Alex
Ich weiß es echt zu schätzen, dass wir eine Putzfrau haben. Ein paar meiner Kumpels, die ich dazu gezwungen habe und ich haben uns bereit erklärt, nach der Party wieder aufzuräumen, immerhin hat sie nur durch mich stattgefunden. Während wir den Dreck weg machen, den ein paar Vollidioten rücksichtslos hinterlassen haben und Möbel wieder an ihre richtige Stelle rücken, sitzt Jo auf einem Sessel, sieht uns zu und isst seelenruhig ihre Waffeln. Sie will uns leiden sehen, beziehungsweise mich. Ich komme mir vor, als wären wir ihre Sklaven und sie sitzt dort auf ihrem Thron. Dazu riecht es jetzt auch noch so köstlich nach ihren verdammten Waffeln.
„Hey, seht mal!", ruft Carl, einer der Jungs und alle drehen sich zu ihm. Freudig hält er einen roten BH in die Luft und die anderen jubeln, als hätten sie vorher noch nie einen gesehen. Manchmal sind sie eben doch noch die reinsten Kinder.
„Autsch!", beschwert sich Carl gleich darauf. Jo hat irgendeinen Plastikgegenstand auf ihn gefeuert und sieht ihn provozierend grinsend an. Auch ich muss schmunzeln, wo kommt plötzlich diese Treffsicherheit her?
„Hier wird gearbeitet, klar!", schnauzt mich Jo an, als ich mich für eine kurze Pause mal auf das Sofa setze. Wir sind sowieso fast fertig, zum Glück wurde hier kein großes Chaos verursacht, wie es bei einer anderen Party schon mal der Fall war.
„Du bist echt wie eine Sklavenherrin. Ich mache ja gleich weiter. Wie fandest du es nun eigentlich?"
„Es war ganz okay..." Ich ziehe eine Augenbraue nach oben und sehe sie erwartungsvoll an. „Okay, es hat mir ziemlich gut gefallen, zumindest nach einer Weile. Und jetzt würde ich gerne meine Erinnerungen an mein peinliches Verhalten verbannen." Irgendwann ist sie gestern Abend aufgeblüht und hat so richtig losgelegt. Daran hat natürlich der Alkohol großen Einfluss gehabt, doch es war schön sie mal so ausgelassen zu sehen. Sie hat sich um nichts mehr geschert und einfach ihr Ding gemacht. Im Prinzip macht sie sonst auch nichts anderes, nur war sie diesmal lebendig. Es hat richtig Spaß gemacht ihr zuzusehen. Genau diese Jo wollte ich herauslocken. Und dann standen wir draußen und waren kurz davor uns zu küssen, zumindest habe ich es so empfunden. Einerseits wäre es gut für die Wette zwischen mir und Jan gewesen, andererseits bin ich jetzt immer noch sehr verwirrt, denn am Alkohol konnte es bei mir nicht liegen, schließlich habe ich keinen getrunken. Sie hat sich einfach an mich gelehnt, sich wahrscheinlich nichts weiter dabei gedacht, ich habe gemerkt, dass sie gezittert hat. Ich jedenfalls habe mich dabei seltsam gefühlt, auf eine Weise, die ich nicht wirklich beschreiben kann, da ich mich nie zuvor so gefühlt habe. Ich konnte auch nicht wegsehen, als wir uns in die Augen gestarrt haben. Vielleicht würde ich das nicht so auf die Goldwaage legen, hätte es nicht dieses seltsame Gefühl in mir ausgelöst. Ich nehme stark an, Jo will an dieses Ereignis gar nicht mehr denken, falls sie es nicht schon vergessen hat. Wir wurden dann von Samantha, wohl die Cousine von Tom, unterbrochen, da sie mich gesucht hatte. Vorher hatte ich mich auch schon mit ihr unterhalten und von Anfang an hatte mich dieses Mädchen mit ihrer Schönheit verzaubert. Sie gleicht einem Engel. Ich bin mit ihr mitgegangen, noch ziemlich verwirrt von dem Ereignis mit Jo. Wir unterhielten uns und schließlich haben wir uns geküsst, bevor sie gegangen ist. Der Kuss war schön. Er war unschuldig, aber dennoch viel bedeutsamer als jeder einzelne mit Jessica. Doch aus irgendeinem Grund hatte ich danach ein schlechtes Gewissen, woher es kam, weiß ich nicht.
„Erwarte jetzt aber nicht, dass ich zum Partytier mutiere.", warnt mich Jo. Ich bin kurz verwirrt, da ich gerade so in Gedanken war.
„Mache ich schon nicht. Hast du eigentlich keinen Kater?" Ich weiß zwar nicht, wie viel sie getrunken hat, aber wenig kann es nicht gewesen sein, wenn sie so drauf war.
„Nein, ich fühle mich super! Und ich würde mich noch besser fühlen, wenn mein Haus wieder sauber ist.", meint sie für ihre Verhältnisse schon mit süßer Stimme. Also wieder an die Arbeit.
Als wir nach relativ kurzer Zeit fertig sind, verabschieden sich die anderen, doch ich weigere mich ebenfalls schon zu gehen. Doch ich höre auch keinen Widerspruch seitens Jo. Ist sie krank? Stattdessen sieht sie mich schon wieder an wie ein angeschossenes Reh, wie so oft in letzter Zeit.
„Was soll das?", frage ich dezent genervt und sie schaut ertappt weg. „Jetzt tu nicht so. Wenn du etwas zu sagen hast, dann tu es endlich, aber verschone mich mit diesen Blicken."
„Na gut, ich weiß nur nicht...Schlägt dein Vater dich?", druckst sie erst herum und dann feuert sie eine ziemlich direkte Frage raus. Ich wusste, dass sowas kommen würde, da sie ja schon längt etwas mitbekommen hat. Ich habe mir nur nie richtig überlegt, was ich darauf antworten sollte. Lügen oder ehrlich sein? Bringt es überhaupt noch etwas, Jo anzulügen? Spontan entscheide ich mich dazu einfach zu gehen, feige wie ich sein kann. Aber Jo krallt sich an meinem Arm fest.
„Bitte, rede mit mir! Du musst mit jemandem darüber reden.", bettelt sie mich an. Ich wusste gar nicht, dass Jo solche Hundeaugen drauf hat, jedenfalls fällt es mir echt schwer, mich ihr da zu widersetzen.
„Ich muss darüber nicht reden, du bewertest es total über.", versuche ich mich da rauszureden.
„Verarsch mich nicht, ich habe doch genug gesehen um zu wissen, dass es nicht so egal ist, wie du das hier abtust."
„Das kann dir egal sein, okay? Immerhin haben wir uns doch sowieso nie für den anderen interessiert, lass es uns wieder dabei belassen." Ich reiße mich von ihr los und gehe wenige Schritte in Richtung Tür.
„Es ist mir aber nicht egal! Was ist, wenn du mir unerklärlicher Weise in den letzten Tagen doch wichtiger geworden bist, dass ich es nicht mehr ignorieren kann? Scheiße, ich mache mir wirklich Sorgen um dich, das ist doch wohl völlig normal!", schreit sie mir hinterher. Völlig verblüfft von ihrem Gefühlsausbruch drehe ich mich zu ihr und muss feststellen, dass sie total verzweifelt aussieht. Ich gehe auf sie zu und sie scheint sich etwas zu beruhigen.
„In Ordnung, ich werde reden, aber nur, wenn du versprichst, es niemandem zu sagen und auch sonst keine Rettungsaktionen startest." Hoffentlich werde ich es nicht bereuen.
Ich weiß nicht, ob mein Wattpad gesponnen hat, oder ob ihr das Kapitel tatsächlich nicht bekommen habt. Also tut mir leid, aber eigentlich hatte ich es schon viel früher hochgeladen.
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Love The Geek
Teen FictionSchüchtern, Außenseiter, Nerd. Genau das ist Jo. Im Gegensatz dazu ist Alex beliebt, Wanderpokal und ein Arschloch. Was für eine Ironie des Schicksals, dass Jo ausgerechnet Alex Nachhilfe geben soll. Schnell entzündet sich ein regelrechter Kampf zwi...