T H R E E

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T H R E E | Die nächsten Tage gingen nur schleppend vorüber. Seit mich der mysteriöse Junge einfach zurückgelassen hatte, war ich auf dem Dach so gut wie gefangen gewesen, da ich mein Bein nur mit größten Schmerzen und Mühe bewegen konnte.

Außerdem hatte sich wieder ein riesengroßer Hunger bemerkbar gemacht, da ich seit Tagen nichts hatte essen können. Ich hatte nichts mehr und bewegen konnte ich mich auch nicht, also war mir nichts anderes übrig geblieben. Zwar hatte ich anfangs gehofft, dass der Junge mal nach mir sehen und mir vielleicht sogar etwas Essbares mitbringen würde, doch es überraschte mich kein bisschen, als er nicht ein einziges Mal auftauchte.

Schließlich beschloss ich, dass ich mich wohl auf Nahrungssuche begeben musste, wenn ich hier nicht elendig verhungern wollte und beschloss den Morgen, und somit auch die weiße Asche abzuwarten, weil ich da die wahrscheinlich besten Chancen hatte zu überleben. Doch ich wurde mit der Zeit immer schläfriger, da der Morgen einfach nicht kommen zu wollen schien, und obwohl ich mich zwang die Augen offen zu halten, fielen sie irgendwann doch zu und ich schlief langsam ein.

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Als ich meine Augen wieder öffnete, war es hell und die weiße Asche umgab mich so dicht wie eh und je. Sofort schreckte ich hoch, wollte mich nicht von meinem Vorhaben Essen zu suchen abbringen lassen. Wie viel Zeit würde ich noch haben? Ich hatte doch sicher nicht so lange geschlafen, dass die Nacht schon bald wieder über mich hereinbrechen würde, oder etwa doch?

Doch selbst, wenn es so war, ich konnte nicht länger warten, der Hunger legte sich schwer auf meinen Magen und mich würden bald schon die Kräfte so sehr verlassen, dass ich gar nichts mehr würde machen können und so stand ich auf und zischte wegen meiner Wade, deren Muskel sicherlich zerfetzt worden war, aber von sowas hatte ich ja keine Ahnung. Ich war ja auch kein Arzt.

Es war eine Qual aufzutreten, dabei war ich eben erst an der Leiter angelangt, die ich so gut wie nur möglich mit einem Bein hinabkletterte. Das Festhalten hatte mich jetzt schon zu sehr meiner Kräfte beraubt. Langsam und humpelnd lief ich die Straße entlang, nicht allzu weit, um schlimmstenfalls zurückkehren zu können und lief in eines der noch einigermaßen gut erhaltenen Reihenhäuser. Der Eingangsbereich war riesig, wie ich feststellte und sah mir sehr nach Bar aus. Hatten die hier vielleicht etwas Haltbares zu essen?

Mit schmerzendem Magen humpelte ich zur Theke und suchte sie durch, fand jedoch nichts. Auf den Regalen, wo eigentlich hätten Getränke stehen sollen, standen zwar Flaschen, die aber mit Wein gefüllt waren. Seufzend nahm ich einen der Rotweine in die Hand und schaute ihn mir genauer an, in der Hoffnung es wäre Saft. Doch die Flüssigkeit bewegte sich dickflüssig und schwer und als ich auch noch einen Finger im Glas bemerkte, ließ ich es mit einem Schrei fallen und machte einen Satz zurück. 

Nicht nur ein Finger war darin gewesen, nein. Ganz viele kleine Körperteile hatten die Flasche gefüllt und zu meinem Entsetzen begannen sie nun sich zu bewegen. Wieder machte ich humpelnd ein paar Schritte zurück und prallte an einer Tür ab, die hinter mir war. Doch der leise Knall, der dabei entstanden war, wurde von der anderen Seite erwidert.

Panisch stolperte ich wieder von der Tür weg und lief tiefer in das Haus, in dessen Gang eine Treppe nach oben führte. Ich lief schneller als zuvor und es tat schrecklich weh, weil ich dadurch mein Bein zu sehr belastete, doch ich wollte hier weg und ohne Essen würde ich das wohl nicht tun.

In einen der Räume schielend bemerkte ich, dass er leer war und ging leise hinein. Hier stand nur ein Bett mit löchriger Matratze und ohne Decke und ein Schrank aus morschem Holz. Hoffnungslos machte ich mich daran den Schrank auszuräumen, wünschend, dass ich darin etwas finden würde. Doch es waren wie erwartet nur Stofffetzen, von Motten zerfressen und verblichen und alt.

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