Kapitel 2

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Sie zeigten uns wo wir die nächsten drei Monate untergebracht werden würden. Jeweils zwei Mädchen in einem Zimmer. Es war schon klar, dass ich mir mit Tessa ein Zimmer teilen würde. Am Ende des Rundganges standen wir vor der großen Halle und warteten darauf, dass die Tore geöffnet wurden und wir Informationen erhielten. "Pssst Rose", flüsterte Tessa leise. "Was denn?", fragte ich gelangweilt. "Du wirst aber sowas von angestarrt von diesem Typen! Man der zieht dich ja fast aus mit seinen Blicken!" Ich begann zu lachen. Tessa war die einzige, die mich einen Moment vergessen lässt, dass meine Familie vielleicht sterben würde. Vorsichtig deutete sie mit ihrem Zeigefinger auf eine große Gruppe von Soldaten. "Wow wenn 30 Männer auf einem Fleck stehen und alle gleich angezogen sind dann kann ich ja super erkennen wer mich beobachtet!", sagte ich ironisch. "Du untertreibst ja völlig! Das sind locker an die 50!" Spielerisch genervt verdrehte sie die Augen. "Ach ich hab dich lieb mein kleiner Tassenkuchen!", flötete ich und zog an einer ihrer Strähnen. "Joa ich dich auch Rosenkranz!", erwiderte sie gelassen und legte mir einen Arm um die Schulter. "Weißt du, dass wir hier zwar keinerlei Möglichkeiten haben shoppen zu gehen, aber dafür werden wir endlich erfahren, ob uns nun Tarnfarben stehen oder nicht, aber mal ehrlich Baby: Uns steht alles!" Wieder begann ich zu lachen und nickte zustimmend. "Logo dazu noch zwei süße Franzosenzöpfe und zack uns liegen alle zu Füßen!" Nun stieg sie in mein Lachen ein. Als wir uns langsam eingekriegt haben wandten wir uns zu dem Mann, der uns sagte, dass wir die Halle betreten sollten, was wir auch taten. Nebeneinander setzten wir uns hin und warteten darauf, dass er mit seiner Rede anfing, was er dann auch tat:"Nun, wo ihr euch einen kleinen Überblick über das Lager gemacht habt, erkläre ich euch noch einige weitere Dinge. Dieses Telefon hinter mir verschafft euch Kommunikation mit euren Eltern oder anderen Familienangehörigen. Ihr seid nur 45 Schüler, daher könnt ihr öfter und länger mit euren Eltern telefonieren. Das heißt 3 mal die Woche für 15 Minuten. Dieses Telefon gibt es in jeder Schlafhalle, der Halle, wo euer Zimmer, eure Küche und euer Aufenthaltsraum ist. Die Männer, die euch herumgeführt haben wohnen ebenfalls in dieser Halle und sorgen dafür, dass ihr einen angenehmen Aufenthalt habt. Geht zu Ihnen, wenn euch etwas stört oder etwas anderes euch belastet. In den Gruppen werdet ihr Essen. Frühstück, Mittag und Abendbrot. Den Unterricht hier vor Ort geschieht in dieser Halle, in der wir uns befinden. Euren Stundenplan wisst ihr bereits, haben uns eure Lehrer mitgeteilt. Jeden Morgen gehen die Soldaten laufen. Ihr könnt sie gern begleiten, meldet euch aber am Tag zuvor bei eurem Gruppenaufpasser an. Einmal in der Woche könnt ihr das Gelände verlassen und euch die nahegelegene Stadt ansehen. Einmal im Quartal reist ihr für ein Wochenende mit eurer Gruppe weg, die Soldaten eurer Gruppe werden euch dann selbstverständlich begleiten. Wenn es keine Fragen mehr gibt könnt ihr euch zu eurer Halle begeben." Niemand meldete sich, also standen wir auf und liefen zu unserer Halle.

"Wer hatte mich denn eigentlich nun angestarrt?", fragte ich an Tessa gewandt. "Ähm... Ich überlege gerade wie er heißt... Ach sieh mal da ist er!" Sie zeigte auf einen einzelnen Soldaten, der voran unserer Gruppe ging. Von hinten war er nur schwer zu erkennen, aber er hatte breite Schultern und blonde Haare. "Siehst du wie er läuft? Hat was ne?" Ich grinste Tessa aus den Augenwinkeln an und schüttelte nur mit dem Kopf. "Nur du kriegst es hin, dass ich den Gang eines Mannes sexy finde." Zustimmend nickte sie. "Komm lass uns weitergehen Rosie, denn ich glaube unser Abendbrot wartet schon auf uns." Mit diesen Worten zog sie mich in die Halle und von dort aus in den Speiseraum. Dort angekommen sahen wir uns gespannt um, denn dieser Raum war einfach riesig. "Du holst trinken, ich hol essen!", bestimmte Tessa und ich machte mich auf dem Weg zwei Becher mit Wasser für uns zu holen. "Kannst du mir bitte auch etwas eingießen?" Ich erblickte neben mir Erica Christoph. "Klar." Ich reichte ihr einen Becher und sie dankte mir. Als ich mich dann wieder auf den Weg zu Tessa machen wollte sah ich sie auch schon neben den Lang - Zwillingen sitzen und sie unterhielt sich angeregt mit Susanna. "Hier bitteschön", sagte ich und reichte ihr einen Becher. "Dankeschön. Nudeln mit Tomatensoße, schmeckt besser als es aussieht."

Nach dem Essen machten wir uns auf den Weg auf unsere Zimmer, denn wir hatten einen ziemlich anstrengenden Tag hinter uns. "Wie findest du denn nun Sargent Monroe?", fragte mich Tessa. "Bitte wer?" Ich hatte keine Ahnung von wem sie sprach. "Na diesem Soldaten, der dich so süß angestarrt hat!", erinnerte sie mich. Ich zuckte nur mit den Schultern und wandte mich wieder meinem Spiegelbild zu. "Ich hab ihn noch nicht von vorn gesehen. Außerdem haben wir noch nie ein Wort gewechselt." Ich duellierte mich mit meinem Spiegelbild die Augen mal kalt und mal warm. "Naja das wird sich ändern, denn ich habe uns für morgen zum Frühsport, laufen oder was weiß ich, angemeldet."

Erinnerung Ans VergessenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt