Kapitel 13

590 22 1
                                    


Als ich das erste Auge aufschlug begann mein Kopf bereits zu dröhnen. Da fiel mir der letzte Abend ein und trieb mir sofort erneut Tränen in die Augen. Als ich jedoch hörte, wie sich Tessa bewegte schloss ich sofort wieder die Augen und drehte mich zur Seite. "Rosie?", flüsterte sie leise und ich spürte, wie sich meine Matratze sank. Dann legte sie sich neben mich und strich mir beruhigend über den Rücken. "Magst du drüber reden?", hauchte sie und ein Schwung Besorgnis war deutlich in ihrer Stimme zu hören. Ich zuckte nur kurz zusammen. Sie war die einzige, die mich sofort durchschauen konnte. Ich ließ mich von ihr auf den Rücken drehen. Stumm liefen mir die Tränen über die Wangen. "Was ist passiert? Du weißt, dass du mir alles erzählen kannst Süße", lockte sie es aus mir hinaus. "Ich bin gestern Abend nicht dazu gekommen etwas zu trinken. Die Küche war besetzt. Logan und Erica standen dort Arm in Arm..." Kurz wurden ihre Augen groß, ehe sie mich in den Arm nahm. "Du bist verliebt Rose", hauchte sie und ich nickte. "Und er auch. Zwar in eine andere. Aber er auch." Eigentlich dachte ich immer Erica wäre in Josh verliebt, aber so konnte man sich täuschen. "Magst du frühstücken?", fragte Tessa, obwohl die Antwort auf der Hand lag. "Nein danke Mausi", flüsterte ich und wischte wieder und wieder über meine Wange. "Dann komme ich sofort wieder okay?", versprach sie. Ich nickte nur. "Lass dir Zeit Tessa." Doch ich wusste, dass sie sich trotz allem beeilen würde. Als sie die Tür hinter sich schloss lag ich noch eine ganze Weile dort, ehe ich beschloss duschen zu gehen. Dabei achtete ich darauf nicht in den Spiegel zu sehen. Ich konnte meinen Anblick jetzt nicht ertragen. Ich liebte es heiß zu duschen und das Wasser an meiner Haut zu spüren. Als ich fertig war föhnte ich mir die braunen Haare und zog mir etwas bequemes an.  "Rose? Bist du im Bad?", fragte Tessa durch die Tür. "Ja!", schrie ich laut und trat in unser Zimmer. "Die beiden haben sich nichts anmerken lassen", gestand sie, doch ich zuckte nur mit den Schultern. "Ich dachte ja auch irgendwie er mag mich... Also ja ich kann bezeugen, dass er gut schauspielern kann..." Damit war das Thema für mich beendet, doch Tessa kam sofort mit dem nächsten. "Das ist deine Telefonkarte. Du kannst jetzt deine Eltern anrufen", hauchte sie und hielt sie mir hin. Ich nahm sie an mich und nickte schwach. "Bis nachher Tessa." Mit diesen Worten lief ich den Flur entlang hinaus aus dem Gebäude. Als sich zwei warme Finger um mein Handgelenk schnürten blieb ich automatisch stehen und drehte mich zu der Person. Oh ich wünschte mir ich hätte es nicht gemacht. "Hey Rose", hauchte seine liebliche Stimme und ein wohliger Schauder lief mir über den Rücken. Ich erwiderte nichts. "Rose? Gehts dir nicht gut?" Ein Schwang Besorgnis erklang in seiner Stimme und er machte noch einen Schritt auf mich zu, wenn das überhaupt möglich wäre. "Doch. Alles Prima", erwiderte ich gleichgültig. Für einen kurzen Moment bröckelte seine Fassade und ich konnte einen Hauch von Schmerz in seinen Augen sehen, aber der Augenblick war so schnell vorbei, dass ich mir ziemlich sicher war, dass ich es mir nur einbildete. "Rose..." "Logan...", sagten wir gleichzeitig und sahen uns tief in die Augen. Kurz begann er zu schmunzeln, doch als er sah, dass ich das alles andere als lustig fand, verschwand das süße Lächeln aus seinem Gesicht und sofort fühlte ich mich schuldig. Doch ich sollte ihn nicht zum Lachen bringen. Das war nicht meine Aufgabe. Das war die Aufgabe von Erica. "Hör zu Rose ich wollte mich mal in Ruhe unterhalten... Hättest du ein paar Minuten, die du für mich entbehren könntest?" Nun begann ich leicht zu lächeln. "Logan... Ich wollte jetzt eigentlich meine Eltern anrufen und mich mit ihnen unterhalten... Ich sag dir am Abend Bescheid okay? Es tut mir wirklich unendlich leid, doch ich muss mich vergewissern, dass es ihnen gut geht." Er nickte schnell. "Ist okay Rose. Bis heute Abend... Wieso warst du nicht mit joggen?", wollte er als letztes wissen. "Ich hab einfach verschlafen. Es war gestern noch eine lange Nacht und ich hatte dann noch Durst und..." Da fiel mir auf, dass ich ihm gerade gestand, dass ich ihn gestern Abend belauscht hatte. "Und...?", hackte er nach. "Pinkeln. Ich muss immer so dringend pinkeln, wenn ich abends noch was trinke. Das geht dann die ganze Zeit hin und her... Naja pinkeln halt. Ich muss los bis dann!" Pinkeln?! War ich denn total bescheuert?! Fluchtartig verließ ich unser >Haus< und lief zu dem Telefon. Den Chip steckte ich in das, dafür, vorgesehene Loch und wählte die Nummer. Sehnsüchtig wartete ich auf das Tuten, welches auch bald ertönte und mich aufatmen ließ. 

"Hallo?", ertönte die Stimme meiner Mutter.

"Mama! Hier ist Rose! Wie geht es euch? Ist bei Dad, dir und Cameron alles in Ordnung? Es tut mir so leid, dass ich mich nicht eher gemeldet habe Mama!", plapperte ich drauf los.

"Rose! Uns geht es dem Umständen entsprechend und dir? Geht es dir auch gut? Paul komm schnell Rose ist am Telefon!" Ich lachte leise und wischte mir eine Träne aus dem Gesicht. Sie war noch genau so wie damals. 

"Mir gehts soweit gut. Hallo Papa!", schrie ich dann lachend als er im Hintergrund laut meinen Namen schrie. 

"Rosie?" Sofort begann mein Herz auszusetzen. Cameron.

"Hey kleiner Mann. Passt du auch gut auf Mama und Papa auf?", fragte ich ihn. 

"Aber natürlich Rosie! Ich... Mama? Mama! Mama wo bist du? Ma..." 

Augenblicklich bekam ich es mit der Angst zu tun.  

"Cam? Was ist los? Cam? Cam!" Es war mir egal, ob mich nun alle anderen anstarrten. 

"Rose?" 

"Mom! Was ist denn los bei euch?!", schrie ich verzweifelt. 

Ich hörte immer wieder diese Schreie der Menschen und ab und an waren Pistolenschüsse zu hören. "Mom!! Dad!! Cam!!" Augenblicklich wurde mir der Hörer aus den Händen gerissen. "Gib es mir wieder!", schrie ich mit Tränen in den Augen. Ich wollte mit meinen Eltern reden. Ich wollte mich vergewissern, dass sie noch leben. "Rose nein!", dröhnte die Stimme von Tessa in mein Ohr und als ich die Hände hochriss um an den Hörer zu kommen wurden meine Hände in andere genommen. "Lasst mich in Ruhe! Ich will zu meinen Eltern!", schrie und weinte ich. Es war verletzten sie nicht zu sehen, zu hören, oder sie in den Arm nehmen zu können. "Komm Rose", hauchte seine sanfte Stimme wieder, doch sie konnte mich nicht beruhigen. Ich weinte. Ich schrie. Ich hatte Angst. Ich hatte Todesangst. Schlussendlich wurde ich hochgenommen und in einen, mir fremden, Raum getragen. "Rose bitte beruhige dich!", bat Logan wieder und wieder. "Sind sie tot?", fragte ich erstickt. "Wir erfahren bald mehr ich verspreche es dir." Weinend drehte ich mich auf die Seite und ließ mir von ihm über den Rücken streichen. "Mom? Dad? Cam? Ich liebe euch."

Erinnerung Ans VergessenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt