T H I R T Y F I V E

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T H I R T Y F I V E | Knarzend öffnete ich die Haustür und linste vorsichtig ins Innere des Hauses, welches ruhig und still im Dunkeln lag. Vielleicht war es bloß die Paranoia, doch es kam mir zu ruhig vor. Dennoch stieß ich schließlich die Haustür auf und trat leise hinein.

Ich brauchte nicht lange, um den Standort der Treppe ausfindig zu machen, die in den Keller führte. Ich hatte auch nicht vor, lange mit dieser Rettungsaktion beschäftigt zu sein. Am besten wollte ich ihn schnell finden und einen Abgang machen, wie ihn noch nie eine Menschenseele gesehen hatte. Dass das höchstwahrscheinlich aber nicht funktionieren würde, war mir natürlich klar.

Auf Zehenspitzen schlich ich die ebenfalls knarzende Treppe hinunter, wobei ich bei jedem Geräusch kurz die Augen zusammenkniff und inständig hoffte, dass sie mich nicht kommen hörten oder zumindest dachten, dass es nicht ich war, die hier herumschlich sondern eines ihrer widerlichen Kreationen dort draußen. Doch abgesehen von meinen leisen Schritten und dem kontinuierlichen Knarzen blieb es zu meiner Erleichterung still.

Dann flitzte ich, noch immer so leise wie nur möglich, in die Ecke des Kellers, an die ich mich noch erinnern konnte und suchte den Teil des Raumes nach irgendwelchen Hinweisen ab. Hier waren wir aufgetaucht, keine Frage. Es musste hier gewesen sein.

Mit panischen, schnellen Händen fuhr ich über die Wände, tastete die Möbel ab und suchte. Bewegte Gegenstände, die vielleicht einen geheimen Raum enthüllen könnten, irgendwas. Doch egal was ich tat, ich suchte, drückte, fasste, es war alles leer. Kein einziger Hinweis, nichts.

Die neu gewonnene Hoffnung verschwand genauso schnell wie sie gekommen war. Ich atmete tief aus, und war nicht auf den klagenden Schluchzer gefasst, der dabei aus meinem Mund herausrutschte. Verzweifelt ließ ich mich auf den Po fallen, den Kopf in meinen Händen vergraben, die an meinen Haaren zerrten. Kein Junge. Kein Ausweg. 

Nur ein großes, schwarzes Loch in meiner Brust, eine leere Hoffnungslosigkeit. 

Ich würde hier sterben, hier untergehen in Folter und Qualen, und bis in die Ewigkeit Neuankömmlinge plagen, bis ich hoffentlich auch irgendwann mal getötet wurde.

Schniefend ließ ich mich zur Seite kippen, um mich auf dem Boden zusammenzurollen, wobei mir ein kleines Zischen entfuhr, als sich mir etwas unangenehm in die Seite drückte. Grob steckte ich meine Hand unter meinen Körper, um den Gegenstand in die nächste Ecke zu pfeffern und mir wenigstens in bequemer Pose die Augen ausweinen zu können.

Doch kurz nachdem sich meine Finger um etwas Ringförmiges geschlossen hatten und begannen daran zu ziehen, wurde ich aufmerksam. Schniefend blinzelte ich die Tränen weg und setzte mich wieder auf, den Blick unter mich richtend, und fast hätte ich mich dafür ohrfeigen können, es nicht bemerkt zu haben.

Unter mir befand sich eine Falltür mit einem Metallring zum hochziehen, im altmodischen Design, wie auf den Schiffen in diesen alten Piratenfilmen, die meine Mum so gerne schaute. Und es war einfach viel zu offensichtlich. Vielleicht hatte ich es deshalb nicht bemerkt.

Tief ausatmend, mein Atem noch immer zittrig, legte ich meine Finger um das kühle Metall und zog es in einem langsamen Tempo nach oben. Unter mir war es stockfinster. Kein Licht, kein Geräusch, fast schon beängstigend friedlich. Müffelnder Gestank drang stattdessen zu mir herauf. Verfaultes Fleisch und modriger, nasser Keller, miteinander vermischt.

Da ich nichts dort unten sah, blieb mir nichts anderes übrig. Die Augen zusammengekniffen sprang ich einfach, hoffend, dass das Loch nicht allzu tief war und landete, zu meinem Pech, kurze Zeit später aber doch tiefer als gedacht auf kaltem, harten Stein. Ein Stöhnen kam über meine Lippen, als ich mich schwerfällig zur Seite rollte, die schmerzenden Glieder pochend in meinem Körper spürend. Dann vernahm ich Schritte in der Dunkelheit. Sanft und leise, kaum hörbar und federleicht. 

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