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Ich weiß gar nicht, ob ich das letzte Kapitel Freitag oder Donnerstag hochgeladen habe, aber egal...Viel Spaß damit und ein schönes Wochenende.

Jo

Am darauffolgenden Tag bin ich ungewohnt aufgeregt. Ich hätte niemals erwartet, dass ich jemals so mädchenhaft sein könnte. Ich zerbreche mir den Kopf wegen eines Jungen, den ich mag. In letzter Zeit passieren so viele seltsame Dinge und ich habe Angst vor dem, was noch alles kommen wird, schließlich sind nicht all diese Dinge positiv.

Ich ignoriere meine Mutter und sie ignoriert mich. Seit gestern Abend reden wir nicht mehr miteinander. Ich kann sie nicht verstehen und sie versteht mich nicht. Vielleicht würde sich etwas ändern, wenn sie wüsste, dass ihr Geliebter auch Gewalt an seinem eigenen Sohn anwendet, doch das kann ich ihr nicht erzählen, solange Alex das nicht will. Ich habe ihm versprochen, es für mich zu behalten und ich halte meine Versprechen. Ich verschlinge mein Frühstück und verlasse das Haus, ohne ein einziges Wort mit meiner Mutter zu wechseln, dafür liefern wir uns einen Anstarrwettbewerb, den ich sogar gewinne. Wir beide haben uns noch nie gestritten. Wir waren immer wie ein Herz und eine Seele und konnten übe alles reden und nun das. Wegen einem Mann, wie ich es immer befürchtet habe. Das ist das Schlimmste daran, dass meine Befürchtung wahr geworden ist. Jetzt muss ich jedes Mal Angst haben, etwas zu befürchten, weil die Chance bei mir groß ist, dass es sich bestätigt.

Je näher ich der Schule komme, desto höher schlägt mein Herz. Wie wird sich Alex verhalten und wie soll ich mich verhalten? Bisher hat er sich mit mir auch nicht versteckt, wenn wir geredet haben oder sonstiges. Vor dem Unterricht kann ich ihn nicht entdecken und muss somit noch zwei Stunden warten, bis wir einen gemeinsamen Kurs haben. Ich habe gerade Russisch und schreibe in kyrillischen Buchstaben meinen Hefter mit seinem Namen voll. Алекс, Алекс, Алекс. Kann das bitte mal aufhören? Als würde auf meinem Hirn die ganze Zeit etwas auf die Stelle drücken, die für dieses Liebesgedöns zuständig ist.

Dann ist es auch schon so weit. Alex ist schon im Raum und sitzt mit ein paar seiner Freunde zusammen, ich gehe wie immer auf meinen Platz und tue völlig unbeteiligt, während ich Musik höre und auf das Klingeln warte. Er kommt nicht und redet somit auch nicht mit mir. Egal, der Tag hat erst angefangen. In den nächsten Pausen höre ich allerdings ebenfalls nichts von ihm und gebe die Hoffnung auf, als ich mich auf den Heimweg mache.

Ich bin in meine Zeichnung vertieft, als es plötzlich an der Tür klingelt. Ich hasse dieses Geräusch immer noch. Ich lasse mir extra lange Zeit bis zur Tür, vielleicht hat der Störenfried in der Zeit wieder ab. Ich schaue durch den Spion und entdecke Alex. Was macht der denn hier. Mich erst ignorieren und dann hier antanzen.

„Hey, kann ich reinkommen?", fragt er unnötigerweise, da er sich sowieso schon die Freiheit genommen hat, in mein Haus zu spazieren.

„Alles klar? Du guckst so grimmig." Super erkannt, Sherlock! Man muss beachten, dass er ein Junge ist. Die haben bekanntlich ein kleineres Hirn, da kann sowas nun mal auftreten.

„Was machst du hier?", gebe ich mich stur, wobei er mir immer näher kommt und mich schließlich bei den Hüften packt. Wie oft er das wohl schon bei anderen Mädchen gemacht hat? Da kommt mir gleich noch in den Sinn, wie oft diese Lippen schon auf denen von Mädchen lagen, die ich vermutlich nicht ausstehen könnte. Und ich? Ich habe mit nichts in dieser Beziehung auch nur annähernd Erfahrungen gemacht. Dennoch bin ich allein von seiner Berührung völlig benebelt.

„Ich wollte heute eigentlich schon in der Schule mit dir reden, nur hat sich nie eine Gelegenheit geboten.", erklärt er und mir wird es etwas leichter ums Herz. Ob er die Wahrheit sagt hin oder her, allein die Tatsache, dass er eine Erklärung hat, beruhigt mich. Alex' Mund wandert von meiner Stirn, zu meinem Mund, zu meinem Schlüsselbein.

„Entspann dich. Wir gehen alles in deinem Tempo an, okay? Wollen wir was machen?" Es rührt mich, dass er so rücksichtsvoll mit mir umgeht. So eine Seite hätte ich mir früher nie bei ihm vorstellen können.

„Essen bestellen? Ich habe Hunger.", schlage ich vor und wie auf Kommando knurrt in genau dem Moment mein Magen.

„Warum überrascht mich das nicht? Lass mich raten, du willst Pizza?" Damit hat er Recht, wer hätte das gedacht. Wer braucht einen Gott? Pizza ist meine Religion.

„Findest du, dass ich zu viel esse?", will ich wissen, immerhin waren seine bisherigen „Freundinnen" allesamt Hungerhaken in meinen Augen.

„Nein, ganz im Gegenteil. Ich bin froh, dass du nicht so einen auf Magermodel machst. Ich habe lieber eine Freundin, mit der ich Pizzawettessen veranstalten kann, als eine, in deren Nähe ich nicht einen Bissen zu mir nehmen darf. Jessica war so jemand. Das einzige, was ich sie in meiner Nähe mal habe essen sehen, war ein winziger Salat." Bei der Erwähnung seiner Ex-Freundin zieht sich mein Magen zusammen, allerdings wollte er damit nur deutlich machen, dass er mich besser geeignet als seine Freundin findet, statt Jessica. Wo wir schon beim nächsten Thema wären.

„Sind wir eigentlich so richtig zusammen? Wie ein Paar?", frage ich unsicher, dabei ist mir die Frage etwas peinlich.

„Wenn du das ebenfalls möchtest, dann gern.", bestätigt er. Damit steht es fest. Ich habe meinen allerersten festen Freund. Alex Meyer. Mein Blödarsch. Den restlichen Nachmittag verbringen wir gemeinsam mit Essen, Musik hören und Knutschen. So langsam gewöhne ich mich daran, am Anfang fand ich es noch etwas seltsam, sich gegenseitig die Lippen zu befeuchten.

„Wir sehen uns dann morgen.", verabschiedet sich Alex von mir und gibt mir noch einen Kuss. Genau in diesem Moment kommt meine Mutter zur Tür rein, unpassender geht es gar nicht. Überrascht sieht sie zwischen uns beiden hin und her und mir ist das Ganze mehr als unangenehm. Auch Alex scheint das so zu gehen. Er verabschiedet sich zum hundertsten Mal von mir, wünscht Mama einen guten Tag und ist dann verschwunden.

„Seid ihr zwei nun doch zusammen?", fragt sie, wobei es wohl ziemlich offensichtlich gewesen sein musste. Sie klingt dabei gar nicht so begeistert, wie sie es vorgestern noch gewesen wäre.

„Reden wir jetzt wieder miteinander?", ignoriere ich ihre Frage.

„Wir können immer miteinander reden und wenn meine Tochter einen Freund hat, dann möchte ich das selbstverständlich wissen."

„Ja, wir sind zusammen. Zufrieden?" Mama stößt einen tiefen Seufzer aus.

„Ehrlich gesagt nicht. Ich habe heute ein Familienfoto von Frank gesehen." Frank heißt das Monster also. Oh nein, ich weiß genau, worauf das hier hinausläuft. „Ich möchte nicht, dass ihr euch weiterhin trefft."

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