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Ich freue mich auf Donnerstag, da habe ich wieder Schule *-*
Wann müsst ihr wieder?

Jo

In der Schule geht alles ganz normal weiter, nur heute werde ich überraschenderweise von ein paar Leuten begrüßt, die wohl auf meiner beziehungsweise Alex' Party waren. Aber wäre ja zu schön, wenn ein Montagmorgen nur Positives beinhaltet. Nein, eine wütende Jessica kommt genau in meine Richtung gestapft und krallt sich in meinen Ärmel, um mich mit sich zu schleifen. Autsch, kann sie sich netterweise endlich mal die Nägel schneiden? Dafür braucht sie einen Waffenschein. Sie zieht mich in die Ecke am Ende eines relativ ruhigen Ganges und lässt mich endlich los. Ich habe mich beim Laufen nicht gewehrt. Aufmerksamkeit will ich lieber vermeiden. Na dann los, drei, zwei, eins, die Dramaqueen ist da.

„Ich frage dich noch einmal: Läuft da etwas zwischen dir und Alex?", fragt sie oder besser gesagt spuckt sie mir giftig ins Gesicht. Ich muss mir ein Lachen unterdrücken. Soweit ich das mitbekommen habe, sind die beiden getrennt und diese dumme Frage hatte sie mir doch schon mal gestellt. Was erhofft sie sich hieraus? Ich habe Alex nach ihrer Trennung einmal über sie reden hören und es klang für mich nicht danach, als würde er sie gern wieder zurückhaben. Ich kann nicht mal nachvollziehen, wie es überhaupt Mädchen wie Jessica geben kann. Sie wirkt einer US-amerikanischen Teenie-Komödie entsprungen. Irgendwie hübsch, beliebt und ein Charakter mit der Tiefe einer durchschnittlichen Pfütze. Da bin ich doch wesentlich lieber die Person, die ich bin, als so eine Puppe.

„Meinst du das ernst? Was wäre wenn? Du könntest es nicht ändern, weil du keine Macht über Menschen hast. Sie sind nicht deine Marionetten, auch wenn du dir das vielleicht wünscht. Alex und ich haben die gleichen Rechte wie du, wir können also auch machen, was wir wollen. Aber du hast nicht das Recht, uns eine Beziehung zu verbieten." Sie starrt mich mit weit aufgerissenen Mund an, als würde sie in ihrer Schockstarre noch nach Worten suchen, die annähernd passen würden, doch sie weiß ganz genau, dass ich recht habe und keines ihrer Argumente schwerwiegend sein würde. Eins zu null für mich. Ich wende mich zum Gehen um, doch nach wenigen Schritten drehe ich mich nochmal zu ihr. „Und nur damit du es weißt; zwischen uns läuft nichts außer Freundschaft. Ich will nicht, dass falsche Gerüchte entstehen." Ich fühle mich gerade zum ersten Mal wirklich überlegen und selbstbewusst.

Spannend wird es nochmal, als wir die Mathearbeiten zurückbekommen. Gleich nach der Stunde fange ich Alex voller Neugierde auf dem Flur ab.

„Erzähl schon, was hast du?" Ich reiße ihm fast schon den Zettel aus der Hand.

„Zehn Punkte!", meint er stolz und ich falle ihm ein Kreischen unterdrückend um den Hals. Ich fasse es nicht, ich habe ihm tatsächlich geholfen! Doch schon im nächsten Moment realisiere ich, dass ich gerade etwas für meine Verhältnisse sehr Untypisches getan habe und ziehe mich schnell von Alex zurück, nicht ohne ein gewisses Schamgefühl zu behalten.

„Ich gratuliere dir.", schiebe ich nun hinterher, bei dem Versuch, meine Stimme wiederzufinden.

„Das habe ich nur dir zu verdanken. Ich habe doch gesagt, du bist eine gute Hilfe. Das war also nicht übertrieben letztens." Ich erinnere mich daran, wie Alex vor unserem Lehrer nach der Arbeit übertrieben ausgebreitet hat, wie qualifiziert ich doch sei. Ich zweifle nicht daran, dass er es trotzdem nur gemacht hat, um sich bei mir einzuschleimen, auf eine nicht sehr diskrete Art. Im nächsten Moment läuft Jessica an uns beiden vorbei. Unser eben gezeigter Anblick passt nicht gerade zu dem, was ich ihr vorhin noch erklärt habe. Was mache ich mir schon wieder ein schlechtes Gewissen? Dazu gibt es absolut keinen einzigen Grund. Jedoch beachtet sie uns gar nicht weiter, sondern geht mit gesenktem Blick und schnellen Schrittes weiter. Auch sie kann dazulernen.

„Was ist denn mit der los?", fragt Alex überrascht.

„Ihr muss wohl mal jemand eine Standpauke gehalten haben." Ebenso überrascht sieht er mich an und ich laufe lachend in Richtung Ausgang, da dies unsere letzte Stunde war.

„Hey, was machst du heute noch?", ruft mir Alex zu, als er mir hinterherhechtet.

„Was soll ich schon machen? Hausaufgaben und mein Leben unproduktiv dem Internet opfern."

„Darf ich dir dabei Gesellschaft leisten?" Ich kneife die Augen ein wenig misstrauisch zusammen, obwohl das nach seinen letzten Aktionen gar nicht mehr so abwegig ist. „Ich würde nichts anderes machen als du, dann lass uns wenigstens gemeinsam unproduktiv sein."

Ich fasse es nicht. Ich bin doch nicht wirklich mit Alex in meinem Zimmer, oder? Das muss ein Traum sein, ich weiß nur noch nicht, ob ein guter oder ein schlechter Traum.

„Nettes Zimmer.", gibt er nach kurzer Inspektion meines Territoriums als Kommentar ab. Stimmt, vorher habe ich ihn ja immer von ihr abgehalten.

„Danke." Ich fühle mich ein bisschen unbeholfen. Hier war noch nie ein Junge außer Tom drin und da ist es völlig egal, ob es Alex ist oder sonst wer. Es fühlt sich an wie ein Einbruch in meine Privatsphäre. Man kann es allerdings schlecht Einbruch nennen, wenn ich es erlaube.

„Wollen wir dann mal?", durchschneidet seine Stimme die Stille. Aus meinen Gedanken gerissen blicke ich erschrocken auf. „Die Hausaufgaben? Die erledigen sich nicht von allein. Wenigstens etwas Produktives können wir ja leisten."

„Oh, na klar." Und so vertiefen wir uns für die nächste Zeit erstmal in schulische Angelegenheiten, bei denen wir es uns Seite an Seite mit einer Chipstüte auf dem Boden bequem gemacht haben.

Nach einiger Zeit, während ich gerade in einen Text zum Übersetzen vertieft bin, streift mich Alex mit irgendwas an der Seite, wo ich verdammt kitzlig bin und dadurch kichere. Ich hoffe, er hat es nicht gemerkt und mache einfach da weiter, wo ich stehen geblieben bin, doch Alex kann es natürlich nicht lassen uns fängt an mich genau an meiner schlimmsten Stelle zu kitzeln.

„Bist du da kitzlig, ja?", fragt er provozierend. Dieser Satanist! Erfreut sich daran, wie ich mich vor Lachen auf dem Boden krümme und denkt gar nicht daran lockerzulassen. Das führt so weit, dass ich erschöpft auf dem Rücken liege und Alex sich lachend über mich stützt. Wieder versinken wir in den Augen des anderen. Wieder sagt keiner was. Wieder kommen wir uns Millimeter für Millimeter näher. Und wieder kommt dem heiligen Spaghettimonster sei Dank jemand dazwischen.

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