Pulla, makkara, juusto und hedelmä

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Nachdem Samu mich in der letzten Nacht ein weiteres Mal völlig um den Verstand gebracht hatte, stand ich am nächsten Morgen wie gerädert auf. Ich konnte keine lange Liste an Sexpartnern vorweisen, aber das war „amazing", wie Samu gesagt hätte.
Ich stand also auf, las Samus Shirt und Hose vom Boden auf und verschwand damit leise im Badezimmer. Ich duschte ausgiebig, band die nassen Haare zu einem Zopf zusammen, putzte die Zähne und schlich anschließend runter in den Wohnbereich.
Die Strahlen der Sonne spiegelten sich in den Fliesen der Küche. Zaghaft öffnete ich ein Fenster und sog die frische Luft ein, die nach Blumen und frisch gemähtem Gras roch.
Während ich Milch auf dem Herd erhitzte, suchte ich im Internet die Route zu dem nächsten Supermarkt. Ich wollte mein Versprechen, Rührei für Samu und die Jungs zu machen, einlösen. Sämtliche Zutaten, die dafür nötig waren, hatten gestern ihren Weg in den Einkaufswagen gefunden.
Alle.
Bis auf die Eier.
Ich wusste nicht, wer von den Jungs überhaupt hier war. Auch, wenn sie alle ein Mökki besaßen. Dennoch versuchte ich mein Glück und lud Riku und Raul in eine WhatsApp-Gruppe ein. Samis Nummer hatte ich nicht und bei Mikko und Jukka war ich mir unsicher gewesen. Mikko hatte ich lediglich einige Male in Berlin getroffen, Jukka noch nie. Allerdings hatte ich öfter mit ihm geschrieben und telefoniert.
„Mökki Samu, two hours? Scrambled eggs?", schrieb ich und starrte auf die Uhr. Es war erst kurz nach 07.00 Uhr.
„Sure :-) What's about the other guys?", antwortete Raul sofort.
„Haven't the numbers. Maybe you can ask them."
Raul tippte und fügte „S to the ami", „Osmosis", „Bakkuj" und „Okkim" der Gruppe hinzu.
„Munakokkeli at Samu's Mökki? We are all there, Emma as well!", schrieb er.
Ein Schwall von Nachrichten prasselte plötzlich herein. Ich sperrte die Tasten, nahm die heiße Milch vom Herd und goss einen Kakao auf. Ich trank schnell einige Schlucke, bevor ich meinen am Treppenabsatz stehenden Koffer behutsam öffnete und mir eine dunkelblaue Leggings und ein braunes, tief ausgeschnittenes Longtop überstreifte. Samus Shirt und Hose legte ich gefaltet auf die Couch.
Von oben vernahm ich ein lautes Brummen. In der Hoffnung, Samu nicht geweckt zu haben, schlüpfte ich in meine sandfarbenen Chucks, stellte meine Handtasche auf die Arbeitsfläche in der Küche, riss so leise wie eben möglich eine Seite aus meinem Kalender und krickelte hastig:
„Do some shopping. Took your car ;-)
- xoxo E"
Ich platzierte den Zettel auf dem Wohnzimmertisch, steckte den Auto- und Wohnungsschlüssel leise in meine Handtasche und schloss vorsichtig die Eingangstür hinter mir.


Wieder irrte ich im Supermarkt umher, weil mein Schwedisch schlecht und mein Finnisch praktisch gar nicht vorhanden war. Als wäre der eigentliche Weg nicht schon eine mittelschwere Katastrophe gewesen.
Mittlerweile war aus meinem kleinen Frühstück eine Mitbring-Party geworden. Auf „should I bring something?" hatten alle untereinander auf –für mich- unverständlichem Finnisch miteinander verhandelt, wer pulla, makkara, juusto und hedelmä besorgen würde.
Ich konnte nur hoffen, dass es sich dabei um etwas wirklich Essbares handelte.
Nach ständigem Umherirren tippte ich in meiner Verzweiflung einer dunkelhaarigen Frau auf die Schulter.
„Sorry? Maybe you can help me?"
Sie drehte sich zu mir um.
Mirja.
„Emma?", sie war erstaunt mich zu sehen.
Was tat sie hier? Hatte sie auch ein Mökki?
„Hi", grinste ich freundlich und wollte mich gar nicht länger mit ihr unterhalten, „do you know where I can find eggs?"
„What are you doing here?"
Sie ignorierte meine Frage.
„I do some shopping. Wanna make scrambled eggs fort he guys and don't have eggs at Samu's Mökki. Can yo..."
„Are you sleeping at his house?", unterbrach sie mich.
Nein. Ich verbrachte meine Nächte in einer Kohlenkiste. Vor dem Haus.
„Yes. I'm visiting him and pass my vacations in Finland. Can you tell me now, where I ca..."
„Do you sleep with him?", wieder redete sie mir dazwischen.
Was war das für eine Frage?
„What?"
„Do you sleep with him? Having sex?"
„No", antwortete ich irgendwie verstört, „I have to hurry up, Mirja. Please tell me where I can find eggs."
„Next to milk and cheese", gab sie knapp von sich und griff an die Stange des Einkaufswagens, „did Samu do the same with you?"
Ich legte die Stirn in Falten.
„Sex?"
Ich riss die Augen auf.
„Did he put his head on your neck?"
„I don't sleep with him", sagte ich deutlicher.
Sowieso führte man so eine Unterhaltung nicht mit jemanden, den man weniger als 36 Stunden kannte.
„Did he put his head on your neck before he reaches an orgasm?"
„I don't sleep with him", wiederholte ich energisch, „I work with him since last year."
„Oh. Sorry", lächelte Mirja gespielt und schob ihren Wagen an der Frischetheke vorbei in den Gang mit den Hygieneartikeln.
Ich schüttelte verwirrt den Kopf, ging zurück in den Gang mit den Milchprodukten, packte drei Eierkartons in den weißen Einkaufskorb und schlenderte noch einige Minuten durch den Laden, um Mirja nicht an der Kasse über den Weg zu laufen.


„Geile car, oder?", Samu lehnte verschlafen an der Arbeitsplatte und trank Kaffee.
„Fährt sich gut, ja", ich legte die Schlüssel auf den Wohnzimmertisch und stellte die Eierkartons auf das Ceranfeld. Mozzarella und Tomaten hatte ich ebenfalls gekauft. Zur Sicherheit.
Kaum stand ich neben Samu, legte er seinen Arm um meine Taille und zog mich zu sich.
„Guten Morgen", flüsterte er und küsste mich innig. Meine Fingerkuppen streichelten seinen nackten Oberkörper auf und ab und malten kleine Kreise um seinen Bauchnabel.
„Wo warst du?", seine Hände ruhten auf meinem Po.
„Ich hab doch einen Zettel geschrieben", grinste ich.
„Didn't noticed", meinte Samu und küsste mich wieder.
„Einkaufen", antwortete ich knapp und küsste seinen Hals.
„Fur?"
„Ich hab die Jungs zum Frühstück eingeladen."
Langsam ließ ich meine Zunge unter ständigem Küssen seine Brust hinab wandern, während ich über seine Seiten streichelte.
„Wann?", Samus Schmunzeln war deutlich zu hören.
„Stunde", ich kniete mich vor ihn und spielte an dem Saum seiner Boxershorts, bevor ich meine Hände über die Innen- und Außenseite seiner Oberschenkel gleiten ließ und zu ihm hoch sah. Er hatte die Augen geschlossen und sich stützend an die Arbeitsplatte gelehnt.
Leichten Druck ausübend fuhr ich über seinen Schritt zurück zu dem Bündchen, um ihn seiner Shorts komplett zu entledigen. Ohne überhaupt mit irgendetwas richtig angefangen zu haben, hörte ich ihn flacher atmen als noch vor einigen Minuten.
Ich küsste zärtlich die Innenseite seines Oberschenkels und streichelte über seine Leisten hinauf zu seinem Bauch und wieder zurück. Vorsichtig umschloss ich sein bestes Stück mit meiner linken Hand und platzierte die Rechte auf seinem Happy Trail, ohne dabei den Blick von ihm abzuwenden. Als sich unsere Augen trafen, ließ ich ihn langsam in meinen Mund gleiten.
„God", stöhnte Samu und streichelte sanft über meinen Hinterkopf, während ich meine Finger über seine Hoden gleiten ließ.
Wieder schaute ich zu ihm hoch und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Er lehnte mit dem Kopf im Nacken an der Arbeitsplatte und hatte die Augen geschlossen, den Mund halb geöffnet.
Quälend langsam ließ ich meine Zunge über seinen Penis gleiten, leckte, saugte und küsste ihn, um ihn dann wieder mit meinen Lippen zu umschließen. Ich streichelte über Samus Leisten und Oberschenkel, während er sich mir keuchend immer mehr entgegen drückte. Mit meiner Zunge umspielte ich seine empfindlichste Stelle, bis ich das Zucken seiner Oberschenkelmuskulatur bemerkte. Unaufhörlich krallte Samu sich in meinen Zopf. Ich griff fest an seinen Po, als er in meinem Mund zu pulsieren begann, laut aufstöhnte und dann auf meiner Brust zum Höhepunkt kam.
„Fuck", keuchte Samu außer Atem, half mir auf und reichte mir ein Stück Küchenpapier, bevor er sich die Boxershorts hochzog.
„Tu nicht immer so, als könntest du es nicht fassen", lachte ich und tupfte das Sperma von meinem Dekolleté.
„Das ist, was ich sage. I can't believe that you are hier bei mir. Als ich gefühlt habe neben die Kopfkissen, ich dachte, du wärst weg wieder", er zog mich am Nacken zu sich und küsste mich innig.
„Warum sollte ich?", nuschelte ich mit geschlossenen Augen.
„Weil du immer wegläufst", keuchte er.
„Wann das letzte Mal?", verdutzt sah ich ihn an und umfasste seine Handgelenke.
„After Vivi da war, nach die Konzert an Silvester, vor Chile."
„Dieses Mal nicht. Und wenn du mich nicht rauswirfst, weil ich im Schlaf rede, dann geh ich auch nicht."
„Ist das eine promise?", grinste er.
Ich nickte und näherte mich wieder seinem Gesicht.
„Don't promise, wenn du nicht halten kannst", zaghaft hauchte Samu mir einen Kuss auf die Lippen.
Es kribbelte.
Überall.
„I have to take a shower now", noch immer stand er halbnackt vor mir, „wanna join?"
Meine Hände glitten über die blonden Haare an seinem Bauch.
„Ich würde. Aber das Frühstück macht sich nicht von selbst. Außerdem würde ich schmutziger rauskommen, als reingehen."
„Ja, that's right", zwinkerte er, „was machst du fur die breakfast?"
Ich deutete auf die Eier, die ich gekauft hatte.
„Was ist denn heute mit dir?"
„Ruhrei?", er rieb sich voller Vorfreude die Hände, „stop making jokes. It's the best day in my life."
„Ich hab dir versprochen, Rührei zu machen, wenn ich in Helsinki bin. Das wollte ich umsetzen."
„Wir sind in Espoo", Samu zog die Augenbrauen hoch, „das zahlt nicht."
„Warum?"
„Other Stadt?"
„Das heißt, ich muss sie nochmal machen, wenn wir nicht mehr im Mökki sind?"
„Sure. Deine Schuld ist nicht beglichen", formulierte er angestrengt.
Grinsend küsste ich ihn.
Somit hatten wir geklärt, dass ich so schnell nicht nach Hause fliegen musste.

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