T W E L V E

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T W E L V E | Es war viel zu still.

Nicht der Hauch eines Windzuges erfüllte die Umgebung, nicht ein Atemzug erklang. Es war nichts. Es gab hier nichts. Ich war im Nichts. 

Ich wusste nicht, ob meine Augen geöffnet oder geschlossen waren. Ich sah nichts. Aber es war nicht schwarz. Es war nichts. 


Ich denke nicht, dass man das Nichts jemals beschreiben könnte, wenn man es nicht selbst erlebte. Eine Art Abwesenheit, ohne wirklich abwesend zu sein. Eine Art Entrückung der Realität, ohne wirklich zu wissen, ob man noch am Leben war oder nicht.

Ich sah nichts, hörte nichts, spürte nichts. Ich fühlte mich leer.

Alles in mir war der Gleichgültigkeit gewichen. War es das, was nach dem Tod kam? Ein albernes, nichtssagendes Nichts? Wenigstens schwebten keine Gedanken mehr in meinem Kopf umher. Keine Fragen mehr über mein Leben, darüber, wie es endete, wie es begann, keine Fragen, wie ich hier gelandet war. Nichts. Nur, ob ich tot war. Aber das war mir egal.

Dann durchzuckte plötzlich ein grelles Bild mein Blickfeld. Schrille Geräusche. Der rote Teppich. Die schwarzweißen Gemälde.

"Komm zu mir." Ich hörte es wieder. Es war lauter. Ich folgte aus unerklärlichen Gründen dem Geräusch bis zu einer Tür. "Hierher." Meine Hand legte sich an den Türknauf, langsam und zittrig drehte ich daran. Die Tür sprang auf. Finsternis. Langsam lief ich mitten in die Finsternis hinein.

Ich schnappte nach Luft, als hätte ich seit Stunden keine mehr in meinen Lungen gehabt. Ich riss die Augen auf, und doch sah ich nichts außer grelles Licht. Erst mit der Zeit legte es sich, und die weiße, mit Asche verhangene Luft fixierte sich in meinem Blickfeld. Ich lebte. Wieso lebte ich?! Ich wollte nicht mehr leben! Ich hätte sterben sollen! 

Ein stummer Schrei verließ meine Lippen, mein Hals schnürte sich zu. Das Atmen tat höllisch weh. Meine Augen schmerzten. Als meine Hände den Weg zu meinem Hals fanden, fühlte er sich heiß, dick und zugeschwollen an. Es dauerte gefühlt Stunden, bis ich mich endlich aufsetzen konnte, aber nicht ohne ein leicht schwankendes Blickfeld. Dann bemerkte ich ihn.

Er saß da, am Rand des Hauses, mit dem Rücken zu mir gedreht. Die Wut braute sich in mir auf. Ich wollte ihn nie wieder sehen! Nicht ein einziges Mal noch. Nicht ein einziges Bisschen von ihm. Mit geballten Fäusten und zusammengebissenen Zähnen rappelte ich mich auf die Beine, fest von meinem Vorhaben überzeugt. Ich musste dieser Folter ein Ende setzen! Ich musste diesen Fluch beenden und das würde erst passieren, wenn er tot war. Dieses Biest musste sterben! Jetzt hatte er schon zwei Mal versucht mich umzubringen!

Doch bevor ich ihn erreichen konnte, um ihn vom Dach zu schubsen, drehte er sich ruckartig um und richtete den Revolver, den er hielt, direkt auf meinen Brustkorb. Mit rasender Wut verschnellerte sich mein Schritt. Sollte er eben noch einmal versuchen mich zu töten. Aber dann sollte er mit mir untergehen. "Du Bastard!", brüllte ich aus vollem Leibe, doch meine Stimme klang heiser und schwach von seinem vorherigen Würgegriff.

Mit klarem Kopf, als wisse er genau, was er tat, warf er mir die große Waffe direkt vor die Füßse, sodass ich darüber stolperte und ich der Länge nach auf dem Boden aufkam. Natürlich war er mir wieder einen Schritt voraus. 

Tränen aus purer Wut füllten meine Augen, als er mich packte, mich auf den Rücken drehte und meine Hände über meinem Kopf zu Boden drückte, während er sich auf meine Beine setzte.

"Du zurückgebliebenes Arschloch! Sieh mich an! Sieh, was du mir zur verdammten Hölle angetan hast, du dreckiges, verfluchtes Schwein! Du nichtsnütziger, bescheuerter Verräter! Ein Lappen bist du! Ein feiges, beschissenes Stü-" Meine heisere Stimme verlor sich in der Luft, mein Atem stockte, als ich ihm das erste Mal ins Gesicht sah. Ich traute meinen Augen nicht. Ich musste tot sein. Er weinte.

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