Et rechnet rein, Kinnas!

951 20 1
                                    

„Danke", sagte ich, als Samu mir im Erdgeschoss die Tür aufhielt. Er verzog keine Miene und ging schnurstracks Richtung Ein- und Ausgang des Hotels.
„Was ist denn mit dem?", fragte Tomás, als ich an der Rezeption einen Stop einlegte.
„Schlecht gelaunt, schlechten Sex gehabt. Ich weiß es nicht", antwortete ich kurz angebunden, „ich fahr über das Wochenende nach Hause. Ich würd meine Karte aber gerne hier lassen. Geht das?"
„Aber natürlich! Ich wünsch dir viel Spaß. Hoffentlich gehen wir mal wieder zusammen essen, wenn du wieder zurück bist", lächelte Tomás.
„Mit Sicherheit", grinste ich, legte meine Karte auf den marmorierten Tresen und eilte Samu hinterher.
Er stand vor dem Eingang des Hotels und rauchte.
Noch bevor ich etwas sagen konnte, warf Samu mir einen bösen Blick zu.
„I've called a taxi for you", sagte er beiläufig und zog an seiner Zigarette.
„Wann das denn? Warum guckst du so grimmig?"
„Im stairwell mit die App. Bin nicht grimmig", antwortete er und grinste gespielt.
Ich gab es auf.
Wir standen nebeneinander und schwiegen uns an.
„Du hast schon lange nicht mehr geraucht", meinte ich irgendwann.
„Nope. Letzte gestern Abend vor unsere Dinner."
„Willst du aufhören?"
„Nope."
„Ok."
Wieder sagten wir nichts.
„Wann kommt das Taxi?"
„In a few minutes."
„Ok."
Ich sah in den Himmel. Noch immer hatte es nicht aufgehört zu regnen. Der Wind peitschte über den Medienhafen und ruinierten Samus Frisur.
„Wenn ihr in die Stadt gehen wollt, musst du dir die Haare nochmal machen lassen", kicherte ich künstlich, knuffte Samu mit dem Ellenbogen in die Seite und versuchte, die Stimmung etwas aufzulockern.
Er sah zu mir runter.
„Terrible, right?", fragte Samu und fuhr sich mit der rechten Hand durch seine mittlerweile missglückte Frisur, „I hate it."
Funktionierte!
„So schlimm nicht, aber ich mags lieber, wenn es etwas mehr...", ich suchte nach den richtigen Worten, „...mehr cheeky ist."
„Was ist „cheeky" in german?"
„Verwegen. Geheimnisvoll. Sowas", antwortete ich.
„Ah, you mean „mysterious"", Samu grinste, „is Tomás verwegen for you?"
„Samu."
„What?", lachte er schelmisch.
„Wie kommst du darauf?"
„So ja. Ich sehe, wie du ihn anblinkst mit deine Augen."
„Völliger Unsinn."
„Du bist vielleicht verliebt in me, but sex willst du mit die Junge aus Portugal", sagte er und zog an seiner Zigarette.
„Ach hör auf", meinte ich und piekste ihm in die Seite.
„Ich habe nicht mit Vivi geschlafen for hurting you", wechselte er das Thema.
„Ich weiß", lenkte ich ein, „ich wollte vorhin nicht so ausrasten. Tut mir leid."
„I'm sorry für geben dir falsche signals. I try to machen das nicht mehr."
Samu drückte die Zigaretten in den Aschenbecher links neben sich.
„Deine Taxi", sagte er und gab mir meinen Weekender, der die ganze Zeit zwischen seinen Beinen gestanden hatte.
„Ich hab ein Déjà-vu", merkte ich an.
Samu grinste und streichelte meine Schulter. Rasch ging ich zum Taxi und erkannte ein bekanntes Gesicht, noch bevor ich eingestiegen war.
„So schnell kanns gehn sach ich imma", meinte Gudrun als ich die Tür öffnete, „steich ein, Kind!"
Ich stellte meine Tasche auf die Rückbank und drehte mich zu Samu um. Seine Haare waren durch den Wind und Regen mittlerweile strähnig geworden. Dennoch ließ er es sich nicht nehmen, mich noch einmal zu umarmen, bevor ich ins Taxi stieg. Er steckte mir 100 Euro zu, drückte mich fest und legte seinen Kopf auf meinen.
„Wofür?", fragte ich erstaunt.
„Für die Taxi. Ich will nicht, dass du fährst mit die train."
„Das ist eine Menge Geld."
„I insist on it, Emma. I'm an idiot, so take it. Und wenn du kommst back, ruf an. Dann hol ich dich."
„Danke, das ist lieb. Aber ich kann au..."
„I insist on it", sagte Samu wieder und atmete hörbar den Geruch meiner Haare ein.
„Et rechnet rein, Kinnas!", rief Gudrun, „dein Sitz is schon total nass."
Ich löste mich aus Samus Umarmung und stieg in das Taxi. Wie er nun mal war, wartete er, bis ich angeschnallt war und schloss dann die Tür mit einem Lächeln.
Gudrun raste los. Wir bretterten über den Holzsteg des Medienhafens.
Ich drehte mich um. Noch immer stand Samu mit den Händen in den Hosentaschen im Regen. Auch Gudrun warf einen Blick in den Rückspiegel.
„Wat geht da bei euch?"
„Nichts."


Friendzoned?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt