T H I R T Y O N E

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T H I R T Y O N E | Blinzelnd schlug ich die Augen auf. Vor ihnen hing die altbekannte Asche in der Luft, dicht und schwer und warm wie immer. Ich gähnte lang.

Die Nacht war kurz gewesen. Die Nahrungssuche nach Fleisch hatte unseren Schlaf noch mehr verkürzt, und das, obwohl ich sowieso schon nicht genug schlief und müde war. Dennoch fühlte sich irgendwas hier falsch an.

Ich schoss nach oben. Der Junge hatte mich nicht geweckt, nachdem die Nacht vergangen war. War er selbst eingeschlafen? Oder war es eben erst Tag geworden? Verwirrt und irgendwie nervös sah ich mich um. Irgendwas war nicht richtig. Das lag sicher an dem Fakt, dass er weg war.

Nein. Er war nicht wieder abgehauen. Er würde mich doch nach all dieser Zeit nicht plötzlich und ohne Grund alleine gelassen haben! Oder? So scheiße war doch nicht einmal er! Etwas in meiner Brust zog sich quälend zusammen. Er hatte mich einfach sitzen lassen. Jetzt, wo sie auf der Suche nach uns waren. War ich wirklich eine so große Behinderung für ihn gewesen? Das konnte ich einfach nicht glauben.

Meine Sicht wurde unscharf. Nein, Amalia. Heul jetzt bloß nicht. Du hättest darauf gefasst sein sollen. Energisch strich ich mir über die Augen, blinzelte die Tränen zurück. So ein Arsch! So lange bei mir geblieben. Für was? Um mich zu verarschen? Spielte er sein eigenes Spiel mit mir? Ich konnte es nicht fassen.

Aber- Nein. Vielleicht hatte er etwas durchschaut. Vielleicht suchten sie nicht nach uns, sondern nach mir. Sie hatten mich gesehen, mich angestarrt. Vielleicht opferte er mich jetzt doch, um nicht selbst geholt zu werden. Ohne mich war er sicherer. 

"Arschloch!", schrie ich aus ganzer Kraft, hoffte, dass er mich hörte. Sie würden mich holen, und sie würden mich töten. Und er würde sein verschissenes Leben hier einfach alleine weiterleben. Das hatte er lange genug getan. 

All die Lügen. Dass er sich um mich sorgte, mich vielleicht sogar mochte. Er hatte mir dieses blöde Gefühl gegeben, bei ihm sicher zu sein. Ich hatte ihm geglaubt, und ich war wieder auf seine bescheuerte Masche herein gefallen. So ein verdammter Dreckskerl! Ich wusste doch, ich wurde an diesem Ort verrückt! Er nutzte es aus, dass er alles war, was ich hier hatte. Der einzige Mensch. Ich sehnte mich nach menschlicher Nähe, das wusste er. Er wusste, dass ich ihm immer wieder verfallen würde. Weil ich sonst nichts hatte. Weil ich alles außer allein sein wollte. 

"Du beschissener Haufen Scheiße!", brüllte ich wieder. Ich fasste nicht, wie verletzt ich wegen ihm war. Ich fasste nicht, dass ich einfach nur noch weinen wollte, aber diesen Gefallen würde ich ihn nicht tun. Ich würde ihm zeigen, dass ich trotzdem überleben würde. Und wenn er wieder angekrochen kam, würde ich ihn abservieren, wie ich es von Anfang an hätte machen sollen.

Ich schwang mich auf die Beine und schulterte meinen Rucksack, trat einmal wütend das verkohlte, übrig gebliebene Holz des Lagerfeuers quer über das Dach. Ich hasste mich selbst für meine Verzweiflung. Ich hatte von Anfang an gewusst, dass ich besser alleine dran war.

So sauer wie ich war, bemerkte ich nicht, dass die Leiche verschwunden war. Stattdessen warf ich mich fast vom Dach und rutschte die Leiter hinunter. Am liebsten würde ich sie auseinandernehmen, wenn ich ich Kraft dazu gehabt hätte, aber ich zerrte nur vergeblich an einer der Sprossen, ohne dass sie sich bewegte. Ich stieß einen genervten Schrei aus.

Wieso brachte mich dieser Arsch so aus der Fassung?? Nur weil wir ein paar Wochen gemeinsam verbracht hatten. Ich verdrehte die Augen wegen meiner Naivität, drehte mich um und-
legte mich einmal der Länge nach auf den Boden, als ich über etwas stolperte.

"Was soll das?! Dieser Tag ist wohl ein schlechter Wit-", ich stockte, als sich meine Augen auf den weichen Gegenstand legten, über den meine zwei linken Füße gestolpert waren. Direkt setzte ich mich auf. Meine Hand zitterte etwas, als ich nach dem simplen schwarzen Rucksack griff, der mir so bekannt vorkam.

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