Da hätte ich euch doch fast vergessen😂
In diesem Kapitel bediene ich mich mal wieder mindestens einem Klischee. Viel Spaß."Wie oft willst du heute eigentlich noch in mich reinlaufen?", meint er grinsend und macht dieses komische Ding, mit dem Augenbrauen hochziehen, was ich gar nicht leiden kann. "Man könnte ja fast glauben, dass du meine Nähe suchst." Als Antwort darauf gebe ich nur ein wütendes Grummeln von mir und verziehe angewidert das Gesicht. Davon kann er lange träumen. "Wolltest du was Bestimmtes? Ansonsten hältst du dich doch so viel wie möglich von mir fern."
"Ja, das beruht doch auf Gegenseitigkeit. Jedenfalls hast du dein Handy verloren" Ich hole es aus meiner Hosentasche und überreiche es ihm.
"Danke, ich habe es schon gesucht. Wo hast du mein Handy gefunden?" Gute Frage, peinliche Wahrheit.
"Ach weißt du, ich musste nochmal in den Bioraum und da lag es da in der Nähe deines Platzes.", lüge ich und kratze mich verlegen am Hinterkopf. So kauft man dir das mit Sicherheit ab, Jo! Ich bin schon allgemein eine schlechte Lügnerin. Ich bin so verboten schlecht darin, doch Alex nimmt die Antwort so hin und dreht sich um und schmeißt es auf sein Bett. Doch was ich auf seinem Rücken für den recht kurzen Moment erblicke, verschlägt mir den Atem. Anscheinend wird er sich auch bewusst, was dort vorzufinden ist und dreht sich ruckartig wieder um.
"Ich glaube, du solltest dann besser wieder gehen, wenn das alles war.", meint er plötzlich wütend und schiebt mich in den Flur und schlägt seine Zimmertür zu. Hätte es mich nicht so schockiert, dann würde ich jetzt Witze darüber machen, dass er wahrscheinlich seine Tage hat, doch das wäre jetzt zu unsensibel. Ach, was mache ich mir denn überhaupt Gedanken darüber? Vermutlich hat er sich nur mit jemandem geprügelt oder ist hingefallen oder es war allgemein nur ein Unfall. Bei Alex wäre das doch kein Wunder. Schon öfters gab es zwischen ihm und anderen Jungs körperliche Auseinandersetzungen, die nicht immer ohne Schaden ausgingen. Doch wenn diese Wunde vermutlich mit dem Grund zusammenhängt, weshalb er heute so seltsam war, dann muss doch da mehr dahinter stecken. Diese Striemen auf seinem Rücken kenne ich aus vielen Filmen daher, wenn Leute beispielsweise mit einem Gürtel geschlagen wurden, doch wer sollte so etwas tun? Interpretiere ich da zu viel hinein oder sollte ich mir Sorgen machen, obwohl das absurd ist, wenn man bedenkt, dass ich Alex lieber mit Enten bewerfen würde? Doch auch ich habe ein Herz und sowas, das sich Moral nennt. Nach einigem Überlegen klopfe ich schließlich doch nochmal an seine Tür, jedoch öffnet er mir nicht. Er will also nicht darüber reden, zur Kenntnis genommen.
Unten kommt mir wieder dieses Mädchen entgegen. Bei näherem Hinsehen kann man sogar Ähnlichkeit der beiden entdecken. Sie muss mit ihm verwandt sein.
"Hallo, ich habe mich dir ja noch gar nicht vorgestellt! Ich bin Chelsea!" Sie reicht mir die Hand und hat ein Lächeln im Gesicht, wie man es sonst nur aus Zahnpasta Werbung kennt. Wie bekommt man nur solche strahlenden Zähne, ohne das nachgeholfen werden muss durch Ärzte? Gibt es überhaupt etwas, was nicht an diesem Mädchen perfekt ist? Nicht einmal einen winzigen Pickel kann ich entdecken. Das Schöne daran ist ja, dass in diesem Raum ausgerechnet mir gegenüber ein Spiegel angebracht ist. Da stehe ich. Ich, der freakige Nerd. Mein T-Shirt sitzt locker unter meinem rot-schwarz karierten Flanellhemd. An einer Stelle springt mir sofort ein fetter Pickel ins Auge und meine Augen sehen müde aus. Komplexe, kommt zu mir und fresst mich auf!
"Übrigens bin ich auch die Schwester von Alex!", reißt Chelsea, was schon nach einem typischen Modelnamen klingt, aus meinen Gedanken. Ich wusste es doch! Abwartend sieht sie mich an. Natürlich, wie wäre es, wenn du auch mal etwas sagst und nicht nur wie eine Bekloppte die Luft anstarrst, Jo?
"Ich bin Jo. Nur eine Bekannte von Alex." Ich schüttele ihre Hand und ihr Lächeln wird wieder breiter. Im Gegensatz zu den anderen Mädchen, die so aussehen wie sie, die ich kenne, scheint sie überraschenderweise wirklich nett zu sein, statt so überheblich, zickig und eingebildet. Ganz anders als ihr Blödarsch von Bruder. Wie können zwei solch unterschiedliche Menschen miteinander verwandt sein?
"Tut mir leid, falls er sich manchmal wie ein Idiot benimmt.", sagt sie entschuldigend.
"Nein, nicht manchmal, sondern immer. Aber ich mit den Jahren gewöhnt man sich daran.", lache ich.
„Kann ich dir was anbieten? Vielleicht einen Kaffee?" Etwas verdutzt sehe ich sie an. Diese Freundlichkeit bin ich normalerweise gar nicht von fremden Menschen gewohnt. „Tut mir leid, aber ich habe schon so lange mit keinem normalen Mädchen mehr geredet. Ich dachte, es wäre vielleicht ganz nett.", meint sie schon fast entschuldigend, obwohl sie ja nichts Böses oder Seltsames gemacht hat. Kaffee kann ich sowieso nicht widerstehen, also warum nicht.
Die Küche ist genauso groß wie auch der Rest des Hauses. Hier muss es mindestens eine Putzfrau geben. Die Bewohner solcher Häuser haben in den Filmen auch immer Putzfrauen, kein Wunder, eine arbeitstüchtige Frau könnte das hier niemals sauber halten.
„Wir haben tatsächlich eine Putzfrau, aber Mum geht nicht arbeiten." Habe ich das etwa laut gesagt? Das ist ja peinlich. Sowas passiert mir nie!
„Oh, tut mir leid, ich wollte nicht...", will ich mich entschuldigen, doch Chelsea unterbricht mich sofort wieder.
„Ist doch in Ordnung. Mir ist das Haus schon fast zu groß, uns allen außer Dad. Ich frage mich, wozu er überhaupt so viel Platz braucht, wenn er doch nie da ist." Ihr Ton klingt etwas traurig, doch sofort schlägt ihre Stimmung wieder um. „Milch und Zucker?"
„Nein, danke, weder noch." Meinen Kaffee trinke ich immer schwarz und stark. Das gibt Kraft und macht noch mehr munter! Manchmal sorgt es bei mir auch für übertriebene, gute Laune, fast wie eine Droge. Wir setzen uns auf Hocker an eine Theke und sie erzählt lauter Sachen über sich. Ich bestaune, wie man mit einem fremden Menschen sofort so locker und offen umgehen kann. Ich dagegen bin immer verkrampft und bekomme meistens kein Wort heraus.
„Weißt du, du bist so anders. Du könntest Alex gut tun, im Gegensatz zu dieser Jessica.", murmelt sie in ihre Tasse hinein. Fast hätte ich mich bei ihren Worten verschluckt. Inwiefern das denn? Sie kennt mich doch noch nicht mal.
„Das glaube ich nicht. Wir können uns nicht ausstehen und das wird sich auch niemals ändern."
„Oh, sag niemals nie!" Warum sagt das jeder?
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Love The Geek
Teen FictionSchüchtern, Außenseiter, Nerd. Genau das ist Jo. Im Gegensatz dazu ist Alex beliebt, Wanderpokal und ein Arschloch. Was für eine Ironie des Schicksals, dass Jo ausgerechnet Alex Nachhilfe geben soll. Schnell entzündet sich ein regelrechter Kampf zwi...