausprobiert.

Hydra, wo bist du? Ich mach mir Sorgen!- Gracen

Hydra, antworte verdammt!

Alle denken du schläfst, wenn du nicht zurück schreibst, dann muss ich ihnen die Wahrheit sagen!

avenged Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt