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Alex

Eine Woche, das kann ja wohl nicht schwer sein, Jo in diesem Zeitraum um den Finger zu wickeln. Ich musste in letzter Zeit zwar oft feststellen, dass sie wirklich nicht einfach zu knacken ist, aber irgendwie werde ich ihr Vertrauen schon bekommen.

Am nächsten Tag werde ich vor Schulbeginn wie erwartet von Jessica aufgehalten. Habe ich es nicht gesagt? Sie weiß einfach nicht was sie will und ist viel zu anhänglich.

„Alex, bleib sofort stehen oder willst du noch ewig vor deiner Freundin davonlaufen?", kreischt sie schon fast, obwohl ich gehofft habe, sie würde mich nicht bemerken.

„Ich weiß nicht, wovon du redest, immerhin habe ich momentan gar keine Freundin. Wenn du mich dann entschuldigen würdest, ich habe gleich Unterricht." Doch sie hält mich am Arm fest, besser gesagt haken sich ihre Krallen in den Stoff meiner Jacke und hindern mich am Gehen. „Ich habe es eilig.", versuche ich, sie immer noch abzuwehren.

„Es tut mir Leid wegen neulich Abend. Ich meinte das selbstverständlich nicht so. Lass uns also nicht Schluss machen" In ihrer Stimme entdecke ich keinerlei Trauer. Das liegt wohl daran, dass sie genau so wenige Gefühle für mich übrig hat, wie ich für sie. Es geht ihr einzig und allein um ihren Ruf. Ich drehe mich zu ihr und muss feststellen, dass ich kaum etwas Erbärmlicheres gesehen habe. Warum fällt mir das erst jetzt auf?

„Finde erstmal heraus, was du willst und wer du eigentlich bist, bevor du wieder ankommst." Sie keucht erschrocken auf und ihre Nasenflügel beben vor Wut. Keine Gefühle, nur Egoismus.

„Na schön, ich brauche dich nicht, du brauchst mich! Und damit das klar ist, jeder wird wissen, dass ich dich habe sitzen lassen!", will sie mir anscheinend drohen.

„Ist in Ordnung. Man sieht sich." Sie lässt mich endlich los und ich atme erleichtert aus.

Ein bisschen später habe ich Mathe hinter mich gebracht, mein Kopf fühlt sich an wie nach einem Marathon der Mathematik. Wie soll ich nur jemals mein Abi in Mathe bestehen?

„Was sagt dir dein Gefühl, Alex?", spricht mich mein Lehrer an, bevor ich den Raum verlassen kann.

„Ehrlich gesagt ganz gut, aber ich will nichts Falsches sagen.", gebe ich ehrlich zu.

„Etwas mehr Selbstvertrauen. Du kannst es, wenn du dich anstrengst, da bin ich mir sicher." In der hintersten Ecke höre ich noch ein Rascheln und entdecke Jo, die ihre Sachen zusammen packt. Meine Chance.

„Wissen sie, das habe ich nur Johanna zu verdanken. Sie war eine super Hilfe und hat mir alles genau erklärt. Das war eine gute Idee von ihnen.", sage ich extra laut, damit sie es ebenfalls hört.

„Das ist ja schön zu hören. Hoffen wir mal das Beste. Euch noch einen schönen Tag."

„Was sollte das denn. Willst du dich einschleimen?", wirft mir Jo auf dem Flur vor.

„So ein Quatsch. Ich wollte nur, dass er weiß, wie sehr du mir geholfen hast. Kann doch nichts schaden."

„Sicher. Mehr steckt da auch nicht hinter. Schlechter Lügner."

„Was auch immer du glauben willst. Übrigens würde dich meine Schwester mal gerne wieder sehen. Sie scheint dich zu mögen."

„Ach echt? Ja, sie ist ziemlich nett. So ganz anders als ihr missratener Bruder."

„Hey, ich bin gerade dabei, dir zu zeigen, dass ich auch anders kann.", tue ich extra beleidigt. „Ich kann dich heute gerne mitnehmen, sie würde sich wirklich freuen."

„Solange du mit deinen Fahrkünsten keinen Unfall baust, tue ich das, für Chelsea."

„Was gibt es denn jetzt wieder an meinen Fahrkünsten auszusetzen?", murmele ich vor mich hin, während sie weitergeht und ich von Jan angefallen werde.

„Was geht, Kumpel? Mathe überlebt? Oh, da war ja Jo. Das mit Samstag zahle ich dir noch heim."

„Was willst du mir denn bitte heimzahlen?", frage ich verwirrt.

„Ich stand kurz davor, die Wette zu gewinnen und du hast es mir schön versaut. Dabei schwöre ich dir, sie ist mir fast schon komplett verfallen.", meint Jan siegessicher.

„Natürlich ist sie das. Man merkt, wie sie gar nicht von dir getrennt sein kann."

„Was soll der Sarkasmus? Immerhin hat sie sich mit mir getroffen, was man von dir nicht gerade behaupten kann.", gibt er an.

„Sei dir da mal nicht so sicher. Ehrlich gesagt haben wir uns häufiger gesehen und sie hat mehr Sympathie für mich als für dich übrig." Verblüfft lasse ich ihn stehen und gehe zur nächsten Stunde.

Nach der Schule sind wir schnell bei mir zu Hause und sobald Chelsea Jo sieht, beginnt ihr Gesicht zu strahlen. Die beiden könnten gar nicht unterschiedlicher aussehen. Meine Schwester, der absolute Engel und daneben Jo...die etwas Sonderbare.

„Es freut mich, dass du hergekommen bist. Als wir uns neulich unterhalten haben, hatte ich echt Spaß, darum müssen wir heute irgendwas unternehmen!", plappert Chelsea auch schon drauf los. „Kannst du kochen?" Jo schüttelt mit dem Kopf. „Willst du es lernen? Hast du Hunger? Ich habe auf jeden Fall verdammten Hunger." Sie zerrt Jo in die Küche, die gar nicht zu Wort kommt und ich lache mich innerlich zu Tode. Vielleicht sollte ich ihr da ein bisschen raus helfen, Jo wirkt ziemlich unfreiwillig.

„Chelsea, immer mit der Ruhe. Wir haben in der Mittagspause schon was gegessen.", lüge ich. Sie guckt darauf wie ein verletzter Welpe, was auch Jo nicht entgeht.

„Dein Bruder ist ein Lügner, natürlich will ich kochen lernen. Da ich ungelogen immer hungrig bin, kann mir das niemals schaden. Was machen wir?"

„Oh wirklich?" Chelsea fällt Jo fröhlich um den Hals. „Ich stehe auf Sushi. Lass uns das mal probieren. Hilft du mit, Alex?"

„Ähm, naja, ich würde wohl eher die Küche in Brand setzen..." Mein Blick fällt auf Jo, die unbeteiligt auf der Küchentheke herumtrommelt. „Warum eigentlich nicht?" Wir bekommen alles mehr oder weniger gut hin, im Prinzip macht sowieso Chelsea alles allein, wir anderen beiden stehen nur im Weg rum. Als wir es dann aber essen, bin ich echt überrascht, wie gut meine Schwester kochen kann. Warum erfahre ich erst jetzt davon? Der Nachmittag ist überraschend spaßig, wir unterhalten uns und lachen, doch das Lachen von mir und Chelsea verstummt sofort, als die Haustür aufgeschlossen wird und unser Vater reinkommt.

Mit diesem Kapitel haben wir die Halbzeit erreicht! Ab heute gibt es alle 2 Tage ein Update, da ich jetzt endlich alle Kapitel vorgeschrieben habe und die Geschichte für mich beendet ist. Bis Montag!

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