Würdest du Samu 'ne Niere spenden, wenn er eine brauchen würde?

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Nach dem Sektempfang und der anschließenden Fotosession, bei der ich Samu zu einem gemeinsamen Bild überreden konnte, stürzten wir uns auf das Kuchenbuffet im klimatisierten Rittersaal der Wasserburg.
„Entschuldigt bitte!", rief Julian, „habt ihr noch eine Sekunde?"
Die geladenen 60 Gäste ließen ihre mit Kuchen oder Torten gespickten Gabeln niedergeschlagen wieder auf die Teller wandern.
„An euren Plätzen stehen Einwegkameras. Wir würden euch bitte, den schönsten Tag unseres Lebens mit euren Augen festzuhalten."
Stille. Niemand sagte etwas.
„Guten Appetit!"
Sofort hörte man erneut die Kuchengabeln, die vom Teller genommen wurden. Ich saß mit Leni, Samu, Julian, Daniel und Max an einem der zehn runden Tische direkt neben der Tanzfläche. Rechts daneben hatte sich ein DJ eingefunden, der für die Musik am Abend gebucht worden war. Während alle mit ihrem Stück Kuchen beschäftigt waren, packte ich die Einwegkamera aus der Verpackung.
„Wie viele Fotos kann ich damit machen?", fragte ich das frisch vermählte Paar.
„36", sagte Julian knapp und führte eine weitere Gabel voller Bienenstich zum Mund.
Ich nickte und begann Fotos von unserer Tischrunde zu machen. Leni pustete in ihre zu heiße Kaffeetasse, Julian schaufelte Kuchen zum Mund, Max bemerkte, dass ich ein Foto schoss und nippte deswegen länger als notwendig an seinem Wasserglas, Daniel hielt die Hand vor meine Linse und Samu tupfte sich die Mundwinkel mit einer Serviette ab.
Nachdem auch ich das Opfer einiger Fotos geworden war, während ich zwei Stücke Kuchen verdrückt hatte, löste sich das allgemeine Kaffeetrinken auf und jeder saß mal an dem Tisch eines anderen. Samu war direkt bei meiner Großmutter Irene und meinem Opa Ulf sitzen geblieben, während ich fleißig Fotos mit meinem Vater und meiner Mutter geschossen hatte.
„Zieht der auch irgendwann mal sein Sakko aus? Ich würde gerne seine Oberarme sehen", fragte Leni, als ich das leere Kuchenbuffet fotografierte und sie sich einen neuen Kaffee holen wollte.
„Wer?"
„Der Finne! Du hast mir nicht gesagt, dass er so gut aussieht."
„Darum geht es doch gar nicht, Leni."
„Ja sicher", sie schüttete sich Kaffee ein, „er ist mega die Schnitte."
„Marlen, hör auf!"
„Du bist ganz rot, Schweinchen. Verknallt?"
„Wann bist du eigentlich gekommen?", lenkte ich ab.
„Zu spät", Leni schlürfte, „verknallt?"
„Nein, bin ich nicht."
„Aha", sagte sie wenig beeindruckt und ging zurück zu unserem Tisch.
Gedankenverloren schlenderte ich Leni hinterher und drehte das Rad der Einwegkamera bis zum Anschlag, um bei einem schönen Motiv sofort ein Foto machen zu können.
„Hey Lady", ich stieß mit dem gut gelaunten Finnen zusammen, „rauchen?"
Ich nickte und folgte Samu die lange Wendeltreppe nach unten in den Hof.
„Deine Oma ist wirklich wirklich geil", sagte er und zog sich eine Zigarette aus dem Sakko. Wie immer steckte er diese zuerst lässig in den Mundwinkel, bevor er sie anzündete.
„Du findest sie gut, weil sie finnisch redet?", fragte ich und machte ein Foto von den Stallungen zu meiner Linken.
„Sie ist so schlau, you know. Sie weiß so much und hat mir viel erzählt", er drehte an dem Rädchen des Feuerzeuges und zündete sich den Glimmstängel an.
„Bleib so!", befahl ich und drückte in dem Moment ab, als Samu den ersten Qualm ausblies, „du siehst gerade aus wie James Dean."
„Irgendwas stimmt nicht", merkte er an, „du bist not available."
„Doch, sorry."
„Everything ok?"
„Ja."
„Schwöre."
Ich hob drei Finger.
„Ich schwöre."
„Ok", er nahm einen tiefen Zug, „wann tanzen wir?"
„Ich denke nach dem Essen um 19.00 Uhr."
„Can I get the first dance?", wollte Samu wissen.
„Weil du nicht tanzen kannst?", witzelte ich.
„Ich kann nicht tanzen diese hip-hop, grunge, breakdance or something else. Aber ich kann tanzen waltz and other set-pattern dances."
„Ja klar, Samu."
„Wenn du willst, ich tanze Lambada mit dir", er sah mir tief in die Augen, „can I get this kind of dance?"
„Du kannst alles haben, wenn du mich so ansiehst."
„Alles?", er rückte näher an mich heran.
„Fast alles", korrigierte ich.
Ich sah, dass es nicht das war, was er von mir hören wollte.
„Wie findest du Leni?", wechselte ich das Thema.
„I should've known that she is the person that buys underwear for her best friend", er lachte, „she is ein bisschen punkig und redet viel. But she is nice. Like your whole family."
„Lieb, dass du das sagst. Ich hatte Angst, dass du sie schräg finden würdest."
„Why?"
„Weil alle ihre Macken haben. Oma Irene und Opa Ulf sind immer sehr herzlich, übertreten aber manchmal eine Grenze, meine Mutter ist sehr übervorsichtig und immer darauf bedacht, dass die Familie nach außen gut aussieht. Verstehst du?"
Er nickte.
„Und deine dad?"
„Er ist toll, oder?"
„He is like your swedish grandmother. I love him. He is so herzlich. Danke, dass ich hier sein kann, Emmi."
„Das war die beste Idee, die ich bisher hatte", grinste ich zufrieden.
Samu warf die Zigarette auf den Boden, trat sie aus und streckte mir seine Hand entgegen. Ich hielt ihm die Kamera hin.
„Ok. First a selfie. But dann gibst du mir deine Hand und wir essen noch eine Stückschen Kuchen."


Ich war der einzige Mensch auf der Hochzeit, der seine Einwegkamera unentwegt nutzte. Die ganze Zeit war ich wie eine rasende Reporterin von Tisch zu Tisch gegangen und hatte Fotos geschossen. Mal mehr, mal weniger gestellt. Samu hatte ich an dem Tisch meiner Eltern abgesetzt. Er fühlte sich sehr wohl in echter skandinavischer Gesellschaft.
Bereits eine Stunde eher als erwartet wurde das Buffet eröffnet. Bei leiser Hintergrundmusik stürmten die Gäste auf das italienische Festmahl. Als Vorspeise gab es mit Fetakäse gefüllte Paprikaschoten, Gemüseantipasti, gegrillte Champignons und italienischen Landschinken mit Rucola und Parmesan. Der Hauptgang bestand aus Tagliatelle mit Scampi, gefüllten Kalbsröllchen mit Rosmarinkartoffeln, Putenbrust auf Tomatenspaghetti und gebratenem Fischfilet mit mediterranem Gemüse. Beim Nachtisch konnten wir zwischen Tiramisu, Cappuccinocreme und Pannacotta auf Fruchtsauce wählen.
„Das habt ihr gut ausgewählt, bravo", bedankte sich Max förmlich bei Julian und Daniel, als er sich mit zwei Tellern neben Samu auf den Stuhl fallen ließ.
Mein Zwilling nickte nur und warf mir einen flehenden Blick zu.
„Wieso hast du dich eigentlich entschieden, Jura zu studiert?", erzwang ich ein Tischgespräch und schnitt einen gegrillten Champignon in zwei Hälften.
„Du weißt ja, wie das ist, Emma. Ich war ja erst bei der Bank und habe dann gemerkt, dass ich das gar nicht machen will. Dann habe ich in der Regelstudienzeit mein Jurastudium beendet und arbeite jetzt in einer großen Kanzlei in Essen."
„Ich weiß eigentlich nicht, wie das ist. Ich hab schon immer gewusst, was ich studieren will", stichelte ich.
„Aber was machst du, wenn du fertig bist? Bei der Agentur für Arbeit putzen? Mit Medienwissenschaften und Spanisch kannst du doch heutzutage nichts mehr machen."
„Sorry", warf Samu kauend ein, „Emma kann eine Job bei Universal Music haben. Sie kann nach ihre Bachelor in Berlin anfangen."
„Wirklich?", fragte Leni, „das hast du gar nicht erzählt."
„Mir auch nicht!", meinte Daniel schockiert. Julian nickte zustimmend.
„Ich wollte euch das noch erzählen. Daniel, du warst die letzten Tage bei Julian. Leni, dir wollte ich das in dem Vorbereitungsstress nicht zwischen Tür und Angel erzählen", erklärte ich und boxte Samu unter dem Tisch auf den Oberschenkel, „und heute geht es ja auch nicht um mich, sondern um meinen lieben Bruder und meinen Schwager."
Alle am Tisch sitzenden Personen gaben sich mit dieser Antwort zufrieden und widmeten sich wieder ihrem Essen, bis Max das Wort an Samu richtete.
„Samu, Sie wissen doch sicherlich einiges über das Musikgeschäft, oder?"
„Was wollen Sie wissen?", formulierte mein Lieblingsfinne künstlich.
„Wie ich den Boulevardmedien entnommen habe, sind Sie schon längere Zeit nicht mehr mit Ihrer Exfreundin Vivianne zusammen. Da wirft sich mir die Frage auf, wie Sie mit sogenannten Groupies umgehen."
Ich verschluckte mich an einem der Champignonhälften und trank hastig einen Schluck Wasser nach. Daniel klopfte mir auf den Rücken, während Leni sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte.
„Uhm", Samu suchte nach den richtigen Worten, „es gibt sie, yes."
„Ist es so, wie man sich Groupies vorstellt?", erkundigte sich Max erneut.
„Es gibt eine Frau, in die ich bin sehr verliebt. I'm not interested in groupies, aber es gibt sie, yes", antwortete er in fast einwandfreiem Deutsch und streichelte unter dem Tisch meinen Oberschenkel.
Ich grinste verlegen und nahm noch einen Schluck Wasser.
„Haben Sie schon einmal mit einem Groupie Sex gehabt?"
„Ey Max", sagte Julian, „findest du nicht, dass es langsam reicht?"
„Wieso denn? Ich bin lediglich interessiert."
„Lediglich bist du 'n Arschloch", packte ich aus und ließ mein Besteck auf den Teller knallen, „merkst du nicht, dass du mit deiner Art allen Menschen hier am Tisch auf den Wecker gehst?"
„Du bist doch nur frustriert, weil ich dich nicht mehr zurücknehmen wollte", merkte Max an.
„Ich hab nicht mit einer großbusigen Engländerin geschlafen und kam dann auf Knie wieder zurück zu meinem Freund. Ich nicht, Maximilian. Ich nicht."
„Emma, pscht", Samu streichelte erneut meinen Oberschenkel und berührte immer wieder meine nackte Haut mit seinen Fingerkuppen.
„Ist doch so", ich sah zu Max herüber, "am Schlimmsten ist deine 180-Grad-Wendung. Früher warst du noch normaler. Bevor du angefangen hast zu studieren."
„Überleg mal, in welchen Kreisen ich verkehre, Emma Lovisa."
„Offensichtlich in einem Kreisverkehr."
„Emma. Es reicht", ermahnte Daniel mich.
„Entschuldige bitte", resignierend steckte ich die andere Hälfte des Pilzes in den Mund. Wir alle stierten auf unsere Teller und hatten das Tischgespräch abgebrochen. Durch die Musik und das Gerede der anderen Menschen an den Tischen war unser Disput nicht weiter aufgefallen.
Samu stand auf, um sich einen Nachschlag zu holen. Max folgte ihm.
„Red nicht so mit ihm", sagte Daniel, als die Beiden außer Sichtweite waren, „der kann nichts dafür."
„Weil sein Stammbaum ein Kreis ist", warf Leni ein und lachte.
„Ich kann auch nichts dafür, dass ich ihn doof finde", entschuldigte ich mich.


„Wanna taste?", fragte Samu als er sich auf den Stuhl neben mir fallen ließ, nachdem er zum zweiten Mal beim Buffet gewesen war.
„Was ist das?"
„I think it's fish", antwortete er und sah Daniel an, welcher zustimmend nickte.
Ich putzte meine Gabel an meiner Stoffserviette ab und wollte mir gerade ein Stück des Fisches nehmen, da hielt Samu mir schon sein Besteck vor die Nase und grinste. Ich schreckte kurz zurück, nahm dann aber doch den Bissen.
„Weiß die Frau, die Sie lieben, dass es Emma gibt, Samu?", meldete sich Max wieder zu Wort, „sie wirken doch sehr vertraut miteinander."
„Ja", antwortete ich trocken, „zufällig kenne ich sie. Sie findet das in Ordnung."
„Sie ist d'accord mit eurer Art miteinander umzugehen? Also meine Freundin dürfte sich nicht von einem –bitte entschuldigen Sie, Samu- zweitklassigen Popmusiker füttern lassen."
Leni schüttelte entsetzt den Kopf, während ich Blickkontakt zu Samu suchte.
Vergeblich.
Er starrte auf seinen Teller. Vermutlich, um nicht aufzustehen und Max einen Kinnhaken zu verpassen.
„Max", Julian sah ihn durchdringend an.
„Ja bitte?"
„Halt die Klappe."
„Ich werde doch wohl fragen dürfen."
„Du bist unpassend, Maximilian. Erreich du erstmal das, was Samu geschafft hat, bevor du ihn als zweitklassigen Popmusiker bezeichnest."
„Wenigstens habe ich nicht erst 20 Jahre für diesen Erfolg arbeiten müssen, um dann mit Anfang 40 festzustellen, dass ich davon ganz gut leben kann", näselte Max arrogant.
Ich brodelte, was vor allem Samu nicht verborgen blieb.
„Man", er drehte sich zu Max und ließ das Besteck auf den Teller sinken, „ich liebe meine job and I don't wanna swap my life with yours, sorry. Du bist eine typical Sesselpupser and with 40 wirst du immer noch auf deine Sessel pupsen. But look at me – I can make whatever I want. Wenn ich nicht spielen will in eine Stadt I don't have to, because I can earn money with TV-shows or something. But you have to keep your clients. No clients, no money."


„Du musst gleich mit Max tanzen. Bitte töte ihn nicht", bat Daniel mich, als wir uns rein zufällig am Buffet trafen.
„Warum muss ich?"
„Weil man das traditionell so macht."
„Traditionell war diese ganze Hochzeit nicht. Warum muss man sich beim Tanzen daran halten?"
„Emma. Bitte."
„N-e-i-n. Ich tanze nicht mit King Louie."
Daniel lachte.
„Ich warte, bis ihr euren ersten Tanz getanzt habt und dann stürm ich mit Samu die Tanzfläche. Das ist der Plan und anders mach ich das nicht."
Er schmunzelte.
„Was?"
„Ach nichts."
„Was ist?"
„Ich kenn dich in und auswendig, meine Liebe. Du hast mehr für ihn übrig, als du dir eigestehen willst."
„Ich werde dieser Konversation nicht länger beiwohnen", äffte ich Max nach und ging mit zwei Tellern voller Pannacotta und Cappuccinocreme zurück zu unserem Tisch. Julian klärte die Playlist mit dem DJ ab und Max unterhielt sich angeregt mit Leni, die mir einen hilfesuchenden Blick zuwarf. Ich schüttelte den Kopf und ließ mich neben Samu nieder.
„Du willst, dass ich become fat again", witzelte er, als ich ihm beide Teller vor die Nase stellte.
„Du bist perfekt", grinste ich keck und nahm mir einen Löffel Pannacotta.
„I will miss this kind of day", sagte Samu nüchtern und legte seine Stirn in Falten.
„Ich auch."
Ich würde ihn vermissen.
So sehr, wie ich noch nie jemanden vermisst hatte.
„Was hast du besprochen mit deine twin?", lächelte er jetzt und löffelte die Cappuccinocreme.
„Ich hab ihm gesagt, dass ich nicht mit Max tanzen werde, sondern nur mit dir."
„Und?"
„Nur, weil er jetzt verheiratet ist, mach ich doch nicht das, was er will."
„Du bist so stier."
„Stur meinst du."
„It's the same!"
„Ich will echt nicht mit ihm tanzen, „flüsterte ich, „selbst, wenn er nett wäre."
„Why not?"
„Weil ich mit dem besten Tänzer unter der Sonne hier bin und ich das auf keinen Fall verpassen will", schmunzelte ich.
„Du bist süß", meinte Samu und tippte mir auf die Nasenspitze. Ich lächelte verlegen und musterte zum ersten Mal die kleinen Lachfältchen um seine Augen herum. Er wirkte erwachsener als noch vor einigen Monaten. Optisch zumindest. Innerlich war er immer noch der kleine Junge, der nie erwachsen werden wollte.
„Hab ich etwas in die Gesicht?", fragte Samu entsetzt.
„Du hast Lachfältchen um die Augen herum."
„Terrible, right?", er hielt sich die Augen zu und lachte, „I need a cream against that."
Ich fasste ihm ans Handgelenk und sah nun wieder in seine blauen Augen.
„Du bist schön", sagte ich verträumt und biss mir im gleichen Moment auf die Zunge. Ein Bisschen flirten war ok. Aber ich benahm mich schon den ganzen Abend wie ein verknallter Teenager. Kein Wunder also, dass Daniel meinte, ich hätte verliebt gewirkt.
„Are you drunk?", lachte Samu und legte seine anderen Hand auf meine, die auf seinem Unterarm verweilte.
„Ich hab noch keinen Schluck getrunken. Aber soll ich lügen? Du bist halt 'n schöner Mann", versuchte ich die Situation irgendwie zu retten, ohne rot anzulaufen, „Leni hat mich schon gefragt, wann du endlich dein Sakko ausziehst."
„Why that?", er zog die rechte Augenbraue hoch.
„Weil sie deine Oberarme sehen will", flüsterte ich.
„I can do a striptease for her?"
„Nein?"
„You're jealous", merkte er zufrieden an.
„Gar nicht."
„I know you. You are jealous."
„Du bist doof", ich senkte verlegen mein Haupt, während Samu aufstand und die Knöpfe seines Sakkos ganz langsam öffnete. In meinem Kopf spielte sich „You can leave your hat on" von Joe Cocker ab, als er sein Jäckchen langsam über seine Schultern gleiten ließ und seine Hüften schwang. Vor Scham vergrub ich meinen Kopf in den Händen.
„Bekommst du das zu Hause auch geboten?", rief meine Tante vom Nebentisch, als sie auf Samu aufmerksam wurde.
„Oh yes. Every evening", antwortete er bevor ich etwas sagen konnte, legte das Sakko endlich über die Stuhllehne, küsste meine Haare und setzte sich wieder neben mich. Zusätzlich krempelte er die Ärmel hoch.
„Wann sehe ich deine dunkelgraue Kleid?", wisperte er an meinem Ohr.
Ich hob den Kopf.
„Wenn ich wiederkomme", ich sprang auf, fuhr beim Vorbeigehen mit meinen Fingern über Samus muskulösen Rücken, tippte Leni an und verschwand mit ihr in Daniels Ankleidezimmer.


„Hast du ihn schon mal oben ohne gesehen?", Leni drehte mich an meiner Schulter zu sich um.
„Ich war mit ihm in der Sauna."
„Oh mein Gott. Ich wär gestorben", sie riss die Augen auf.
„Ich vermutlich auch, wenn ich da nicht schon mit Tomás angebandelt hätte."
„Du bist so blind. Der ist 'n Traummann. Und witzig ist er auch."
„Ich weiß", sagte ich und drehte Leni meinen Rücken zu, „würdest du?"
Sie öffnete den Reißverschluss meines Stehkragenkleides.
„Wieso schnappst du ihn dir nicht?"
„Weil ich 'n Freund habe."
„Der heute nicht hier ist", ergänzte sie.
„Ich weiß, wie schlecht es mir ging, als Max mich damals so hintergangen hat. Es hat ein Jahr gedauert, bis ich wieder Vertrauen fassen konnte."
„Ja aber Samu? Der ist doch nicht so, oder?", fragte Leni und half mir in das bodenlange Chiffonkleid.
„Der hat mir schon schöne Augen gemacht, während er noch mit Vivianne zusammen war. Und dann war Tomás einfach da."
„Aber liebst du den so richtig?"
„Wie meinst du das?", fragte ich, während Leni mir eine Art Blumenkranz in die Haare flechtete.
„Würdest du Samu 'ne Niere spenden, wenn er eine brauchen würde?"
„Natürlich."
„Und Tomás?"
„Dem auch."
„Und wenn beide eine brauchen würde und du dich entscheiden müsstest?"
„Das wird nicht der Fall sein", lachte ich unsicher.
„Natürlich nicht. Aber wenn es so wäre... Jeder hier wäre sich sicher, wem du sie geben würdest, Schweinchen."

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