Das Schütteln der Sprühdosen, das leise Auftragen der Farbe, die ab und zu fallenden Sätze wie »Kannst du mir die Pinke reichen?« und das dichte Beieinanderstehen in der eisigen Kälte. Umschlungen von dem eisigen Wind, starre Finger und vor allem: Kleckse auf den Klamotten.
Der Geruch nach den Sprühdosen, nach der noch nicht trockenen Farbe, der bewölkte Sternenhimmel, der uns kaum Licht spendet und das Rascheln der Blätter.
Casper und ich im Wagen, mitten in unserer Nacht- Alleine und verlassen, abgesehen von ein paar wenigen immer wieder auftauchenden Straßenlaternen im Dunklen, aber dennoch zufrieden.
Der Adrenalinkick des Verbotenen, die Idee Sean die Sache in die Schuhe zu schieben.
Caspers Lächeln.
»Wir könnten unsere Pullover verbrennen, so als Abschluss von Stufe zwei des Plans.«
»Aber Casper, der Hoodie, den ich trage, gehört doch Gracen!«
»Ich denke nicht, dass die Farbe aus den Klamotten rausgeht. Komm schon, Hyd'«
Caspers Blick.
Sein Zögern, während er mit dem Gedanken spielt mich zu küssen. Mein Schmunzeln, mein Kopfschütteln, meine Handbewegung, die dafür sorgt, dass die Autotür zu fliegt.
Die Schritte zum Haus, die so leicht sind, als würde ich auf Wolken gehen.
Die letzte Nacht lebt in mir auf.
Jedes Gefühl, jeder Gedanke, alles geht mir im Schnelldurchlauf ein weiteres Mal durch den Kopf, als ich mit einem gespielt fassungslosen Blick vor unserem Schultor stehen bleibe und versuche so zu tun, als wäre ich überrascht. Eine Gruppe Schüler sammelt sich um das Graffiti, lachend, einige auch entsetzt.
Und in riesigen Neonbuchstaben steht an der Schulwand »Revenge«
Ein einziges Wort, das solch eine Spekulation unter den Schülern auslöst.
Wer hat es gesprüht?
Rache für was?
Und vor allem an wen?Mr. Anderson tritt durch die Menge und erstarrt, als sein Blick auf die besprühte Wand trifft.
Scheinbar haben die Lehrer, so wie auch der neue Direktor Mr.McColden, das Kunstwerk noch nicht gesehen. Ich versuche meine Emotionen zu verstecken und angebrachte vorzutäuschen, niemand darf mein Wissen bemerken. Niemand darf erkennen, wie schuldig bin.Ich versuche die anderen Schüler und Schülerinnen zu beobachten, sie tuscheln und starren gespannt und interessiert auf die Schulmauer. Ich suche Deckung hinter einen kleinen Gruppe von Cheerleadern. Ich kann Mr. Anderson auf diese Weise gut erkennen und dennoch bin ich nicht direkt im Blickfeld.
Auf seiner Stirn bildet sich eine Sorgenfalte. Er sieht aufgebracht aus und gestikuliert wie wild mit seinen Händen herum, dann hebt er seine Stimme. »Wer war das?«
Es ist logisch, dass niemand aufzeigen und »Ich« sagen wird, aber dennoch ist das meistens die erste Standartfrage, die ein Lehrer bei einem "Verbrechen" stellt.
So auch dieses Mal. Niemand meldet sich und Mr. Anderson verzieht angesäuert das Gesicht, murmelt aber schließlich etwas von »Die Schulleitung wird sich darum kümmern.«
Es gibt nur ein Problem: Sie haben keine Beweise. Klar, es können Schüler gewesen sein, die diese mauer besprüht haben, aber genauso gut kann es irgendjemand anders erledigt haben.
Sie wissen es nicht und haben auch keine Möglichkeit an dieses Wissen zu kommen.
Bis Casper und ich ihnen Seans Foto zusenden. Er ist nicht sonderlich gut zu erkennen, aber durch den matten Schein der Straßenlaterne kann man ihn dennoch eindeutig ausfindig machen.
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avenged
Teen Fiction»Ist es nicht seltsam, dass sich Tag für Tag nichts ändert, aber wenn man in die Vergangenheit schaut, alles anders ist?« _____ Copyright by @letzteEinhorn Cover by @letzteEinhorn