Jo
„Was ist dein Problem. Du machst ununterbrochen alles runter und hasst alles und jeden auf dieser Welt, dabei gibst du einem nicht mal die Chance, nett und gut zu dir zu sein. Du bist so verbohrt und hältst mich für so schrecklich, dabei bist du kein Stück besser als ich oder irgendwer sonst.", rastet Alex fast aus. Die Aufmerksamkeit der anderen Gäste ist mir mehr als unangenehm und ich schaue betroffen zu Boden, während ich mich wieder richtig hinsetze.
„Bin ich tatsächlich so schlimm?" Eigentlich sollten mir seine Worte am Arsch vorbeigehen, doch das tun sie nicht, denn ich weiß, dass er die Wahrheit sagt. Doch daran kann ich nichts ändern. Ich bin so wie ich bin. Ich bin nun mal sehr voreingenommen gegenüber einigen Dingen, wobei ich bei vielen anderen Sachen die toleranteste Person auf Erden bin. Ich hatte zwar mal versucht, mich sozusagen zu resozialisieren und nicht so anti-alles zu sein, aber das ging so relativ nach hinten los.
„Lass uns jetzt nicht mehr streiten und versuchen, den Abend zu genießen.", schlägt Alex friedlich vor und wir nehmen beide unseren Pflaumenwein, den wir zur Begrüßung bekommen haben, zur Hand. „Happy Birthday.", sagt er trotz des kleinen Streits lächelnd. Ich bin verwirrt. Ich sitze hier mit Alex in einem viel zu teuren Restaurant, er hat mich zu meinem Geburtstag eingeladen und er ist so verdammt freundlich, obwohl ich ihm gerade noch den Kopf abreißen wollte. Was geht in seinem Kopf vor? Ein Mensch kann sich doch nicht so einfach um 180 Grad ändern oder sehe ich das falsch?
„Danke.", bringe ich nur schwer über die Lippen. Seit Jahren war ich zu meinem Geburtstag nicht mehr aus.
„Was ist? Warum lachst du so?", fragt mich Alex. Ich habe gar nicht gemerkt, dass ich angefangen habe zu kichern.
„Oh, nichts, es ist nur die Absurdität des Ganzen hier."
„Ich habe doch gesagt, ich werde dir beweisen, dass ich gar nicht so ein Arschloch bin, zumindest nicht immer." Es ist seltsam, die zuzugeben, doch in letzter Zeit war er wirklich schwer in Ordnung.
Schwer ist ein gutes Stichwort. Nach dem Essen fühle ich mich, als würde ich eine Tonne wiegen. Es war so köstlich, wie hätte man da aufhören können zu essen, obwohl dir dein Körper zuschreit, dass er genug hat? Ich schleppe mich schwerfällig zu seinem Auto, diesmal überlasse ich gerne Alex die Fahrt. Hoffentlich kommt mir das eben erst Verschlungene nicht wieder hoch. Da kann ich mir sicher sein, war es das mit seiner Freundlichkeit. Meine Übelkeit hält sich jedoch in Grenzen. Alex begleitet mich sogar noch bis zur Tür und verschwindet auch nicht, als ich geklingelt habe. Komischerweise kann ich meinen Schlüssel nicht finden, dabei war ich mir sicher, ihn eingesteckt zu haben. Die Tür wird aufgerissen und von drinnen brüllt es laut: „Überraschung!". Eine Schar von Menschen ist in meinem Wohnzimmer versammelt, das sich zu einer Partybude umfunktioniert hat. Das kann ja wohl nicht wahr sein. Neben mir grinst Alex wie blöd und jetzt möchte ich ihm doch wieder den Hals umdrehen. Das kann ja nur seine Idee gewesen sein. Dabei ist es doch logisch, dass eine Person, die nicht mal auf ihren Geburtstag das Haus verlassen will, auch keine fette Party feiern möchte. Wobei ich mich frage, wer ihm überhaupt erzählt hat, dass ich heute achtzehn werde. Die Achtzehn scheint mir aus allen Ecken in alle Farben entgegenzuspringen. Man konnte bei der Dekoration anscheinend nicht auf diese überaus kitschigen Girlanden und Luftballons, selbstverständlich alle in der Form einer achtzehn, verzichten. Ich werfe Alex einen vernichtenden Blick zu, dieser schiebt mich allerdings einfach ins Haus und macht die Tür zu.
„Hallo, Menschen...", flüstere ich, da ich absolut keine Ahnung habe, was jetzt so großartig von mir erwartet wird, „...die ich kaum kenne.", schiebe ich noch leiser hinterher. Ich packe Alex am Arm und schleife ihn hinter mir her in Richtung der Küche.
„Was soll das bitte?", rege ich mich auf.
„Ich weiß, das ist nicht dein Ding, aber ich werde nicht zulassen, dass du deinen 18. so links liegen lässt. Deine Mutter hielt das auch für eine gute Idee und komm schon, einmal wirst du ja wohl feiern können, gerade zu diesem Anlass. Nur dieses eine Mal, danach kannst du immer noch sagen, dass Partys scheiße sind, aber nimm erstmal an einer teil." Verdammt, irgendwie hat er sogar recht und das gefällt mir nicht. Aber heißt das etwa, meine Mutter hat mich auch hintergangen? Na mit der werde ich heute noch ein Hühnchen zu rupfen haben. Doch bevor ich noch was erwidern kann, gesellt sich auch Tom zu uns.
„Alles Gute, Jo." An seiner Seite finde ich die strahlende Samantha vor, die mir ebenfalls gratuliert, aber ich stehe ihr nur kühl gegenüber. Alex dagegen scheint völlig von ihr geblendet zu sein, worauf ich ihm gleich mal auf den Fuß trete, damit er wieder aus seiner Starre erwacht. Ja, alle haben es verstanden, dieses Mädchen ist ein Traum. Wenn wir dann bitte das Thema wechseln könnten!
„Hast du das Alex erzählt?", nehme ich mir Tom zur Brust, als Samantha und Alex dabei sind sich zu unterhalten, was mir irgendwie gar nicht gefällt.
„Nein, er hat uns nur reden hören, aber ich finde gut, was er getan hat. Du siehst übrigens toll aus. Solltest du öfter mal machen." Verräter, denke ich mir daraufhin nur.
„Happy Birthday!", kommt es laut und fröhlich von hinten. Hier wird man ständig unterbrochen. Chelsea kommt auf mich zugelaufen, erstickt mich fast in ihrer Umarmung. „Alles Gute zum Geburtstag, Jo. Hier noch eine Kleinigkeit." Sie reicht mir ein zusammengebundenes Paket an Schokolade. Oh mein Gott, ich liebe sie dafür!
„Danke. Schön, dass du da bist." Es ist nicht gerade schlecht, auf seiner eigenen Party jemanden zu kennen.
„Ist doch klar. Und wer ist das?", fragt sie mit Blick auf Tom.
„Das ist mein bester Freund Tom. Tom, das ist Chelsea, die Schwester von Alex.", mache ich die beiden bekannt. Wie in Zeitlupe und mit vor Staunen aufgerissenen Mündern reichen sie sich gegenseitig die Hand und begrüßen sich mit so einem breiten Lächeln, wie man es sonst nur bei Verliebten sieht. Hat hier etwa Amor seinen Pfeil abgeschossen?
Als Entschädigung dafür, dass ich gestern kein Kapitel mehr hochladen konnte, bekommt ihr heute gleich 2 (das 2. 17:00 Uhr) und morgen trotzdem eins.
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Love The Geek
Teen FictionSchüchtern, Außenseiter, Nerd. Genau das ist Jo. Im Gegensatz dazu ist Alex beliebt, Wanderpokal und ein Arschloch. Was für eine Ironie des Schicksals, dass Jo ausgerechnet Alex Nachhilfe geben soll. Schnell entzündet sich ein regelrechter Kampf zwi...