T E N

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T E N | Seit ich beschlossen hatte ihm nicht mehr zu widersprechen, lief alles verhältnismäßig gut. Er ignorierte mich zwar die meiste Zeit, hatte mir bis jetzt aber auch noch keinen Grund gegeben völlig auszurasten. Ich hatte meine Hormone noch nie gut unter Kontrolle gehabt, deshalb war es wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit.

Wenn er mich aber nicht provozierte und ich nichts Dummes sagte, ließ es sich ganz gut mit ihm leben. Natürlich wäre ich trotzdem am liebsten ganz weit weg von ihm, doch es ließ sich aushalten. Der Moment, der diesen 'Einklang' störte und somit so ziemlich alles zerstörte, war dafür ein ziemlich harscher.

Es begann, als der Junge beschloss, es sei Zeit mich zur Nahrungssuche mitzunehmen. Er gab mir keine Begründung, wieso es ausgerechnet jetzt sein sollte. Ich verstand überhaupt nicht, wozu er mich jetzt brauchte, wo er es doch schon so lange, bevor ich überhaupt hier gelandet war, alleine geschafft hatte. Und es war immerhin kein Rudel, was wir beide hatten. Noch immer wusste ich nicht, wieso ich überhaupt bei ihm war, obwohl er mich sichtlich gar nicht ausstehen konnte. Mir war klar, dass er etwas geplant hatte.

Eine andere Wahl außer mitzumachen hatte ich nicht, also wurde ich zwangsweise dazu gedrängt ihm zu vertrauen. Es fiel mir mehr als nur schwer ihm nur in die Augen zu schauen. Der Gedanke, ihm mein Leben in die Hände zu legen, beunruhigte mich. Es war unverständlich, da er immerhin schon des öfteren mein Leben gerettet hatte, doch dann wiederum war es etwas anderes es ihm bewusst anzuvertrauen.

"Du kommst heute mit auf die Jagd.", hatte er gesagt und ich hatte verwirrt aufgesehen, da das Gespräch sehr plötzlich aufgenommen worden war, von seiner Seite aus. "Es gibt hier eine Art Lager. Ich war selten dort, weil es sehr gefährlich ist hinzugehen.", dann hatte er mir einen ausgiebig langen, intensiven Blick geschenkt, während er nachgedacht hatte, "und du bist bereit mich zu begleiten."

"Was heißt das für mich?", hatte ich gefragt und ihn unsicher angesehen. Meine provokante Stimme war wie weggeblasen, stattdessen hatte ich eingeschüchtert geklungen. 

"Dass du mir vertrauen musst."

Fast hatte ich gelacht, konnte mich aber zusammenreißen. Ich durfte nicht protestieren, sonst würde ich ihn sauer machen. Er würde mich schon nicht sterben lassen. Also hatte ich genickt.

"Es gibt dort besseres Essen. Dosenfutter, aber sehr lecker verglichen mit dem Brot. Ich hatte schon zu lange nichts anderes mehr."

Und hier stand ich nun, tief durchatmend, nachdem er mir seinen Plan erzählt hatte. Wir würden in eine mehr als gefährliche Situation hineingeraten, weil er etwas anderes essen wollte als Brot. Einerseits konnte ich ihn gut verstehen, andererseits aber hatte ich ihn disziplinierter eingestuft. Ich wusste nicht, wie er auf die Idee kam, ich sei bereit, und dann war es noch direkt eine der gefährlichsten Situationen überhaupt. Mein Bein hatte sich gerade erst erholt, sodass ich es belasten und auch rennen konnte, wenn es sein musste, doch schonen wollte ich es trotzdem. Außerdem hatte sich in all der Zeit jedes Gramm an Muskel an mir abgebaut.

Doch es ging hier um Partnerarbeit. Ich war schon lange genug mit ihm unterwegs, vielleicht war es ja doch Zeit ihm zu vertrauen. Vielleicht machte er es deshalb. Es fiel mir schwer den Gedanken zu akzeptieren und daran zu glauben, doch eine andere Wahl blieb mir, wie gesagt, nicht.

"Wieso ist es dort so gefährlich?", fragte ich schließlich. Kurz sah er mich an, lud dann seine Waffen weiter. "Dort sind sowas ähnliches wie Wachhunde. Sie sind blind und taub, spüren aber deine Bewegungen und sind deshalb nicht zu unterschätzen. Jede Bewegung muss so vorsichtig wie nur möglich sein.", erklärte er.

"Beruhigend.", sagte ich eher zu mir selbst, doch mir entging nicht, wie er genervt die Augen verdrehte und mir meine Pistole gab. "Los geht's." Schon schwang er sich über die Dachmauer und hielt sich an der Leiter fest.

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