36,6 Grad, also es sind 37,6 Grad, right?

875 20 0
                                    

Nachdem wir noch gefühlte 100 Stunden geredet hatten, war Samu irgendwann eingeschlafen. Ich hatte ihm noch eine Tablette gegen seine Bauchschmerzen gegeben und noch zwei weitere Male die Wadenwickel erneuert. In der Hoffnung, dass es ihm zumindest gesundheitlich besser gehen würde. Gegen Mitternacht hatte ich noch eine Nachricht von Raul bekommen, mit der Bitte, kurz hochzukommen, falls ich noch nicht schlief.
Selbstverständlich stand ich kurze Zeit später vor der Suite und ließ mir alles von dem Auftritt erzählen, welcher –laut Aussage von Sami- ganz ganz toll gewesen war. Auch ich teilte den Jungs mit, was Samu und ich getrieben hatten. Sie wussten bereits, dass Vivi ihn betrogen hatten, weil Samu ihnen eine Rund-SMS geschickt hatte. Das wäre nicht meine Art, meine Freunde über mein Beziehungsende zu informieren, aber gut.
Samu war nun mal Samu.
Ich musste ihnen alles bis ins kleinste Detail erzählen und durfte nichts auslassen.
Die Jungs wollten noch auf den tollen Abend anstoßen. Ich entzog mich der Situation, weil ich –vom Nichts-tun- müde war. Mit Raul hatte ich besprochen, dass ich ab morgen oben schlafen würde, damit Samu sich richtig auskurieren konnte. Immer wieder wollten sie mich zum Bleiben bewegen, aber ich versicherte ihnen, dass es für mich in Ordnung sei, unten auf dem weichen Sessel zu schlafen.
Leise öffnete ich meine Zimmertür und schlich mit der Taschenlampe meines Handys zu dem Sessel am Fenster. Ich stellte den Hocker nah ran, um eine Liegefläche für meine Füße zu haben und nahm mir eines der Kissen, welches Samu während des Schlafens aus dem Bett geschmissen hatte. Eine Nacht war für den liebeskranken Samu hoffentlich kein Problem.
Ich schulterte meinen Weekender und tippelte auf Zehenspitzen ins Badezimmer um mich umzuziehen. Leise kramte ich –ohne das Licht eingeschaltet zu haben- nach dem karierten Satin Zweiteiler. Immer wieder ertastete ich irgendwas, zog es hastig aus der Tasche und stellte anschließend fest, dass es sich lediglich um eine Satinbluse handelte. Das passierte mir vier Mal, bevor ich endlich den Pyjama fand.
Ich zog mich schnell um, packte die getragenen Anziehsachen in die Tasche und schlich aus dem Bad.
„Du bist loud", murmelte Samu verschlafen als ich die Tür des Badezimmers hinter mir schloss.
„Scheiße, tut mir so leid. Die Jungs wollen noch Party machen, deswegen schlafe ich auf dem Sessel. Ich hoffe, das ist ok für dich", brabbelte ich, „morgen schlaf ich oben. Das ist auch schon besprochen."
„Put a sock in it", er schaltete die Nachttischlampe ein und blinzelte, „everything ok. Du musst nicht schlafen in die Sessel."
„Doch doch, alles ok", sagte ich, schnappte mir die Tagesdecke und ließ mich in den Sessel plumpsen.
„Du spinnst. Komm jetzt her", sagte Samu und klopfte auf den Platz neben sich.
„Du bist krank."
„Mir geht es gut. C'mon!"
„Nein."
Samu nahm das Fieberthermometer vom Nachttisch und steckte es sich unter die Achsel.
„What time is it?"
„Keine Ahnung", ich zuckte mit den Achseln, „vielleicht halb 2?"
„So es sind six or seven hours. I got medicine against my stomach ache. Alles gut, oder?", er sah mich fragend an, „my tummy is fine!"
„Ich schlaf unruhig, Samu. Du wirst dich nicht erholen können."
Das Thermometer piepte.
Samu sah auf das kleine Display und grinste.
„36,6 Grad, also es sind 37,6 Grad, right?"
Ich nickte.
„Also habe ich keine Fieber mehr. Komm in die Bett now", befahl er und schlug seine Decke zurück.
„Ich nehm aber meine eigene Decke", bestimmte ich und warf die Tagesdecke auf das Bett.
„Du hast wunderschöne legs", sagte er, als ich mich neben ihn legte, „never noticed that."
„Vielen Dank", schmunzelte ich und drehte mich von ihm weg. Mit dem Gesicht zum Fenster.
„Wann soll ich dich upwaken?", lachte Samu.
„Aufwecken!", antwortete ich, „not too early."
„I wanna do some shopping! C'mon."
„Nine o'clock?"
„Eight o'clock?"
„Wirklich jetzt, Samu? Das ist in knapp sechs Stunden", fragte ich und drehte mich schockiert zu ihm um.
„I know. Aber wir sind undercover unterwegs. That's why we have to go early", flüsterte er und dramatisierte die Situation mit unkoordinierten Handbewegungen, „nobody will know who and where we are."
„08.15 Uhr – Keine Minute früher."
„Deal", sagte Samu und drehte sich die Melodie von „Mission Impossible" summend um.
„Du tust gerade so, als sei es ein Verbrechen, shop..."
Samu unterbrach mich.
„Pssst, it's a secret", flüsterte er.
„Du spinnst", lachte ich, drehte mich auf die andere Seite und schlief sofort ein.


Friendzoned?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt