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Jo

Ich bin betrunken. Anders könnte ich mir mein Verhalten nicht erklären. Mit einem Jubeln ziehe ich Jan mit mir auf die Tanzfläche und lasse meinen Körper von der Musik führen. Jan macht mit, auch er ist angetrunken, aber er hat nicht so viel getrunken wie ich und vor allem scheint er dieses Zeug auch wesentlich besser zu vertragen.

Es fühlt sich gut an, einmal nicht darüber nachzudenken, was man tut, sondern einfach mal das macht, was man gerade für richtig hält, ohne an Zuschauer oder Folgen zu denken, auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, dass dieser Lebensstil auf lange Zeit gut gehen kann. Doch für den Moment lebe ich einfach vor mich hin. Vielleicht fange ich ja doch an, den Sinn an solchen Veranstaltungen zu verstehen.

Beim nächsten Lied kommt Jan immer näher an mich heran, bis sich unsere Körper schon berühren. Ich weiß nicht, ob es an der Musik liegt, die ihn dazu verführt, dem Alkohol, der ihn nicht mehr klar denken lässt oder ob er irgendwelche Absichten verfolgt, jedenfalls ist es mir trotz meines Zustandes sehr unangenehm. Jetzt kommt mir auch wieder in den Sinn, wer er eigentlich ist. Genau, der Kerl, den ich so sehr hasse und sein Kumpel, den ich schon fast noch mehr hasse, ist ebenfalls hier. Was zur Hölle habe ich hier eigentlich verloren? Das bin ich nicht, das ist nicht meine gewöhnliche Umgebung und schon gar nicht sind es Leute, mit denen ich mich abgeben möchte.

Ich versuche Jan an den Armen ein Stück von mir wegzuschieben, doch er scheint meine Geste falsch zu verstehen, denn er kommt nun auch mit seinem Gesicht näher. Lieber Teufel in der Hölle, er will mich doch nicht etwa küssen? Gott, Allah, Wischnu und wer da sonst noch alles ist, rettet mich! Ich stemme meine Hände fest gegen seine Brust, während er nun wirklich kurz davor ist, mich zu küssen, doch mit einem Mal werde ich ihm entrissen und knalle mit dem Gesicht gegen jemand anderes.

„Hey, was soll das?", fragt Jan protestierend. Das frage ich mich auch, allerdings bin ich dankbar, im Gegensatz zu ihm. Ich bin nun endlich in der Lage meinen Retter nach einer kurzen Schockstarre anzusehen und frage mich, ob ich nicht doch besser bei Jan aufgehoben wäre.

„Sie sieht total betrunken aus, ich sollte sie besser nach Hause bringen, bevor noch was passiert, was sie vielleicht gar nicht möchte.", antwortet Alex und sieht dabei demonstrativ Jan an. Woher kommt denn dieser plötzliche Beschützerinstinkt?

Bevor ich noch weiter darüber nachdenken kann oder Jan etwas antworten kann, packt mich Alex fest am Handgelenk und zieht mich hinter sich her, bis wir am Ausgang des Clubs ankommen. Bevor wir aber rausgehen, halte ich ihn noch auf, denn ich habe keine Jacke.

„Hast du sie vorhin abgegeben? Dann gib mir deinen Schein." Nachdem ich ihm diesen gegeben habe, macht er sich auf den Weg, um mir meine Jacke zu holen.

Was für ein Gentleman. Einmal in seinem Leben vollbringt er eine gute Tat. Dafür bekommt er ein Sternchen auf die Stirn geklebt. „Warte hier solange auf mich!" Nein, natürlich werde ich in diese Kälte dort draußen treten, um durch die Stadt zu wandeln, da ich nicht mal weiß, wo wir hier eigentlich sind.

Schnell ist er wieder bei mir, meine Jacke in der Hand. Leider scheitere ich bei dem Versuch, mir selbstständig die Jacke anzuziehen. Dabei muss ich so bescheuert und unfähig aussehen wie ein Kleinkind. Ich höre Alex genervt hinter mir stöhnen. Versuch das doch selber mal, wenn du zum ersten Mal in deinem Leben so richtig besoffen bist!

„Hier, ich helfe dir.", bietet er mir ungeduldig an und hält mir die Ärmel so, dass ich es endlich schaffe.

Draußen peitscht mir sofort die kalte Lust ins Gesicht. Mittlerweile hält auch die Strumpfhose an den Beinen nicht mehr viel ab. Doch statt zum Auto zu gehen, bleibt Alex draußen stehen. Der zündet sich doch gerade nicht wirklich eine Zigarette an, während ich mir das Hinterteil abfriere? Das Sternchen wird wieder gestrichen!

Er nimmt das Feuerzeug, die Flamme kommt kurz zum Vorschein und schon glüht der Stumpf der Zigarette. Alex nimmt einen Zug und stößt darauf Rauchwolken in den Nachthimmel. Der Gestank dieses scheußlichen Teils zieht zu mir herüber. Bei diesem Geruch wird mir wirklich schlecht. Ohne groß darüber nachzudenken, nehme ich ihm das Teil aus der Hand, schmeiße es auf den Boden und trampele mit dem Fuß darauf herum. Alex sieht mich schockiert an, da ich ihm sein geliebtes Spielzeug weggenommen und kaputt gemacht habe.

„Kannst du mir mal erklären, was das gerade sollte?", fragt er vorwurfsvoll.

„Rauchen ist scheiße.", gebe ich als Begründung, doch mein Hirn kann gerade keine bessere Antwort produzieren.

„Das kann dir doch egal sein, schließlich musst du es ja nicht machen."

„Es wäre mir auch wirklich herzlichst egal, wenn du an Lungenkrebs stirbst, aber den Gestank muss ich ebenfalls ertragen und du gefährdest nicht nur dich damit, sondern auch deine Umwelt." Die frische Luft lässt meinen Kopf wieder etwas klarer werden, doch benebelt bin ich immer noch ganz schön.

„Umso besser. Können wir dann wenigstens fahren, damit ich in deiner Abwesenheit weiter rauchen kann?" Er ist und bleibt ein Blödarsch.

Erleichtert lasse ich mich auf den Sitz seines Autos fallen und reibe meine eiskalten Hände aneinander. Als Alex das Auto anmacht, aktiviert er auch die Heizung. Immerhin werde ich jetzt hoffentlich nicht mehr erfrieren.

„Hast du denn nichts getrunken?", bin ich skeptisch. Gerade bei ihm habe ich erwartet, dass er sich besinnungslos betrinken würde und ich habe nicht große Lust darauf, heute noch einen Autounfall zu erleben.

„Warum sollte ich?", antwortet er mir kalt. Habe ich denn was Falsches gesagt? Es war eine einfache Frage.

„Keine Ahnung, hätte ja sein können. Tut mir leid, wenn ich auf Nummer sicher gehen will.", gebe ich genauso zurück.

„Nein, habe ich nicht. Man muss ja nicht immer die halbe Bar plündern.", meint er mit vorwurfsvollem Unterton. Schon verstanden, machst du jetzt einen auf Moralapostel? Für den Rest der Fahrt schweigt er. Was habe ich ihm denn getan? Normalerweise bin ich es doch, die von ihm genervt ist. Vor meinem Haus verabschiedet er sich nicht einmal und fährt einfach davon. Du mich auch!

Oh heiliges Spaghettimonster, ich bin pünktlich! Im Moment komme ich mit dem Schreiben der Geschichte recht gut voran und bin fast fertig, ihr müsst euch allerdings noch ziemlich gedulden, obwohl ich die Kapitel öfter hochladen werde, wenn ich zu Ende geschrieben habe, ergo müsst dann ihr keine ganze Woche mehr warten.

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