T H I R T Y T H R E E

53 12 4
                                    

T H I R T Y T H R E E | "Wach auf!", brüllte ich verzweifelt, rüttelte flennend an seinen Schultern, grob und fest, sein steifer Körper regte sich dabei kaum. "Wach verdammt nochmal auf, du Arschloch!" Meine Stimme war schrill, regelrecht nervtötend gemischt mit den Tränen, während ich mir ständig die Rotze durch die Nase wieder hochzog. 

Wie? Wie konnte selbst er solch einen schlimmen Todes sterben? Wie konnte selbst er ihnen unterlegen sein?? Schluchzend warf ich den Kopf auf seine Brust, um mich an ihr auszuheulen und-

"Ah scheiße!", entfuhr es mir fluchend, als mein Kopf mit dem harten Betonboden kollidierte. Benommen rollte ich zur Seite, griff mir an den Kopf und fuhr direkt wieder schniefend auf. Ein Blick zur Seite bestätigte das Unmögliche. Er war weg. Einfach verschwunden. Ich war maßlos verwirrt, erschrocken und entsetzt. Sie hatten ihn doch schon geholt. Wieso sollten sie ihn nochmal holen? Hatten sie ihn verloren?

All diese Fragen, und doch keine Antwort. Bis mir plötzlich Dosen um die Ohren flogen, zerplatzen, zerbarsten an den kahlen Wänden und dem kalten Boden, und zum Vorschein kam alles andere als Essen. 

Würmer, glitschige, graue, riesige Würmer kamen zwischen den Rissen in den metallischen Dosen hervor. Ein Würgereiz erfasste meinen leeren Magen, ich spuckte. Das hatte ich essen wollen. Das hatte ich essen wollen? Ich rappelte mich quietschend auf die Beine, als mich eines dieser widerlichen Würmer an der Hand berührte, bewegte mich rückwärts von diesem ekelhaften Zeug weg und stolperte über etwas Festes.

Hart kam mein Rücken auf dem Boden auf, mein Hinterkopf prallte mit intensiver Kraft auf den Beton. Ein gepresstes Stöhnen kam mir über die Lippen, als sich der pochende Schmerz direkt in meinem ganzen Kopfbereich ausbreitete und ich unter Schwindel die Augen wieder aufschlug und versuchte mich aufzusetzen.

Mitten im Prozess erstarrte ich, meine Augen wurden groß, als ich sah, über was ich gestolpert war. Der Fremde, eine noch immer blutende Schusswunde zierte seine Stirn. Wann war er- wie??

Ich krabbelte rückwärts, schnaufte ängstlich. Was war hier los? Waren sie hier? War ich richtig, und sie wussten es? War das ihr Reich? 

Auf den zweiten Blick sah ich, dass die Dosen und Würmer wieder verschwunden waren. Und mit nur einem Blinzeln meinerseits war auch die zweite Leiche wieder weg. Ich wimmerte laut. Sie waren in meinem Kopf! Sie ließen mich verrückt werden! Sie spielten noch immer. "Nein!", schrie ich, hielt mir die Augen zu. Ich musste hier raus!

Mit zitternden Beinen stand ich auf und rannte los in die Richtung, aus der ich gekommen war, doch vor mir erstreckte sich ein Labyrinth aus Regalen. "Nein nein nein nein.", weinte ich verzweifelt, spürte die Tränen auf meinen Wangen. Ich hatte gar nicht gemerkt, wann ich angefangen hatte zu weinen.

Dann sprintete ich nach kurzem Umsehen in Richtung des einzigen freien Weges. Ich wollte nur noch hier raus! Raus aus diesem Irrenhaus! Doch nach nur einigen Metern prallte ich ungebremst gegen etwas Unsichtbares, das wohl im Weg stehen musste. Rückwärts stolpernd landete ich wieder auf dem Rücken, starrte auf die freie Stelle und kniff schreiend die Augen zusammen. Ich wusste nicht, wie mir geschah. Ich wusste nicht, wo der Ausweg lag. Ich würde hier drinnen sterben.

"Hey. Hey, was ist los? Beruhig dich mal, alles ist in Ordnung.", erklang es plötzlich. Die tiefe, mir altbekannte Stimme, die mein rasendes Herz etwas beruhigte. Ich blinzelte schniefend die Augen auf, und wirklich, dort stand er, über mich gebeugt und unversehrt. Er schien besorgt, als er sich neben mir auf die Knie ließ, die Stirn runzelnd. 

Panisch schüttelte ich den Kopf. "Wir müssen hier raus! Sie sind hier!", krächzte ich verzweifelt, doch er grinste kurz. "Nein, sie sind hier nicht. Waren sie nie. Versprochen.", meinte er und legte seine warme Hand an meine Schulter, um mir in eine sitzende Position zu helfen.

IsolatedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt