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Ich weiß nicht, aber irgendwie finde ich das Kapitel sogar ganz witzig xD
Guckt jemand von euch den ESC? Eigentlich wollte ich nicht, aber man kann es ja mal versuchen.
Ich wünsche euch eine schöne Woche und bis Samstag :D

"Das einzig Gute, was ich ihm tun könnte, wäre es, ihn zu erschlagen und von seiner Arroganz zu erlösen.", rege ich mich auf und bereue es schnell wieder, schließlich sitzt seine Schwester hier vor mir. "Tut mir leid, er bringt mich nur immer so zur Weißglut."

"Nein, das ist schon in Ordnung. Mir geht es ja nicht anders. Ich stelle mir auch ständig die Frage, warum ich keinen liebevollen großen Bruder haben kann, wie in sämtlichen Geschichten, der mich beschützt. Aber im Grunde seines Herzens ist er ein guter Mensch, ihm fällt es nur überdurchschnittlich schwer, das auch mal zum Ausdruck zu bringen." So eine Seite kann ich mir selbst mit größter Anstrengung nicht an ihm vorstellen. Stille breitet sich zwischen uns aus und ein Blick auf die Uhr zeigt mir, dass ich nach Hause gehen sollte.

"Es wird spät. Danke, für den Kaffee, aber jetzt muss ich los."

"Kein Problem, ich hoffe wirklich, dass man sich bald mal wieder sieht. Du bist mir echt sympathisch!" Sie verabschiedet sich sogar noch mit einer kurzen Umarmung und bringt mich zur Tür. Solche Nähe bin ich für gewöhnlich nicht gewohnt und weiß auch gar nicht, wie ich mit sowas umgehen soll. Chelsea ist einfach so nett, dass man schon misstrauisch werden könnte, doch sie strahlt pure Freundlichkeit und Ehrlichkeit aus oder ist sie solch eine gute Schauspielerin? Am liebsten hätte ich sie gefragt, ob Alex oder vielleicht sogar sie Probleme haben, da mich der Anblick von seinem Rücken wirklich schockiert hat, doch mich geht das nichts an und vielleicht sagt mir auch mein böses Ich, dass ich es ganz schön finde, ihn so leiden zu sehen.

Nach dem Abendessen ist meine Mum auch sofort schon wieder verschwunden, um ihren Freund, Lover, wie man ihn auch bezeichnen möchte, zu treffen. Während andere Partys feiern, sobald sie sturmfrei haben, liege ich auf meinem Sofa, umgeben von Schokolade und sehe mir einen schlechten Horrorfilm an. Ich liebe Horrorfilme. Meistens kann ich eher darüber lachen, anstatt mich davor zu gruseln. Ich stecke mir das nächste Stück Schokolade in den Mund, der Geschmack der Cookiefüllung löst eine Explosion darin aus. Wie kann etwas nur so gut schmecken? Manchmal staune ich wirklich darüber, dass ich noch nicht aufgegangen bin wie ein Hefekloß. Dennoch steht die Gefahr noch offen. Ob ich später mal an Diabetes sterben werde? Bevor ich länger darüber nachdenken kann, wird auch schon jemand in dem Film zerfetzt und das künstliche Blut spritzt in alle Richtungen. Jedes Baby würde merken, wie unlogisch darin alles ist. Das typische Klischee, ein paar schöne Jugendliche übernachten in einem verlassenen Haus mitten im Wald, sie hören seltsame Geräusche und gehen diesen, todesmutig wie sie sind, nach. Natürlich nicht, ohne sich vorher zu trennen. Oh Wunder, wer hätte das gedacht, sterben sie alle einen qualvollen Tod, weil ein böser Mann mit Kettensäge durch den Wald läuft und die Menschen wohl mit Bäumen verwechselt. Geschmückt wird das ganze durch Blut, welches so künstlich aussieht, dass selbst Micaela Schäfer darum weinen würde. Diese sogenannten Schauspieler stammen wahrscheinlich auch aus der letzten Gosse. Als der Film endlich vorbei ist, ich habe es geschafft, mich nicht vor Verzweiflung und Fremdscham zwischendrin umzubringen, gehe ich sofort schlafen und bin auch schnell im Land der Nicht-Träume angelangt.

Beim Aufwachen merke ich sofort, dass es wieder mal einer dieser Tage im Leben einer Frau ist, an dem es einem, anders kann man es nicht ausdrücken, beschissen geht. Im wahrsten Sinne des Wortes. Mit Rückenschmerzen und einem heftigen Ziehen im Unterleib quäle ich mich aus der schützenden Wärme meines kuscheligen Bettes. Die Kälte, die mich dann sofort umgibt, zieht meine Laune unterhalb des Gefrierpunktes. Wer hat sich das denn auch ausgedacht? Wenn es wirklich einen Gott geben sollte, an den ich eventuell erst in meiner tiefsten Verzweiflung glauben würde, dann ist er definitiv frauenfeindlich, sonst würde er uns nicht Monat für Monat so leiden lassen. Gebeugt, wie eine Oma, die nicht mehr gut laufen kann, laufe ich ins Badezimmer. Mein Spiegelbild sieht genauso aus, wie ich mich auch fühle. Da helfen nur Tabletten und nach einiger Zeit wird wieder alles gut sein.

„Du siehst schrecklich aus.", begrüßt mich Tom herzallerliebt am Eingang unserer Schule.

„Dir auch einen schönen guten Morgen.", brumme ich vor mich her und gehe einfach an ihm vorbei. Ich weiß, dass er mir folgen wird. Er hält etwas Abstand, spricht mich nicht an, auch nicht im Unterricht. Er weiß einfach, wann er seine Klappe zu halten hat und wie er mich reizen kann. Meine Mitschriften bestehen diesmal nicht aus Stichpunkten oder Zeichnungen, sondern aus Krakeleien, die sogar jedes Kleinkind im Kindergarten besser kann. Sie sollen meine Abscheu gegenüber dem Frausein in diesem Moment ausdrücken, zumindest klingt das nach einer guten Verteidigung.

„Alex, Johanna, wartet doch bitte kurz!" Nach der Stunde werden wir beide von unserem Mathelehrer, der auf meiner Sympathie-Skala mittlerweile sogar schon sehr nahe sämtlichen NPD-Anhängern steht, noch kurz dazubleiben.

„Ich wollte mich nur mal erkundigen, ob ihr schon Fortschritte macht.", teilt er uns mit seinem Dauer-die Welt- ist-schön-habt-euch-alle-lieb-Grinsen mit. Solch ein Grinsen, welches man mit schlechter Laune dieser Person mit seiner Faust aus seinem Gesicht wischen will.

„Eigentlich ganz gut. Ich denke, dass mir das wirklich weiterhilft. Johanna ist eine gute Hilfe und ich werde somit sicherlich schnell wieder im Unterricht gut mitkommen." Alex klingt dabei tatsächlich sehr zuversichtlich und erwidert dieses ekelhafte Grinsen unseres Lehrers. Bei ihm würde es sicherlich kein Problem sein, ihm meine Faust vorzustellen, allerdings könnte sich dabei die Gefahr ergeben, mir die Finger zu brechen.

„Das freut mich zu hören. Strengt euch weiterhin an, dann klappt das. Ehrlich gesagt bin ich sehr überrascht, dass ihr beide scheinbar so gut miteinander klarkommt. Nicht umsonst habe ich ausgerechnet euch beide zusammengewürfelt. Ich habe bemerkt, wie ihr euch immer wieder anfeindet und das wirkt sich nicht gut auf eure Auren aus. Ihr solltet lernen,mit jedem Menschen auszukommen. " Das hat er nicht wirklich gesagt, oder? Der Kerl sollte nicht so oft zu seinem Guru gehen. Er quält uns beide mit Absicht. Ich hoffe für meinen Lehrer, dass er nicht in die Hölle kommt, die schon für mich reserviert ist, denn dann werde ich ihn zurückquälen und meine sadistische Ader ausleben. Doch ich tue das Ganze nur mit einem freundlichen Nicken ab und folge Alex nach draußen. Unser beider Gesichter befreien sich von aller Freundlichkeit, die bis eben noch darin zu sehen war.

„Ich fasse das nicht, dafür bringe ich den Kerl noch um.", schimpft Alex vor sich hin, während ich nur schweige. „Und wegen gestern. Du hast nichts gesehen, verstanden? Das geht dich absolut nichts an, also denk nicht mal daran, dich einzumischen."

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