T W O

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T W O | Die Nacht verging irgendwie und der folgende Tag ebenfalls. Die darauffolgende Nacht jedoch brach viel zu schnell über mich herein und ich fragte mich, ob es vielleicht daran lag, dass ich den Tag über einigermaßen Glück gehabt hatte. Der Hunger war noch nicht allzu groß gewesen, als ich einen abgerissenen, verkrüppelten Arm fand, der blutig glänzte, da die Haut abgezogen war. Es wäre zu ekelhaft gewesen, diesen Arm anzufassen, wenn ich nicht so hungrig gewesen wäre und gewusst hätte, dass dies meine einzige, leichte Chance war, etwas zu essen, ohne mich gleich wieder in Lebensgefahr zu begeben. Also fand ich einige brennbare Sachen zusammen und holte mein Feuerzeug aus dem Rucksack, das aus irgendeinem Grund in meinem Rucksack war.

Ich wusste noch immer nicht, wie ich hierher gekommen war, was ich hatte machen wollen. Ich konnte mich nicht erinnern meinen Rucksack gepackt zu haben, Essen und Trinken hineingetan zu haben, auch nicht dieses Feuerzeug. Doch schließlich war ich dankbar für diese Dinge, die mein altes Ich eingepackt hatte, wieso auch immer.

Als ein kleines Feuer brannte, hatte ich den Arm, den ich gefunden hatte, gebraten, bis er nicht mehr ganz so ekelhaft aussah wie am Anfang und hatte gehofft, dass es nicht giftig war. Doch war mir eine andere Wahl geblieben? Ich würde hier nichts anderes finden, so traurig das auch klang. Also hatte ich gegessen, und eigentlich hatte es gar nicht mal so schlecht geschmeckt. Wenn ich aber jemals nach Hause kommen würde, würde ich trotzdem gerne darauf verzichten.

In der Nacht versuchte ich, den Monstern so gut wie möglich aus dem Weg zu gehen, was eigentlich lächerlich war, denn es wimmelte hier nur so von ihnen. Es lief anfangs ganz gut, an einigen hatte ich mich vorbeischleichen können, doch nach einer Weile sah ich von vorne etwas Blaues auf mich zu rennen. Verwundert kniff ich die Augen zusammen, machte dann einen Schritt zurück.

Es lief auf den Hinterbeinen, hatte einen langen Schwanz und kurze Arme, die er vor seiner Brust hielt wie ein kleiner Dinosaurier. Er war vielleicht einen Meter groß, hatte keine Augen und ein riesiges Maul mit scharfen Zähnen, das quietschende, aber dennoch gefährliche Töne von sich gab. Zielsicher lief es auf mich zu, sicher roch es mich. Müffelte ich denn noch nicht so wie der Rest in dieser stinkenden Stadt?

Doch es war schnell und während ich je einen Meter zurückstolperte, kam es zwei näher, weswegen ich schließlich panisch meine Pistole herausholte und das Ding erschoss. Verdammt, es war scheiße hier. Ohne meine Pistole wäre ich schon längst tot. Ich konnte ja nichts, nicht einmal wegrennen konnte ich.

"Das hätte ich an deiner Stelle nicht getan!", erklang eine Stimme von weit weg. Ich erkannte diese gehässige, raue Stimme wieder, die noch immer so kühl klang wie gestern. Verwirrt und zugleich sauer drehte ich mich um.

"Was soll ich denn sonst machen, du Vollidiot?!" Natürlich fühlte ich mich gleich sicherer, wenn er so weit weg war.

"Jedenfalls nicht wie eine dumme Tante rumschreien und auf der Straße rumlaufen, wenn es soweit ist!", rief er, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt. Und als hinter mir wieder so ein Quietschen ertönte und ich mich umdrehte, wusste ich, was er meinte. Da waren hunderte von diesen Viechern, die sich anscheinend für ihren kleinen Freund rächen wollten.

"Und du Penner konntest mir das nicht früher sagen!", brüllte ich sauer, ganz gleichgültig in dem Moment, dass mich ja noch andere Dinge hören konnten. Dann drehte ich mich wieder um und begann zu rennen, so schnell ich nur konnte.

Es fiel mir so unglaublich schwer mit meinen wunden, überanstrengten Muskeln und meinem trotz des Essens wieder leeren Magen. Immer wieder stolperte ich und die Kraft verließ mich unglaublich schnell und im nächsten Moment brachte mich ein unbeschreiblich starkes Ziehen in der Wade zu Boden und ich schrie bloß wie am Spieß. Mit meinem unverletzten Bein trat ich panisch um mich, immer wieder aufschluchzend, als sich somit auch das andere Bein bewegte, in dem sich eines dieser Dinger festgebissen hatte.

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